Kapitel 38 ~ * creep my heart *

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Zwei Tänze später, fingen Amaru und seine Bandkollegen an ihre akrobatischen Künste vorzuführen. Es war unglaublich, wie viele Flickflacks sie hintereinander schafften. Ich war beeindruckt, tat aber cool und nahm Anlauf, um einen Ratschlag mit einem Flickflack zu kombinieren und landete sicherer als erwartet auf den Füßen. Turnen mit Moves aus dem Street Dance zu vereinen, war keine Leistung. In Brooklyn sah man die verrücktesten Choreos schon bei den kleinen Kids auf der Straße.
Er und seine Band waren gut drauf und ich mochte ihre Art Musik zu machen. Die Gäste fühlten sich unterhalten und applaudierten uns, als wir uns am Ende der kleinen Darbietung verneigten.
»Willst du es mal versuchen«, fragte er mich, als die Band einen neuen Song anspielte. »Wirklich?«
»Sicher, setz dich.« Ich hatte den Platz an der Trommel eingenommen und passte auf, als er hinter mir stehen blieb und eine Unterweisung gab. Er ließ mich dann alleine spielen und beobachtete nur. Die Jungs seiner Band alberten rum und einer von ihnen kam zu mir, um den Song mit zu trommeln. »Und macht es dir Spaß?« Ich nickte und trommelte mit den Händen, den Sound des neuen Liedes von $!N. Ich ließ es auch Juli und Lay versuchen, die uns begeistert zu jubelten.
Bei einer Pause erzählte die Band mehr von dem Fest am Freitag, wie es ablaufen würde und dass dort Spendengelder gesammelt wurden. Amaru versuchte mich offensichtlich für die Show zu gewinnen, daher sagte ich ihm das ich es versuchen wollte.

»Da lässt man dich nur ein paar Stunden aus den Augen und schon sehe ich dich umgeben von Männern.« Erschrocken drehte ich mich um und stand von der Holzkiste auf, auf der ich gesessen hatte. Mit ihm hatte ich jetzt einfach nicht gerechnet. Ich war so vertieft in das Gespräch und die Musik, dass ich die Umgebung vollkommen ausgeblendet hatte. Selbst ihn und Jessica. Er stand da, an den Rahmen der Tür gelehnt und das scheinbar schon etwas länger, denn am Tisch drin bei ihm, saßen auch Alexander und Dante mit ein paar halbleeren Drinks. Ich sah zu Amaru und lächelte kurz.
»Wenn ich Zeit habe, werde ich da sein. Bis später.« Ich ging rüber zu ihnen und senkte etwas verlegen den Blick, als ich vor Dimitri stehen blieb. »Hey«, grüßte ich ihn zögerlich. Er schob seine Hand unter mein Kinn und ich spürte diesen sanften Kuss auf meinen Lippen, während ich das eisige Funkeln in seinen Augen fürchtete. Ich dachte daran, ob er Jessica auch geküsst hatte. Nein. Ich irrte mich bestimmt.
Mich überraschte eine Gänsehaut und ohne, dass ich es wollte, dachte ich an seine Berührungen der letzten Nacht.
»Muss ich mir Sorgen machen, wegen dieses Kerls. Der ist so schnell weg vom Fenster, dass du nicht gucken kannst.« Ich schob seine Hand weg.
»Hör schon auf. Wir haben nur...« Ich wusste selbst nicht, wie ich es nennen sollte.
»Getrommelt, ich hab es gesehen. Ich stehe seit euren akrobatischen Showeinlagen hier. Mein kleines Cappuccino-Karamellhäschen... Hattest du also ein paar angenehme Tage?« Verlegen grinste ich ihn an und merkte trotz der trügerischen Ruhe, dass er an mir vorbei schaute und Amaru warnend anblitzte. Wie er diesen Kosenamen brummte gefiel mir.
»Die waren ziemlich gut« Bis auf den Schock, als ich die Buchhandlung verließ... - dachte ich mir leise. Vielleicht hatten Sie wirklich nur etwas besprochen.
»Bei Juli ist alles Okay?« Ich nickte. Sein Hemd stand bis zur Hälfte offen und man konnte die Narben auf seiner Brust erkennen. Man konnte auch die definierten Muskeln und den starken Oberkörper erkennen. Vermutlich spielten meine Hormone verrückt, sonst hätte ich ihn längst auf Jessica angesprochen. Es könnte auch an dem Klima hier liegen, dass er plötzlich so anziehend auf mich wirkte und ich jeden Zentimeter an ihm wahrnahm, als wäre er eine Lieblingssüßigkeit. Kurze Ärmel, kurze Jeans Shorts, wie so oft trug er alles in Schwarz und einem schönen Grau. Und wie herrlich er duftete. Diesmal musterte ich ihn so intensiv, wie er mich sonst. Er steckte offensiver, als sonst sein Revier ab, in der Art, wie er mich an sich Riss und küsste, konnte ich es deutlich spüren. Später musste ich die Sache mit Jessica auf jeden Fall ansprechen, sonst würde es mich noch auffressen.

Dimitri und seine Geschäftspartner waren an diesem Abend so gut gekleidet, dass sie so manche Blicke mit sich rissen. Wen wunderte es? Zusammen ergaben sie das Bild einer Schachtel Pralinen. Dante mit seiner hellen Haut und den milchblonden Beachboy Haaren, leicht gewellt und sehr gepflegt. Er hatte einen offenen, weltfreundlichen Blick, war witzig und hatte helle karibikblauen Augen, tief und verträumt. Albinos hatten in der Regel eine Sehbehinderung, das war bei ihm nicht der Fall. Dann war da Alexander der Russe mit zartbitter schwarzem, langem Haar - trug meistens einen Zopf. Seine braunen Augen waren wild und frech sowie auch seine Gesten und Gespräche. Ein Mann, der gerne mit den Frauen flirtete, ungeachtet dessen, dass er verheiratet war. Dann Dimitri mit seinem röstkaffeefarbenen, braunen Haar, welches so wild und rebellisch fiel. Seine eisigen, grauen Augen und die Narben in seinem Gesicht machten ihn zum Rebell in der Runde.
»Iris und Paola zwingen mich gleich zum Wellness. Wir stoßen dann etwas später zu euch.« Mein Blick wandte sich nur flüchtig an die anderen Beiden. »Ich geh mit den Mädchen solange bis sie hier sind in den Pool«, deutete ich auf die neugierigen Kinderaugen. Dimitri grüßte nun auch sie. Vermutlich wollten sie ungestört sein, daher grüßte ich die Männer mit einem kurzen Händedruck und zog mich dann zurück. Ehrlich gesagt hatte ich auch keine Lust auf die Gespräche übers Geschäft.

Loyalty - heart reflection (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt