Kapitel 16 - * incoming *

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                 * Als ich mit Dante unsere Sachen zusammensuchte, musste ich die ganze Zeit an diesen Streit denken. Wie konnte sie mir Kinder zumuten? Sie wusste wie launisch und unberechenbar ich derweil sein konnte. Angel war ein Feuer. Es war schwer zu zügeln. So viel Gutes wie sie in mein Leben brachte, so viele Hürden tauchten auf. So zerstreut, wie in den letzten Tagen, kannte ich mich nicht. Es war nicht zu übersehen und das jetzt. 
»Muss dieses Thema auch jetzt zwischen uns liegen. Dante ich habe keine Ahnung was ich tun soll. Wann immer sie mir näher kommt habe ich das Gefühl ich mache 1000 Schritte zurück. Wenn ich dann den Abstand habe den ich will, fehlt sie mir. Ich hab das Gefühl jede meiner Entscheidungen was sie betrifft ist falsch.« Dante seufzte schwer und ich bemerkte seinen zweifelnden Gesichtsausdruck. 
»Ich weiß nicht was du von mir hören willst Dimitri. Du hast so ziemlich alles falsch gemacht. Du redest manchmal ohne nachzudenken. Wenn sie in der Nähe ist, handelst du von Zeit zu Zeit, auch ohne nachzudenken. Ihr seid wie Feuer und Benzin. Bei der Entscheidung nach Mexico zu kommen hast du nur an dich gedacht. An das was du willst. Ich verstehe deine Schritte was sie betriff nur bedingt aber seit ich hier bin, weiß ich wie schwer es ist ihr nicht jeden Wunsch von den Augen ablesen zu wollen. Es liegt an dir, wie das hier ausgeht. Nicht an ihr. Du handelst sie reagiert. Heirate sie und nimm an, was sie ist. Das hätte ich gemacht aber ich weiß, dass es für dich undenkbar ist.« Ich schnaufte frustriert.
»Bist du von allen guten Geistern verlassen. Sie heiraten? Sie will Kinder, was denkst du dir? Das gibt ihr doch nur Hoffnung, dass sie an meiner Seite eine normale Familie haben könnte. Heiraten. Setz ihr bloß keine Flöhe ins Ohr. Ich weiß nicht was ich mit der kleinen Göre machen soll, um die sie sich kümmert. Angel ist das Chaos. Ständig bereue ich eine Entscheidung, die sie betrifft. Bei Jessica oder Ivanka traf ich nie auf Widerstand. Wieso sind sie so einfach und Angel so schwierig?« Stille lag im Raum, ein lautloser Aufschrei. Als ich mich umdrehte und die Tasche nahm, stand sie plötzlich hinter uns. In ihren Augen lag Traurigkeit und Wut.
»Verdammt Angel, bitte mach jetzt kein Drama daraus. Ich habe...« Sie hob die Hand und senkte den Blick. 
»Ich will jetzt nicht darüber reden. Halt dich von mir fern. Ich entscheide selbst, was ich tue und was nicht. Bisher habe ich keine meiner Entscheidungen bereut. Vielleicht hättest du in New York bleiben sollen. Du willst doch diese Beziehung nur zu deinen Bedingungen... Vergessen wir es einfach.« Sie hielt mein Handy in der Hand, ich hatte es im Keller liegen gelassen. »Es ist Shief... Ich warte am Landeplatz...«
»Angel komm schon!« 
»Lass es bleiben! Du hast Recht, Jessica und Ivanka machen es dir einfach... Da hast du doch deine Antwort«, fauchte sie wütend und verließ das Zimmer.
»Wieso muss sie immer so schwierig sein?«, stieß ich aus und fuhr mir über den Schädel. Als ich Dante so sprachlos anschaute, verließ er fluchtartig den Raum. 

Auf dem Rückflug sprach sie kein Wort mit mir und wandte den Blick ab. Ich hasste es, wenn sie so war. Ich kam mir schon wieder vor wie ein kleiner Junge, den man zur Strafe aufs Zimmer geschickt hatte. So hatte ich mir die Auszeit mit ihr nicht vorgestellt. 
»Angel wir sind bald zurück in New York und ich will nicht, dass etwas zwischen uns steht.«
»Es steht aber etwas zwischen uns! Worte und Taten haben immer eine Konsequenz Dimitri. Mag sein, dass die Schuldgefühle deiner Leute ausreichen um den Mund zu halten, wenn du dich benimmst wie ein Arsch. Geh doch zurück zu Ivanka oder Jessica. Die sind viel einfacher gestrickt als ich. Die geben ja keine Widerworte!« Sie verschränkte die Arme und lehnte sich zurück. Unverblümt setzte sie sich Kopfhörer auf und zeigte mir den Mittelfinger. Ihr zorniger Blick wich und sie schmollte in sich hinein.
Sie setzte sich weg zu Iris und atmete schwer. Ein paar verstohlene Blicke erreichten mich durch meine Männer. Iris  schüttelte den Kopf.   
»Schön, wie du willst, dann lassen wir es...«, knurrte ich und wandte den Blick ebenfalls ab.  

Als wir in New York landeten, waren unsere Probleme nichtig. Auf den Straßen herrschte Chaos. Die Flughäfen wurden geschlossen. Man kam nicht rein oder raus aus New York. Auf den Straßen fuhren Regierungsfahrzeuge aber mittlerweile auch die meiner Männer. An dem Flugplatz konnten wir nur noch landen, weil er privat war und meine Sicherheitsstufe ausreichte. Zurück kamen wir nun erstmal nicht. 
Ich gab meinen Leuten Anweisungen und wartete auf unseren Wagen. Angel steuerte neben High auf seinen Land Rover zu. 
»Wo willst du hin?« 
»Ich fahre mit ihnen. Wenn sie zu den Leuten fahren bin ich dort nützlicher. Einige davon kann ich sicher beruhigen. Ich kenne da hinten viele.« Sie suchte offensichtlich auch den Abstand zu mir. 
»Also gut, pass auf dich auf.« Ich packte sie am Arm und küsste sie auf die Stirn ehe ich mich abwandte. Ich warf High einen deutlichen Blick zu und machte mich dann auf den Weg zum Tower. Für Sekunden löste sich das düstere Feuer in ihrem Gesicht. Zuhause angekommen fuhr ich runter mit dem Fahrstuhl in die Zentrale, um mit Moby und Ly einen Rettungsplan aufzustellen. Mit Henrys Hilfe, koordinierten wir die Einsatzfahrzeuge meiner Teams und die der Regierung. Über Funk waren wir mit ihnen in Verbindung und fuhren alle Gebiete ab. Dante machte Fotos von den Schäden die entstanden waren und es war der Plan, beim Wideraufbau zu helfen. Wir hatten die Ressourcen und Männer aber es gab auch einige Freiwillig die ihre Hilfe anboten. Es war gut mit den Menschen vor Ort zu reden. Die Gebiete die betroffen waren, standen auch unter unserer Kontrolle. Es war unser Gebiet. Wir mussten nah dran sein um die Fehler zu finden, die wir beim Schutzkonzept nicht bedacht hatten. Die Gebiete in denen viel Armut herrschte, hatten weniger Kameras und weniger Kontrollen der Stadt. Hier mussten wir aufstocken, was durch das NYPD nicht gedeckt werden konnte. Zu viele waren schon unter der Hand der Gesellschaft, die ihre Fäden zog. 

Loyalty - heart reflection (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt