LXI - Falsche Realität

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Valeria

Ich wurde aus ihm einfach nicht schlau. Warum zieht er sich vor mir aus? Was will er mir zeigen? Ich dachte er wollte mir die Wahrheit erzählen. Was möchte er mir da zeigen? Ich verstand die Welt nicht mehr und konnte mir auch nichts aus den Fetzen, welche mit bekannt waren, zusammenreimen. Ich wollte gerade meine Hände von den Augen nehmen, doch Alec stand immer noch halbnackt vor mir. Ich quiekte kurz auf und schlug mir sofort wieder die Hand vor die Augen. „Kannst du dir nicht bitte wieder was anziehen? Was musst du mir denn zeigen? Und warum musst du dabei halb nackt sein."

Ich schüttelte nur den Kopf. „Vertrau mir, danach wirst du alles verstehen. Glaub mir." Ich rollte innerlich nur mit den Augen. „Jaaa, ich vertrau dir ja. Aber was willst du mir zeigen verdammt?" Doch ich bekam keine Antwort. „Alec?" Doch wieder kam keine Antwort. „Bist du noch da?" Ich wartete wieder ab, doch bekam immer noch keine Antwort. Das einzige was ich hörte war das Rascheln der Blätter und ein Knacken. Vermutlich die Äste, welche zerbrechen, wenn Tiere durch den Wald streifen. Immerhin sind wir verdammt tief rein gelaufen. „Alec, komm schon. Das ist nicht witzig."

Doch nachdem wieder keine Antwort kam, wurde ich langsam ungeduldig. Dann werde ich wohl selber nachsehen müsste. Innerlich bereitete ich mich schon drauf vor einen völlig entblößten Alec vor mir zu sehen. Ich seufzte kurz auf, ehe ich die Hand langsam von meinen Augen nahm. Ich hatte meine Augen immer noch geschlossen, da ich nicht wusste was mich erwartet. Ich versuchte mich also langsam wieder an die Helligkeit zu gewöhnen und blinzelte ein paar Mal. Ich suchte meine Umgebung mit den Augen ab. Doch ich sah nichts. Keinen Alec. Nichts außergewöhnliches. Ich stand alleine auf der Lichtung. Hat er mich allein gelassen?

Ich schaute mich erneut um. Doch ich konnte wieder nichts erkennen. „Ist das dein Ernst? Jetzt ist nicht der richtige Moment um verstecken zu spielen." Rief ich in den Wald. Na super, jetzt spreche ich auch noch mit mir selber. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und wollte gerade frustriert den Rückweg antreten, als ich ein Rascheln hinter mir bemerkte. Ruckartig blieb ich in meiner Bewegung stehen. Ich riss die Augen auf und spürte wie sich mein Herzschlag verschnellerte. Verdammt, was war das? „Alec? Bist du das?" Doch ich bekam keine Antwort.

„Das ist wirklich nicht witzig." Ich klang mehr als verzweifelt und eingeschüchtert. Dennoch werde ich nicht drum herum kommen, mich umzudrehen. Irgendjemand oder irgendwas steht hinter mir und innerlich hoffte ich immer noch, dass sich Alec nur ein Spaß erlaubt hat. Ich schloss meine Augen, atmete tief durch und drehte mich langsam um. Mein Herz schlug so schnell, dass es mir fast aus der Brust sprang. Die Panik stand mir ins Gesicht geschrieben und ich glaube sogar, dass meine Hand anfing zu zittern. Ich drehte mich so langsam um, wie ich konnte und öffnete dann meine Augen.

Doch das was ich sah, stimmte mich überhaupt nicht glücklich. Vor Schreck schrie ich laut auf und trat ich ein paar Schritte zurück. Natürlich musste ich dabei über eine Wurzel stolpern, welche mich zu Fall brachte. Jetzt saß ich auf dem Boden des Waldes und vor mir stand ein verdammt großer, schwarzer Wolf. Ganz toll Valeria. Du schaffst es immer wieder dich in heikle Situationen zu bringen. Wie hast du das schon wieder hinbekommen und wo verdammt ich Alec, wenn man ihn mal braucht?

Der Wolf vor mir stand ungefähr zwei Meter von mir entfernt und schien mich zu beobachten. Er hatte Kristallblaue Augen, welche mir irgendwie bekannt vorkamen. Als ich mir den Wolf so näher anschaute, musste ich feststellen, dass dieser sogar noch größer war, als der, welcher mich am Arm gekratzt hatte. Nachdem wir einander genug beobachtet hatten, verringerte der Wolf den Abstand zwischen uns. Erst jetzt realisierte ich wieder, in was für einer brenzlichen Situation ich mich befand. Schlagartig verschnellerte sich mein Herzschlag wieder und ich bekam sowohl Angst als auch Panik.

Ich rutschte auf dem Boden nach hinten, um den Abstand wieder zu vergrößern. Doch das schien ihm gar nicht zu gefallen, denn ihm entwich ein kurzes Knurren. Verdammt, jetzt hast du wirklich verschissen. Ich wusste nicht was ich machen sollte. Wegrennen? Sitzen bleiben? Auf Angriff gehen? Ist das mein Ende? Werde ich so sterben? Zerfleischt von einem Wolf. Allein bei dem Gedanken daran, dass ich wahrscheinlich in wenigen Minuten, als Wolfsfutter ende, ließ mir ein paar Tränen die Wange runter kullern. „Bitte, tu mir nichts."

Gefangen - Vom Alpha entführtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt