Alec
Nachdem sie von meiner Gabel gegessen hatte, ist mir ein kleiner Stein vom Herzen gefallen. Ich wusste nicht, warum ich ihr von dieser Tradition nichts erzählt hatte. Wahrscheinlich hatte ich es unter dem Stress vergessen, außerdem hielt ich das nicht für so wichtig. Sie wird heute Abend nun endlich offiziell in das Rudel aufgenommen, weswegen diese kleine Geste ja fast schon lächerlich ist. Nachdem sie also den Anfang gemacht hatte, fing auch das Rudel an zu essen und der Raum verwandelte sich zunehmend in ein Wirrwarr aus Stimmen.
Während des ganzen Essens unterhielten sich Val und Lynn angeregt miteinander, Jeremy jedoch blieb unerwartet still. Ich wusste was der Grund war, dennoch hätte ich niemals gedacht, dass ihn das so fertig macht. Er ist immerhin mein Beta und wir kennen uns seit wir klein sind, doch so unsicher habe ich ihn noch nie gesehen. Ich versuchte ihn mehrmals in ein Gespräch einzubinden, doch er hielt sich mehr als kurz und war bedacht darauf nichts falsches zu sagen. Wenn er so weiter macht, zieht er nur unnötig die Aufmerksamkeit auf sich.
Immerhin ist er sonst der jenige, der das Gespräch am Laufen hält und für Themen sorgt, welches das Gespräch spannend machen. Doch nun sitzt er stillschweigend auf seinem Platz und starrt auf seinen Teller. Ich kicke ihn mit meinem Bein unter dem Tisch an und werfe ihm einen vielsagenden Blick zu. Per Gedankenverbindung mache ich ihm klar, dass er sich zusammenreißen soll. Er schaut mich fast schon panisch an. „Ich glaube ich kann das nicht." Teilt er mir in Gedanken mit.
Ich versuche normal weiter zu essen und mir nichts anmerken zu lassen. „Ist das dein scheiß ernst? Reiß dich zusammen und steh dazu." Doch er schüttelt nur leicht den Kopf. „Du hast gut reden. Du musstest dich ja nicht mal vor ihr hinknien. Sie hat dir das ganze ja abgenommen." Ich blicke ihn erneut kurz an, ehe ich von meinem Nachtisch abbeiße. „Was soll schon schlimmes passieren?" Frage ich Schulterzuckend. „Was ist, wenn sie nein sagt?" Mir entfleucht ein kurzes lachen und alle an unserem Tisch blicken mich auf einmal an.
„Was ist denn so witzig?" Fragt mich Val und sieht mich durchdringlich an. Auch Lynn hat eine ihrer Augenbraue angehoben und schaut erst zu Jeremy, welcher panisch zu mir blickt, bevor sie auch mich Fragend mustert. „Ihr habt doch irgendeinen Blödsinn geplant." Sagt sie skeptisch und kneift ihre Augen zusammen. Wir beide schüttelten theatralisch die Köpfe und widmen uns wieder dem Nachtisch. „Männer." Gibt Val stöhnend von sich und rollt mit den Augen. Ich blickte sie wütend an, doch sie ignorierte mich gekonnt.
Nachdem auch der letzte Gang des Abend abgeräumt wurde, geht es langsam ans Eingemachte. Die Tische werden weggeräumt oder an die Seite geschoben. Die Musik wird aufgedreht und die Mitte des Raumes bietet nun genug Platz, um zu tanzen. Ich stehe von meinem Stuhl auf und halte Val meine Hand hin. „Darf ich dich zu einem Tanz auffordern?" Ich sehe sie erwartungsvoll an, doch erblicke nur ihren panischen Blick. „Ich kann doch gar nicht tanzen." Gibt sie kleinlaut von sich, ehe sie meine Hand ergreift. „Dann lass dich von mir führen."
Ich halte Val an der Hand und gehe mit ihr gemeinsam auf die Tanzfläche. Bei uns ist es üblich, dass das Alpha-Paar den Abend mit einem Tanz eröffnet, ehe sich alle auf die Tanzfläche drängen. Wir stehen nun mitten im Raum, alle sehen uns erwartungsvoll an und die Musik beginnt zu spielen. Ich rede mit ihr per Gedankenverbindung. „Hey, es ist alles gut. Einfach einen Fuß vor den anderen setzten." Ich lächle sie aufmunternd an und beginne mich zu bewegen. „Ich hasse dich jetzt schon dafür."
„Und ich liebe es, dass du mich dafür hasst." Ich grinse sie teuflisch an und wirbel sie in meinen Armen herum. Die Menge jubelt und jetzt gesellen sich auch Jeremy und Lynn zu uns. Damit ist die Tanzfläche wohl für alle eröffnet. Ich ziehe Val in meine Arme und halte sie einfach fest, während sich alle um uns herum zur Musik bewegen. Sie sieht mich mit ihren großen, braunen Kulleraugen an. Wie oft habe ich mich in diesen wundervollen nicht schon verloren und ich könnten es jedes Mal wieder tun. Ich nehme ihr Gesicht in meine Hände und drücke meine Lippen auf ihre.
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Gefangen - Vom Alpha entführt
Hombres LoboValeria weiß nichts mehr. Sie ist aufgewacht in einer Zelle, mit einem Bett, Leuchtstoffröhren an der Decke und einem modrigen Geruch in der Nase. Sie weiß nicht, wie sie dahin gekommen ist und auch nicht woher sie kommt. Sie weiß nur, dass sie eine...