Kapitel 5 ~ * Heart and kidneys *

26 1 3
                                    

Mein Blick war auf die Wellen gerichtet, während ich beobachtete, wie die Sonne aufging. Ich hatte mein Zelt derweil am Strand aufgebaut und genoss nachts das Rauschen der Wellen. Wir waren mit dem Haus innerhalb der drei Wochen sehr weit gekommen. In meinen Schlafsack gekuschelt, wurde ich langsam wach. Man spürte förmlich, wie die Temperaturen stiegen. 
Warm schien die Sonne auf meine Haut und kitzelte in der Nase. Ich streckte die Füße aus dem Zelt, in den warmen Sand und schaute mir Dantes Skizzen auf dem Laptop an, die er mir geschickt hatte. Seine Idee für den Hof, gefiel mir gut und ich konnte mit einem Stift, dem Entwurf etwas hinzufügen. 
Den Hof, wollte ich zwischen Eingang, Waschküche und Werkstatt mit den Schieferplatten gepflastert haben. Er hatte noch einen Brunnen eingezeichnet und ich fügte eine kleine Lehmtreppe dazu, die sich um den Brunnen, an beiden Seiten, zum Eingang hochzog. Ich sendete die Änderung ab und wartete auf eine Antwort, als er plötzlich um das Zelt lief und mich anschaute. 
»Guten Morgen schöne Frau. Wie wäre es mit einem Tee bevor wir unsere Ideen besprechen?« Er hatte ein Frühstückstablett dabei, mit einer Teekanne voll Rosenblütentee, einer Schüssel Obst und zwei Brötchen mit selbstgemachter Kräuterbutter. Daneben standen zwei Teetassen und Honig. Er stellte es zwischen uns im Sand ab und setzte sich. »Wir sind heute alleine, die anderen sind zu einem Autorennen aufgebrochen. Die Nachbarn haben auf dem Markt von der Strecke hier in der Nähe erzählt.« Ich lächelte. 
»Ja, die alte Piste. Dort fahren die Leute mit  selbst zusammengeschraubten Fahrzeugen. Das ist hier eine recht große Szene.«
»Verstehe.« Etwas mulmig war es mir schon. Ich wusste, dass ich keine Angst haben musste. Er hatte nie den Eindruck gemacht, als müsste ich irgendeine Befürchtung hegen. Aber auch hinter seinen Augen lauerte eine lustvolle Gier. 

»Hast du etwas gegen ein Shooting? Es ist für meine private Galerie. Ich würde gerne 2 Schüsse hier mit dir am Strand und in der alten Kirche drehen.« Ich schaute ihn irritiert an. 
»Wieso mich?«
»Du inspirierst mich.«
»Ich versteh nicht wieso.« Dante hatte ein warmes Grinsen auf den Lippen.
»Na ja ich mag schöne Gebäude, schöne Orte und schöne Frauen. Hier trifft alles aufeinander. Sieh mal, wenn du tanzt, wirst du auch von irgendwas inspiriert und nicht selten ist es das Leben, was du in gewisser Weise neben Dimitri und mit ihm führst. Er und sein Leben, sowie sein Umfeld beschäftigen dich. Deshalb schreiben er und Sin, die meisten Songs, die von dir inspiriert sind. Zufällig hast du auch für mich etwas geheimnisvolles und schönes. Du bist ungewöhnlich stark auf deine Umgebung sensibilisiert.« Er schwieg einen Moment und legte seine Hand auf meine. »Wir können ja einfach anfangen. Sobald du dich unsicher oder unwohl fühlst, brechen wir ab. Wenn dir die Fotos am Ende nicht gefallen, lösche ich sie. Doch vielleicht kommt irgendwann der Moment, wo du sie mir für ein berufliches Projekt freigibst. Im Moment habe ich kein neues Parfüm in Planung aber das wäre z.B etwas, was ich mir vorstellen könnte.« Seufzend sah ich ihn an und nahm meine Hand weg. 
»Na schön. Nur zwei Sets?« Er nickte. Irgendwie verstand ich ihn und er hatte Recht. Ich ließ mich auch von Dimitri und meinem Umfeld inspirieren. Nie hatte sich jemand darüber beschwert.
»Zum Dank, koche ich heute für uns zwei. Ich bin ein guter Koch. Backen kann ich auch ganz gut.«
»Du Backst?«
»Du etwa nicht?«
»Früher mit Nana manchmal aber nicht besonders gern.«
»Hätte gedacht du wärst eine gute Backfee.«
»Da muss ich dich enttäuschen.«
»Du könntest mich niemals enttäuschen.« Nachdenklich sah ich ihn an, als er aufstand und mir seine Hand zur Hilfe reichte. Ich lächelte ihn an.
»Danke!« 

Er ging mit mir zur Kirche. Wir zogen die alten Tore auf und begutachteten diesen verlassenen aber gut erhaltenen Ort. 
»Wie kam es dazu, dass dieses Denkmal zu eurem Grundstück gehört?«
»Keine Ahnung. Damals war ich zu klein für solche Gedanken und jetzt hab ich keinen mehr den ich fragen könnte aber drüber nachgedacht habe ich seit ich hier bin schon öfter. Gut möglich das Baba es selbst gebaut hat. Er und Nana liebten solche Orte.« Dante schaute sich um und setzte sich auf eine der staubigen Bänke. Ich zog das schwarze Trägerkleid über, dass er mir hinhielt. Sie waren nur ganz schmal. Es war schön geschnitten und leicht verspielt.  Er erklärte mir, was er hier vor hatte. 
Seine Miene wirkte konzentriert und verträumt. Wir saßen hier, als hätte uns der Himmel, als letzte hier vergessen. Bei ihm wirkte es, als gäbe es immer einen Weg. Ich hatte das Gefühl alles wäre okay, während vielen da draußen, durch den Krieg der Boden unter den Füßen weggerissen wurde, verbrannte oder wegschwamm. 
»Wie lange kennst du Dimitri schon?« Er unterbrach seine Visualisierung des Shootings und musterte mich.
»Lange genug um zu wissen, dass er nichts ohne Grund tut. Wenn auch du anfängst seinem Handeln zu Vertrauen, wirst du mehr sehen. Wir sind uns nicht wirklich fremd. Wir sind nicht wirklich was wir scheinen. Ich bin so, wie ich bin weil er mich vor allem beschützt hat. Alles was mir hätte passieren können ist an ihm abgeprallt. Alle Werte die du kennst, waren bei ihm so gut wie vergessen... Bis du aufgetaucht bist. So jetzt genug der Fragerei Kätzchen.« Er stellte zwei Scheinwerfer auf und einen Ventilator. Als er das Licht eingestellt hatte und sein Stativ so stand, wie er es brauchte machte er einen kurzen Test. Durch den Ventilator und das Licht, wirkte der Hintergrund auf dem Bild der Kamera wie im Nebel. Der Staub glitzerte leicht. Über seinen Laptop machte er leise eine Rockballade an. 

Loyalty - heart reflection (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt