LXXII - Vom Adel und anderen Hohheiten

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Alec

Es sind nun schon mehrere Stunden vergangen und ihr Zustand hatte sich immer noch nicht verbessert. Als ihre Knochen anfingen zu brechen, haben wir gehofft, dass es bald ein Ende haben wird. Doch seit einer ganzen Weile lag sie nur noch zusammengekauert im Bett und regte sich nicht. Es ist fast zwei Stunden her, seit das letzte Knacken und der letzte Schrei den Raum erfüllt haben. Ihre Verwandlung hatte aufgehört, mitten im Prozess. Ich lief in dem Raum auf und ab, überlegend, was ich tun kann.

Sollte ich noch warten und hoffen oder soll ich ihr das Adrenalin verabreichen? Doch diese Entscheidung wurde mir von ihr abgenommen. „Alec." Flüsterte sie, was mich aufhorchen ließ. Ich lief auf ihr Bett zu und kniete mich davor. „Ja mein Engel." Sie sah mich mit halb geöffnete Augen an. „Ich kann nicht mehr." Ich hielt ihre Hand und strich ihr beruhigend den Rücken. „Sowas darfst du nicht sagen, hörst du? Du darfst sowas nicht sagen. Gib nicht auf. Nicht jetzt." Ich sah sie flehend an. „Ich will nicht mehr. Diese Schmerzen. Es geht einfach nicht mehr." Das Letzte war nur noch ein Wispern, ehe sie die Augen schloss.

„Nein! Bleib bei mir! Mach die Augen wieder auf. Komm schon! Bitte Val!" Ich schüttelte sie, doch sie regte sich nicht. Ich tätschelte ihre Wangen, in der Hoffnung erneut ihre Aufmerksamkeit zu bekommen aber sie reagierte nicht. „Scheiße!" Ich rieb mir frustriert die Schläfen und fuhr durch meine Haare. Ich sah mich panisch im Raum um, ehe ich die gelben Spritzen auf dem Tisch liegen sah. Wenn sie sich selber nicht mehr helfen kann, muss ich es eben tun. Ich nahm mir die Erste, biss den Kopf ab und flüsterte ein „Es tut mir leid" ehe ich sie ihr in den Oberschenkel rammte.

Sie schrie schmerzerfüllt auf und sah mich panisch an. Doch plötzlich verfärbten sich ihre Augen und ich sah in stechendes Orange. Ich schmiss die leere Verpackung weg und machte mich an der zweiten zu schaffen, ehe ich ihr auch diese in die Seite des Oberschenkels rammte. Wieder schrie sie auf, doch dieses Mal begleitet von einem Knurren. Sie sah mich hasserfüllt an, ehe ihre Schreie wieder den Raum erfüllten. Ich hörte erst ein Knochen knacken, dann den nächsten und übernächsten.

Sie versuchte sich aufzurichten und das war mein Zeichen sie an das Bett zu binden. Ich nahm mir die erste Kette, wickelte sie zuerst um das Bett und dann um ihre Hände. Sie wehrte sich vehement, doch ich ließ mich davon nicht abbringen. Anschließend fesselte ich ihren rechten Fuß und dann den linken an den Bettpfosten. Ich betrachtete mein Werk, doch wurde von einem Jaulen abgebracht.  Ich wünschte, diese Situation wäre eine andere. Sie sah mich durch ihre Wolfsaugen an und schrie ihren Schmerz nach draußen, ich versuchte sie zu beruhigen, doch das ließ sie nicht mehr zu. Ihre Wölfin fauchte mich an. Doch ich glaube sie sprach weniger mit mir, sondern eher mit meinem Wolf. Also ließ ich ihn raus.

»Mach mich wieder los. Ich schaffe das auch ohne dich.«

»Warum verwandelst du dich.« Knurrte er wütend.

»Weil ich schon viel zu lange hier drin feststecke.«

»Warum hast du nicht bis zum Vollmond gewartet? Du könntest sie töten.« Doch sie lachte nur.

»Wir brauchen den Vollmond nicht. Wir sind stärker als du glaubst.«

»Sie ist ein Mensch! Du wirst sie umbringen, durch deine Eitelkeit.«

»Jetzt nicht mehr. Wir sind stark und die Mondgöttin beschützt uns.«

Und genau jetzt kappte sie die Verbindung und ließ mich und meinen Wolf im Dunkeln. Ich verstand nicht, was sie damit meinte. »Die Mondgöttin beschützt uns«. Was hatte es damit auf sich? Was verschweigt sie uns? Ich blickte wieder durch meine eigenen Augen und musste zusehen, wie sich meine kleine Gefährtin in den Ketten, die sie festhielten, wand. Doch sie wird ihnen nicht entkommen, nicht solange sie noch in ihrer menschlichen Gestalt ist. Wie lange wird es wohl noch dauern bis sie sich endgültig verwandelt?

Gefangen - Vom Alpha entführtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt