Kapitel 29 ~ * Trip *

29 2 1
                                    

Ich klopfte sachte an die Tür seines Arbeitszimmers und ging rein.
»Hi...« Ich blieb im Rahmen stehen und prüfte die Lage. Daran war er selbst schuld. Schließlich wusste ich nie, wie er gelaunt war. Dimitri sah von seinem Papierkram auf und hob eine Braue. Ich war mir nicht sicher, ob er meine Nähe wollte und ließ ihm genug Raum, es selbst zu entscheiden.
»Spät...«, mahnte er, zog die Augen schmaler und stand auf.
Er kam zu mir. Forschend. Ernst. Ich versuchte ihm auszuweichen und sah auf meine Armbanduhr. Das Armband, was er mir zum Geburtstag geschenkt hatte, legte ich seit her nie ab.
Es war schon kurz nach neun Uhr und ich senkte den Blick noch tiefer. »Ich war beim Training«, erklärte und entschuldigte ich mich. Vor mir blieb er stehen und binnen Sekunden schlug mein Herz schneller. Sein Duft und seine Berührungen waren grade ziemlich einladend.
»Beim Training... Wenigstens bleibst du bei einer Ausrede. Und weshalb bist du betrunken? Hattest du die Kleine etwa dabei?«, legte er seine Hand unter mein Kinn und zwang mich aufzuschauen. Er sah mir in die Augen und streifte mit dem Daumen über meine Unterlippe.
»Ich war ziemlich lange mit Iris und Joel im Lords. Wirklich lange. Juli war bei Paola.«
»Und wann hast du geschlafen?«
»Gar nicht..., wir haben zu viel rumgealbert ich war nicht müde und ich hatte wirklich viel Spaß.« Als er begriff, das ich ihn nicht ansah, weil meine Unsicherheit ihn betraf, glaubte er mir. Er selbst wirkte noch etwas verschlafen und der raue Ton seiner Stimme, ließ mich vermuten, dass er noch nicht lange wach war. »Kaffee?«, hielt ich ihm einen frischen Becher hin und hatte gesehen, dass er noch keinen gekocht hatte.
»Mir wäre lieber gewesen, du wärst danach zu mir gekommen, Schneehase ...«, zupfte er an meinem weißen Rollkragen Pulli und der weißen Wollmütze.
»Ich denke, dass wäre keine gute Idee gewesen. Ich sah wirklich schlimm aus.« Sanfte Küsse begrüßten mich, streiften entlang meines Halses. »Außerdem, ich will mich an mein erstes mal mit dir erinnern können.« Langsam wollte ich zurückweichen, doch jemandem wie ihm konnte man nicht ausweichen, ohne eine Erklärung abzuliefern. Verlegen hob ich den Blick. Dimitri nahm mir den Becher aus der Hand und stellte ihn auf dem Sideboard neben mir ab. Er belächelte die aussage und stupste gegen die weiße, weiche, wollige Mütze mit der Plüschbommel auf meinem Kopf. Seine Hände glitten über den weißen Stoff der Jeans.
»Du denkst schon darüber nach. Gut.« Ein diebisches Funkeln legte sich in die grauen Iriden.
»Dimitri, ich hab noch nicht geduscht...« Seine Zunge glitt über meine Haut.
»Das kannst du auch danach machen...« Ich schob ihn wieder weg. Er wich zurück.
»Vermutlich willst du den Dreck des Packs abwaschen mit dem du die halbe Nacht gefeiert hast.«
»Wir haben nur...« Seine Stimme war streng aber nicht so kalt wie sonst.
»Dieser Alex treibt sich für meinen Geschmack zu oft in deiner Nähe rum. Ich hoffe das Tanzen mit ihm hat sich gelohnt.« Er griff nach meinem Rucksack, der auf einem antiken Stuhl neben der Tür lag und zog mein Handy aus dem vordersten Fach, das mit Spitze besetzt war. »Ist das die Nummer des DJs?« Natürlich hatten High und Shief ihm alles erzählt... Das war ihr Job, dafür wurden sie bezahlt. Eigentlich konnte ich froh sein, dass er nicht selbst dort aufgetaucht war. Mein Blick wanderte auf das Display, das Dimitri mir vor die Nase hielt und ich nickte. »Lösch die Nummer!«
»Aber er hat mich nicht angerührt.«
»Das ist mir egal. Der Kerl ist ein Junky und spielt geklautes Zeug... Er wurde auch mit den Russen gesehen. Wenn du schon an solchen Orten feiern gehst, dann rede wenigstens nicht mit jedem, der dir schöne Augen macht. Ganz abgesehen davon, dass er den kleinen Auftritt von heute Nacht ohne meine Erlaubnis ins Netz gestellt hat. Und dich, wie du mit diesem Alex tanzt. Was glaubst du, was heute Morgen in der Presse stand?« Er warf mir auch die Zeitung entgegen. Na toll... sie sagten mir eine Affäre mit ihm nach. »Dimitris Freundin, die exotische Mexikanerin, wurde in der Nacht mit Alex Edison, einem amerikanischen Profisportler beim Tanzen im Lords gesehen. Läuft da vielleicht mehr?« Den Rest wollte ich gar nicht mehr lesen.
»Was denn? Ich hab nicht nachgedacht. Aber sie nennen mich deine Freundin, nicht mehr deine Muse oder so...«, freute ich mich. Dimitri sah mich vorwurfsvoll an und drehte seinen Laptop auf dem Schreibtisch in meine Richtung und startete ein Video. Es war die kleine Gesangseinlage mit mir, Cube und Mariam im Hintergrund zu sehen. Der Auftritt kam gut an. »Tut mir Leid...« Ich nahm das Handy wieder und machte das, was er sagte. Ich löschte die Nummer. Die Art wie er auf mich aufpasste, konnte anstrengend sein aber irgendwie fühlte es sich auch gut an. Er hielt die Versprechen die er machte.

Loyalty - heart reflection (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt