Kapitel 40 ~ * fog an past *

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Gedankenverloren lief ich schon eine Weile am Strand, am Wasser entlang. Die Wellen schwappten angenehm kühl über meine Füße. Ich blickte ins Leere. Ich genoss die Zeit hier. Als ich das merkte, holte mich schnell das schlechte Gewissen ein. Denn meine Mam war der Grund für unsere Anreise. Auf der einen Seite hatte ich mich so sehr auf den Urlaub in Afrika gefreut. Doch jetzt wo ich hier war. Fühlte ich mich verloren und konnte den Urlaub noch nicht richtig genießen. Viele Momente hier, erinnerten mich an meine Mam. Die wenigen schönen Erinnerungen, die wir gemeinsam hatten. Ich wusste, dass sie nicht gewollt hätte, dass ich traurig bin und mich deshalb zuhause vergrub. Ich musste einen Weg finden, um den Urlaub trotz allem zu genießen. Hinter mir tauchte jemand auf, ich wandte mich um und schaute Dante ins Gesicht. Er hatte meine ernsten Gedanken gesehen und fragte was los war. Als ich ihm alles erzählt hatte atmete er schwer und legte mir eine Hand auf die Schulter und distanzierte sich dann wieder. 
»Sicher würde sie das nicht wollen. Du kannst deiner Mam auf deine eigene Art und Weise  gedenken. Die Menschen die uns lieben, wollen, dass wir glücklich sind und das tun, wozu sie selbst keine Möglichkeit haben, oder mehr haben werden. Dein Herz ist schwer, wenn du an sie denkst aber du findest deinen Weg.« Dante hatte eine blassblaue Blüte am Hemd. Es war offen und er holte sie aus der kleinen Brusttasche. Er steckte sie mir ins Haar und stupste mein Kinn ehe er sich abwandte. Diese Geste war irgendwie tröstlich und riss mich aus den düsteren Gedanken. Schweigend ließ ich ihn gehen und wanderte noch eine Weile im Sand umher.

Grade, als ich in die Suite zurück schlich, um eine Jacke zu holen, sah ich vom Weiten, wie Jessica unser Zimmer verließ. Sofort fuhr eine gewisse Unruhe und Ernsthaftigkeit in meine Muskeln. Das stieß mir ziemlich übel auf. Als ich zur Tür rein kam, saß Dimitri an der Bar mit einem Glas Whisky in der Hand und schaute von seinem Blatt Papier auf. Wirkte jetzt erstmal nicht sehr verdächtig. So wie er mich ansah, mit Lust getränkten Augen, konnte da unmöglich kurz zu vor etwas gewesen sein oder? Der Gedanke beruhigte mich ein wenig aber restliche Zweifel blieben. 
Wer Dimitri sah, konnte einfach nicht glauben, dass er mit einer Frau zufrieden wäre. Wer ihn kannte, glaubte es schon gar nicht. Das bewiesen mir jedes mal die Aussagen seiner Partner und Sicherheitsleute. Ich wusste nicht recht, wie ich damit umgehen sollte und ob ich ihm in dem Punkt vertrauen schenken durfte. Doch ein kleines Teufelchen auf meiner Schulter wütete. Ich wusste, dass ich es nicht einfach ignorieren konnte und dass ich ihn darauf ansprechen musste. Aber wie, ohne dass es zu einem Streit kommt oder unser Verhältnis wieder darunter litt? Ich stand bei ihm so oft vor schweren Entscheidungen und musste überlegen, wie ich mit diesen Situation umging. Dummerweise meldete sich mein Dickkopf immer im ungünstigsten Augenblick.

»Bist du noch immer verlegen, weil du dem Chef ein...« Er sprach es zum Glück nicht weiter aus, als ich ihn so warnend ansah. Es war der Gedanke an Jessica der mich so wütend funkeln ließ. Ohne darauf zu antworten, ging ich zu ihm und holte mir etwas von dem gekühlten Obst aus dem Kühlschrank. Schließlich war er mein Erster und das wusste er.
»Ich bin halt so... Ich kann es nicht ändern, es fällt mir nicht leicht. Jessica und Ivanka, können es vermutlich ohne mit der Wimper zu zucken... Die würden über mich lachen...« Ich hoffte er würde von selbst drauf kommen und von ihr erzählen. Er grinste und fühlte sich keiner Schuld bewusst. Im Gegenteil.
»Jessica und Ivanka...«, betonte er. »Die Mädels haben das nie gemacht. Beide sind sich zu schade dafür und recht Faul im Bett«, zog er mich an sich. Er war angenehm warm und roch gut. Mein Herz raste aber ich wandte den Blick ab. »Und es gibt viele Frauen von denen ich es gar nicht haben will. Du mein sexy Häschen, solltest dich nicht mit anderen vergleichen. Das ergibt kein Sinn. Aber ich kann dir sagen, dass jeder Mensch einzigartig ist. Jeder hat seinen Rucksack und es ist wichtig, sich selbst zu akzeptieren und zu lieben, anstatt sich mit anderen zu vergleichen. So wirst du immer Zweifel haben. Jeder hat seine eigenen Stärken und Schwächen und es ist wichtig, diese zu akzeptieren und zu schätzen. Ich tue das jedenfalls aber hier oben, in deinem Kopf muss du es sehen, was für ein wundervoller Mensch du bist.« Ein Prickeln, holte mich ab, durch seinen Kuss, der sanft auf meinem Mund zerplatzte. Der holzige Geschmack des Whiskys verschmolz mit dem fruchtigen Geschmack des Obstes. Seine Hände streiften mein Haar und schoben es mir hinters Ohr, während er mir diese Sätze ins Ohr flüsterte. 
»Okay.«
»Für mich ist es schwierig, diesen schmalen Grat zwischen deiner Angst und deinem Verlangen nach mir zu laufen. Ein Wort, eine falsche Handlung können reichen, um dich zu verletzten oder zu verunsichern, dessen bin ich mir bewusst. Und es bräuchte tausende Worte und Handlungen, um es wieder gut zu machen.« Ich wandte mich ab.
»Deshalb denke ich ständig darüber nach, ob ich dich wirklich glücklich machen kann.« Nach den Worten verließ er das Zimmer und verschwand im Bad. Die Worte hatten ihn aus irgendeinem Grund verärgert. Vermutlich ging er doch wieder direkt zu Jessica... Ich hasste diesen Gedanken. Je länger ich über die Worte nachdachte die er gesagt hatte umso mehr tat es mir leid, dass mich der Anblick von Jessica , die aus unserem Zimmer kam, so geärgert hatte. Vielleicht war es nur geschäftlich. Meine Erinnerungen an ihn und sie, machten es mir nicht so leicht ihm zu glauben aber immerhin, war er hier, bei mir. Blöder Gedanke. Er hatte ihn vermutlich gar nicht mehr verdient aber ich konnte ihn nicht abwimmeln und daran war er selbst Schuld. 

Loyalty - heart reflection (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt