Kapitel 34 ~ * time *

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»Wie lange tanzt du schon?«, fragte Dante, als wir uns wieder zu ihnen an den Tisch gesellten. Ich überlegte nur kurz. Es fiel mir nicht schwer, mich daran zu erinnern.
»Seit etwa zehn Jahren auf einem recht hohen Level. Mit sechs Jahren brachte mich meine Granni das erste Mal zum Unterricht in die Akademie. Das ist der Tag an dem ich anfing zu atmen. Ich erinnere mich noch an jeden einzelnen Moment. Jetzt ist sie, wie ein Zuhause für mich.« Noch immer, trug ich fast täglich ihr Medaillon, um meinen Hals. Mit der Erinnerung, trübte sich meine Laune irgendwie. In jedem bedeutsamen Moment in meinem Leben würde sie fehlen. Dimitri würde sie nie kennenlernen. Es gab keinen Menschen, der stolzer auf mich war. Sie war der Mittelpunkt meines Lebens bis sie starb.
»Deine Großmutter, muss eine beeindruckende Frau gewesen sein«, legte Dimitri seine Hand auf meinen Oberschenkel.
»Ja. Sie war vor dir, der Mittelpunkt meines Lebens.« Ich klappte das Medaillon auf und zeigte ihnen die beiden kleinen Fotos von ihr. Auf einem war sie bei ihrer Hochzeit und das andere, war auf ihrem letzten Geburtstag entstanden. Natascha warf einen Blick auf die Bilder und lächelte.
»Ihr seht euch unfassbar ähnlich Angel. Ich bin sehr beeindruckt, auch von dir Dimitri. Ihr habt so viele Talente, auch Dante ist ein Künstler auf seinen Gebieten. Mir liegt mehr das Klavierspielen. Dass ist dann auch alles, was ich mit Musik am Hut habe.« Er nickte bloß und bestätigte ihre Künste an dem Piano. Sonst hielt er sich bedeckt, machte kein großes Thema daraus.

»Möchtest du noch etwas?«
»Ich hätte gern ein Glas Wein.« Er grinste wie eine Hyäne.
»Schade, dass du den Auftritt im Kiss verpasst hast Dimitri. Angels letzter Auftritt war atemberaubend«, erzählte Dante und ich befürchtete schon Ärger. Denn die Show am vergangenen Wochenende konnte Dimitri nicht besuchen, worüber ich froh war, denn ich war mir nicht sicher, ob er damit einverstanden gewesen wäre. Dante war da gewesen und hatte mir bei dem Bühnenlicht geholfen. Er sagte nie ab, wenn ich seine Hilfe für die Proben brauchte, war er immer da.
»Danke«, sagte ich. Mehr konnte Dante nicht preisgeben, da sich Alexander wieder am Gespräch beteiligte und auf den Club ansprach. Ich hatte wieder ein Bein über das andere geschlagen, schob erneut die unwillkommenen Berührungen des Geschäftspartners weg. Drauf und dran zu gehen, half auch der Wein nichts mehr, um mich zum Schweigen zu bringen. Eher im Gegenteil. Es bereitete mir immer mehr Mühe, die Hände des Russen, ohne großes Theater abzuweisen. Grade wollte ich erneut eine Hand wegschieben, spürte dann aber Dimitris, raue warme Hand auf meinem Oberschenkel, die besitzergreifend über meine Haut streifte. Hatte er es bemerkt? Zumindest wirkte es so. Froh darüber das Alexander jetzt keine Chance mehr dazu hatte, legte ich erleichtert meine Hand auf Dimitris. Das Streicheln von Dimitri, wurde mit der Zeit zu einem zärtlichen Streifen seiner Fingerspitzen. Es war angenehm und meine Haut fing an zu prickeln. Beiläufig führte Dimitri seine Gespräche mit Alexander und den anderen Männern am Tisch weiter.

Alexander bat seine Frau eine Stunde nach Mitternacht die Verträge zu holen. Indessen wechselten Dante und Dimitri ein paar Worte über das Shooting mit Sin, welches sie schon seit einer Weile planten. Jessica lächelte mir zu und stand dann auf. Sie wünschte uns eine gute Nacht und sagte dem blonden Fotografen für das Shooting zu. Ich freute mich darüber, dass sie auch am Set sein würde. Irgendwie mochte ich sie und hielt Dimitris Anspielung von damals für Unsinn. Mit einem Kuss auf meine Wange, verabschiedete sie sich und hakte sich bei ihrem Vater ein, der schon recht betrunken war.
Als Alexander Dimitri über seine Pläne mit mir ausfragen wollte, stand ich auf. Ich löste die Schleife meines Kleides und ließ den Stoff an meinen Schultern hinabgleiten, zog das Interesse der Männer am Tisch auf mich und sorgte für Ablenkung. Ich sah niemanden an und legte das Kleid nur über der Lehne meines Stuhls ab - verfolgte, wie kurze Stille einkehrte. Ich hatte sie aus dem Konzept gebracht und nahm Anlauf, um mit einem Köpper in den großen, anmutigen Pool zu springen. Ich tauchte ein Stück durch das kühle Blau, schwamm ein paar Bahnen und genoss das schwerelose Gefühl.

Loyalty - heart reflection (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt