Kapitel 12 ~ * different feelings *

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Als wir mit dem Auto unterwegs nach Manhattan waren, griff ich nach dem Kalender aus meiner Handtasche und glich die Termine mit Dimitris Blackberry ab. Dabei wurde ich an meinen Geburtstag erinnert, es war noch ein paar Tage hin. Unauffällig löschte ich den Eintrag und hoffte, er würde es einfach vergessen. Ich prüfte auch die E-Mail die Robert mir gesendet hatte. Ich las einen Zeitungsartikel von dem Tag, an dem ein kleines Mädchen aus einem Waisenhaus verschwunden ist. Mit ihr noch zwei kleine Jungs. Robert hatte die Unterlagen mit denen vom Waisenhaus vergleichen lassen. Er bat mich auch mit Dimitri darüber zu reden. Wieso wusste ich nicht aber das war mir egal. In Mexico hatten wir dafür wohl noch genug Zeit.
Als Dimitri das Radio auf einmal ausstellte, dachte ich schon, er hätte etwas bemerkt und schaute ihn fragend an. Mir fiel auf, dass er irgendwie angespannt oder unruhig war.
»Was ist denn los?« Er steckte sich eine Zigarette an und räusperte sich.
»Wenn wir gleich da sind, stiehl ihm nicht auch noch den Rest von seinem Herz klar?«, sagte er streng und hatte wieder diese kalte, unnahbare Aura. In diesen Momenten war er beinah wieder ein Fremder. Nachdenklich schaute ich ihn an und nickte. »Vermeide einfach zu private Situationen.« Erst jetzt viel mir deutlich auf, dass er nur diesem Mann gegenüber einen gewissen Respekt an den Tag legte. Anweisungen für ihn oder Wege, gab mir Dimitri stehts persönlich, wenn wir uns gegenüberstanden. Ich schaute auf das Tattoo an meinem Handgelenk. Details. Von ihm war also das Outfit, das ich trug. »Hast du verstanden?«, hinterfragte er. Stirnrunzelnd nahm ich es so hin. Zeit für Fragen war keine, denn er hielt schon an und stieg aus.

Wir standen vor dem weißen, modernen Bürokomplex am 5th Ave, das Büro lag über der Galerie.
»Warte bitte, ich möchte kurz ins 5th Ave.« Kurz begrüßte ich Marco der hinter der Bar stand. Dabei schaute ich zum hinteren Teil des Restaurant. Es wurde noch immer renoviert. Der Anschlag hatte diesmal auch ihn getroffen. Ich bat ihn um etwas von dem französischen Gebäck und einen Milchkaffee. Er wusste sofort, dass es für Dante war.
Draußen wartete Dimitri, als er sah was ich in der Hand hatte, rollte er mit den Augen und ging über die Straße. Still folgte ich Dimitri die drei Treppen rauf in die nächste Etage, wo er vor einem Schreibtisch stehen blieb, an dem eine Frau saß und telefonierte. Schwarzes, schulterlanges Haar, schlank aber kurvig. Sie war etwa 1, 75 m und vermutlich die neue Sekretärin. Die 4. in diesem Halbjahr. Sie hatte ein Stapel Fotomappen in der Hand und deutete auf die weiße Milchglastür am Ende des hellen Gangs. »Komm...«, mahnte er und riss mich von dem Bild los, das ich angestarrt hatte. Die Nacktaufnahme einer Frau, das Foto war der Wahnsinn. Ich folgte ihm und bemerkte im Augenwinkel, wie er seine Sonnenbrille aufsetzte, vermutlich wegen der stechenden Helligkeit im Inneren des Gebäudes. Die Wände waren alle samt, weiß gestrichen und gut beleuchtet. Er ging einfach rein, obwohl man deutlich hörte, dass hinter der Tür jemand telefonierte.

»Ich hab keine Zeit...«, murmelte der cremeweiße Bürostuhl. Man konnte nur den Hinterkopf des Mannes erkennen aber schon das weißblonde Haar verriet seine Person.
»Jetzt hast du sie.«
»Dimitri?« Dante wandte sich um und legte auf. »Wer sonst platzt in mein Revier ohne zu klopfen? Zur Abwechslung bist du mal wieder pünktlich, wie komme ich denn zu dieser Ehre?«, meinte er und reichte ihm die Hand. Dimitri erwiderte die Geste. Das Lächeln von Dante war unglaublich sympathisch und es galt ihm. Prüfend schaute er von Dimitri zu mir. »Schau an. Ist das ein Gastgeschenk für mich?«
»Sicher. Das Gebäck ist noch warm.«
»Du hast sie mitgebracht, schön und wie geht es dir mit dem Tattoo?« Er nahm mir das Gebäck und den Milchkaffee anerkennend ab und griff einfach nach meinem Handgelenk. Gründlich schaute er durch die dünne Folie.
»Gut. Ich liebe das Tattoo.«
»Es heilt gut ab.« Dieses Grinsen mit dem er mir entgegnete war schon sehr schelmisch. Er wollte Dimitri aufziehen und ärgern. Ich senkte schnell den Blick und hörte auf ihn zu mustern. »Willst du mir heute deine Muse überlassen oder will sie ein neues Tattoo?«
»Dante...«, warnte Dimitri ihn. Sein Blick hing an meinem Gesicht und den Verletzungen.
»Da ist also der kleine Engel - der dich hat alle Regeln brechen lassen.« Es war so gut wie unmöglich ihn nicht anzusehen. Ich war zu neugierig darauf, wer er war, dass er Dimitri derartig aufziehen durfte. Mit seiner Geste brachte er mich aber genug in Verlegenheit, um den Blick gesenkt zu lassen. »Das Mädchen, dass dich davon abhält Termine mit mir wahrzunehmen. Hast du sie wirklich bei dir zuhause gehabt?« Dante kam näher.
»Halt dich zurück«, brummte Dimitri genervt.
»Keine Sorge, ich erinnere mich daran was ihr passiert ist und ich sehe es ohne Probleme. Ich war in Mexico kurz danach und du? Du wolltest doch, das wir uns besser kennenlernen. Dann werde ich sie mir doch wohl mal wieder aus der Nähe ansehen dürfen. Immerhin werde ich sie jetzt öfter fotografieren.« Dante lächelte. »Du sorgst in unseren Kreisen für ziemlich viel Wirbel Schönheit. Willkommen in meinem Reich«, lief er um mich herum.
»Dante... Ich bin nicht hier für ein Kaffeekränzchen.« Ich ließ Dantes Umarmung zu, als er mich mit einem freundlich Lächeln begrüßte. Er zog Dimitri auf, das spürte ich irgendwie. Es funktionierte auch ganz gut. Mit dieser männlichen, hellen Samtstimme, könnte er gut Märchen vorlesen und es wäre zum Einschlafen entspannend.

Loyalty - heart reflection (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt