Kapitel 45 ~ * Darkness and demons *

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Gelassener und gut gelaunt kehrte ich zurück in unsere Suite, machte mich kurz frisch und zog mich für das Essen um. Ich schlüpfte in ein kurzes, weißes Abendkleid und kombinierte weiße High Heels mit Spitze dazu. Meine Haare trug ich schlicht, ungestylt und offen. Penibel abgestimmt legte ich dazu ein weißes, blumiges Spitzenhalsband und auch ein Armband mit feiner Spitze an. Das Armband war mit einem Kettchen an einem Ring verbunden und hatte etwas leicht verspieltes, mit der dezenten, kleinen Schleife.
»Wieso gehst du nicht gleich nackt?«, brummte Dimitri etwas, als ich aus dem Bad kam und musterte das Kleid. Man konnte durch die Spitze hindurch meine Haut sehen. Schulterzuckend legte ich ein paar silberne Ringe an.
»Es ist fürchterlich warm und du bist doch da, passierst schon nichts. Ich trag es für dich... Für niemanden sonst«, lächelte ich frech. »Ich habe nicht vor mich umzuziehen. Ich mag das Kleid und wenn es dir nicht passt, bleibe ich eben hier.« Hätte er weiter darauf bestanden, wahrscheinlich doch aber er folgte mir aus dem Zimmer und ich blieb dicht bei ihm. Wieder trug er Schwarz. Ein lockeres, offenes Hemd und eine schwarze Jeansshorts mit verschiedenen Reisverschlüssen. Er wirkte oft wie ein etwas besser gekleideter Rockstar.

Dass ich in manchem Punkten etwas eitel war, kannte er ja bereits und ich kam nicht drum herum zu gestehen, dass es mich schon irgendwie stolz machte, wenn ich an seiner Seite gut aussah und er mir auch das Gefühl gab ihm zu gefallen. Unten sorgte mein Kleidungsstil für Gesprächsstoff bei Tisch und irgendwie überlegte ich, bei den Blicken von Dante, noch mal raufzugehen und mich umzuziehen. Eine Weile spielten wir Poker, ich lenkte die Männer mit meinem Aufzug, wohl genug ab, um die erste Runde zu gewinnen.
»Deine kleine Freundin ist wirklich bezaubernd, hast du endlich mal Geschmack für gute Frauen entwickelt, wer hätte das gedacht. Vor einer Weile hast du noch jede Barmieze abgeschleppt und ein Leben geführt, dass nicht mal ein Hund hätte haben wollen. Alkohol, Partys... und wie du dich abgeschossen hast... Jede Nacht bis zur Ekstase gefeiert und jetzt? Es ist unfassbar.« Nachdenklich warf ich Dimitri einen Blick zu. Die Andeutungen ließen tief blicken aber das Alexander versuchte diese Informationen zu nutzen, um uns gegeneinander auszuspielen, machte mich irgendwie sauer.
»Das hat hier nichts zu suchen, Dante hat sie schon genug getestet...«, wies Dimitri ihn mit scharfen Ton zu recht.
»Was sie weiß es gar nicht?«, grinste Dante jetzt überrascht. »Schlau von dir. Sonst, hätte sie dich wahrscheinlich nicht an ihren Luxuskörper rangelassen.« Als er dann auch Dante den Mund verbot, bloß weil ich etwas über ihn erfahren könnte, stand ich auf.
»Angel!«, hörte ich Dimitris harte, raue Stimme. Er wollte, dass ich stehen blieb aber ich ging weiter. Er folgte mir jedoch unerwartet und versuchte mich aufzuhalten. »Was soll das werden, wo willst du hin?« Ich sah ihm in die Augen und hinterfragte die Dinge die Dante und Alexander angesprochen hatten. »Es ist unwichtig und nicht der Rede wert... Komm jetzt«, würgte er mich ab.
»Ist es das? Würdest du mir mehr von dir erzählen, müsste ich solche Sachen nicht von anderen erfahren. Dann...«
»Was dann? Wenn du damit nicht leben kannst, dann geh halt! Ich kann es nicht ändern. Denkst du ich erzähle sowas irgendwem? Dir? Vielleicht noch beim ersten Date... Wie hört sich das denn an? Hey Babe, ich war mal ein Streuner...« Wieso war er sauer? Er war doch derjenige, der mir ständig irgendwas verheimlichte und doch so viel Wert auf meine Ehrlichkeit legte. »Geh, wenn du mit sowas nicht klar kommst, denn solche Geschichten wirst du noch häufig über mich erfahren...«

           *Traurig senkte Angel ihren Blick eine Weile. Sie war nicht sauer, sie war verletzt, bemerkte ich als sie wieder aufsah. »Irgendwem? Ich bin deine Freundin oder sowas... Nicht, dass was du getan hast, ist so schlimm, obwohl ich es nicht gut geheißen hätte, das Stimmt. Dass du glaubst, ich würde gehen, weil mir irgendwer was über dich erzählt, dann schon eher... Schlimm ist, das ich es jedes mal von anderen erfahren muss... Du hast von Vertrauen gesprochen. Es gibt kaum etwas, dass du nicht von mir weißt und... ach vergiss es einfach...« Sie hielt inne, brach das Gespräch ab und verließ das Lokal. Nach kurzem Überlegen verstand ich ihren Ärger und ihre Enttäuschung. Ich wusste, würde ich nicht irgendwas tun, gäbe es eine unerträgliche Stille zwischen uns und die letzten Monate wären nichtig gewesen.
An der Bar sitzend trank ich das zweite Glas Whisky als ich neben mir die Band sah. Kopfschüttelnd über meinen nächsten Gedanken, wies ich die Musiker kurz ein, stieg auf die Bühne und griff nach dem Mikro.

Loyalty - heart reflection (Teil 2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt