Kapitel 18 ~ * not finished yet *

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Ich griff nach der Tasse mit dem Tee, die auf dem Sekretär stand und trank durstig eine große Menge davon. Das Konzert von Sin auf dem Dach eines Wolkenkratzers war grade vorbei und ich ruhte mich von dem Bühnenauftritt aus. Sie hatten ein paar Cover von Whitesnake, Nirvana und Guns N Roses gespielt und die letzten Songs von ihrem Album. Noch jetzt ließ ich es in Dauerschleife über die Anlage laufen, während ich Juli beim Malen beobachtete. In meinem Tanzstudio stand eine kleine Staffelei für Kinder, die nutzte sie gerne. Indessen erledigte ich Managementaufgaben für Sin und scrollte durch ihre Website. 
Als ich nach einer Weile einen Blick zu Juli warf, dachte ich darüber nach wie ruhig und zufrieden sie jetzt wirkte. Ihr Gesicht war die ganze Zeit von einem Lächeln gezeichnet. Dante hatte sie für dieses süße Hobby begeistert. Sie mahlte ein etwas abstraktes Bild mit verschiedenen Blumenblüten und einem bunten Haus.

Grade als ich mein Arbeitszeug zusammenräumte bemerkte ich die massige Gestalt hinter uns. Dimitri. Ruhig lehnte er im Türrahmen und schwieg einen Augenblick, ehe er dann zu mir kam.
»Was machst du hier?«, fragte ich ihn.
»Ich wollte dich sehen, es gibt einen neuen Job und ich dachte ich informiere dich einfach selbst. Dann habe ich einen Grund, mich in dein Gedächtnis zurückzurufen.« Prüfend musterte ich ihn und versuchte die Gefahr hinter seinem Besuch abzuschätzen und ich erkannte ganz gut, dass da heute Sorge in seinen nebelgrauen Augen war. 
»In ein paar Tagen haben wir ein Auftrag in Hawaii, wir brauchen dich und die Band. Iris und Joel sind schon informiert und auch dabei. Dann können wir euch offiziell als Kreativteam dazu buchen.« Ich freute mich über diese Neuigkeiten. 
»Und da hast du an uns gedacht?«
»Das fragst du? Ich hab nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass ich begeistert von eurer, vor allem von deiner Arbeit bin. Egal ob außerhalb oder auf der Bühne.« In den vergangenen Tagen, hatte sich die Agentur die ich mit Joel und Iris zusammen eröffnet hatte gut etabliert. Natürlich nicht ganz ohne Hilfe von Dimitri und den Rezensionen durch meine Arbeit für ihn. Joel und Iris waren in der ganzen Stadt unterwegs um unsere Kunden kennenzulernen. 
»Lässt sich sicher einrichten. Bis dahin weiß ich, wo ich Juli lassen kann.« Sein Blick war hauptsächlich auf sie gerichtet. Neugierig und widerwillig zugleich beobachtete er sie an der Staffelei. 
»Dante verbringt wohl mehr Zeit mit dem Kind als er sollte... er begeistert sie gern für das Malen an der Staffelei. Er hat eine Stiftung für Kinder wie sie.«
»Das hat er gar nicht erzählt. Er passt manchmal auf sie auf oder viel mehr auf uns.«
»Bist du sicher, dass dein Vater keine weiteren Kinder hat?« 
»Ich bin sicher, dass sie nicht sein Kind ist. Er mag mich nicht mehr sehen aber das lag an dem Verhältnis zu meiner Mam. Niemals würde er zulassen, dass jemand wie sie auf der Straße lebt.« Diese Aussage überraschte mich mehr als ihn. Zum ersten Mal seit Jahren, beschlichen mich Zweifel. Nicht an dem Gedanken, dass er mich alleine gelassen hatte sondern das ich vielleicht nicht alles wusste.
»Du musst niemanden für sie suchen. Nimm sie einfach mit. Wir haben genug Leute um uns herum, die ein Auge auf sie werfen werden, falls du mal nicht hinschauen kannst.« Überrascht schaute ich ihn an. »Stell das bitte nicht in Frage. Niemand kann es sich leisten, dass du mit den Gedanken hier, statt bei der Arbeit bist. Die Unruhen der letzten Wochen haben uns ziemlich ausgebrannt und die Künstler brauchen Jobs. Ich kann ohne diese Einnahmen leben, meine Leute aber nicht. Die Konzerte auf Hawaii sind wichtig. Hier ist es oft durch die Anschläge schwierig und es muss viel verschoben werden.« 
»Also gut, wenn das so ist bin ich dabei.« Ehe ich mich versah, lächelte er zufrieden und drückte mir ein Kuss auf die Wange.
»Dimitri!«, fauchte ich etwas und spürte wie die Hitze in meine Wangen stieg. Er grinste frech und hob abwehrend die Hände. 
»Wir sehen uns dann«, zog er sich zurück und verschwand. Ich lief zur Fensterfront rüber und beobachtete, wie der schwarze Audi wegfuhr, der vor der Akademie geparkt hatte. 

Da so langsam die Verletzungen abheilten, fing ich an diesem Abend wieder mit dem Training an. Songs von der Playlist meines iPods schallten durch den Raum und ich fing an zu tanzen. Ich bemerkte am Rande noch, wie Juli sich hinsetzte und alles beobachtete. Die Choreos nahmen einen großen Teil meiner Gedanken ein und wurden mit jedem Tag wieder besser. Ich tanzte zu dem Song von Imany, Don't be so shy. Er war schon älter aber ich liebte den Beat. Zurzeit hörte ich diesen Song neben denen von Sin immer mal wieder. Wenn ich tanzte, fühlte ich mich frei und konnte atmen ohne Schmerz oder Trauer überhand nehmen zu lassen. All die Gefühle flossen in die Choreografien. Die Gedanken an das, was auf den Straßen vor sich ging, rückte eine Zeitlang in Vergessenheit.

Loyalty - heart reflection (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt