Gefangen - Vom Alpha entführt

LXX - Training

Valeria

Es sind nur noch vier Tage bis zur Vollmondzeremonie und ich fühle mich so unvorbereitet wie noch nie. Ich komme mir vor, las wäre ich ein Welpe den man ins Wasser wirft und von dem man erwartet, dass er los schwimmt. Alec ist mit mir die letzten zwei Tage jeden Morgen und Abend joggen gegangen. Über den Tag verteilt war dann Jaden für mich verantwortlich. Mit ihm musste ich sowohl Selbstverteidigung üben, als auch Krafttraining absolvieren. Und nach diesen zwei Tagen kann ich euch sagen, dass ich ja keine Ahnung hatte, wie sportlich die hier alle wirklich sind.

Lynn hat mich gestern ein bisschen unterstützt und ich durfte an ihr mein bereits gelerntes anwenden. Tja, was soll ich sagen. Neun von Zehn mal lag ich auf der Matte, anstatt Lynn. Und dieses eine mal war auch noch reiner Zufall, weil Lynn abgelenkt war. Ich dachte wirklich, dass ich jetzt zumindestens ansatzweise mit den anderen mithalten konnte. Doch als Werwolf geboren zu werden und erst später verwandelt zu werden, unterscheiden sich wohl doch noch sehr stark voneinander. Alec war zwar alles andere als begeistert, als ich ihm die Wahrheit über das Werwolfs-Ding erzählt hatte und wollte sofort eine Personen oder eher Wolfs-Beschreibung.

Jedoch habe ich ihn dann schnell beruhigt und gemeint, dass es mir nichts ausmachen würde und ich damit schon klar käme. Ob ich das auch wirklich tat, wird sich in ein paar Tagen herausstellen. Denn ich weiß noch nicht, wie ich damit umgehen soll, wenn ich mir selber alle Knochen brechen soll. Oder wenn mir Star alle Knochen bricht. Allein der Gedanke daran bereitet mir Kopfschmerzen. Ich meine, wie soll das denn gehen? Das ist alles so .. unwirklich. Ich glaube ich habe das ganze noch gar nicht so richtig realisiert, geschweige denn verarbeitet.

„Du bist nicht bei der Sache. Also nochmal." Rief mir Jaden zu, während ich willkürlich auf diesen blöden, verdammten Boxsack einschlage. „Ich kann und will langsam nicht mehr. Ich schlage schon seit gefühlten Stunden auf dieses dämlich Ding ein. Meine Knöchel sind schon ganz wund." Ich hielt demonstrativ meine blutigen Hände hoch. „Deine Wölfin regelt das schon. Und jetzt mach weiter! Du kannst die Kraft gebrauchen. Im Gegensatz zu uns wirkst du nämlich wie ein..." Doch ich unterbrach ihn. „Ja ja, wie ein Schwächling. Bla bla bla. Entschuldigung, dass ich im Gegensatz zu euch, als Mensch geboren wurde."

Ich schlug so hart und so oft auf diesen Boxsack ein, wie ich konnte. Dabei schrie ich mir die Kehle aus dem Leib, weil ich es nicht mehr hören konnte. „Du musst mehr üben." Schrie ich. Schlag. „Du bist zu schwach." Schlag. „Du musst besser werden." Schlag. „Hör auf dich wie ein Kind zu benehmen." Schlag. „Ahhhh." Schlag. „Ich." Schlag „Kann." Schlag. „Es." Schlag „Nicht." Schlag „Mehr." Schlag. „Hören." Schlag. Ich schlug so hart wie ich konnte gegen den Boxsack bis ich erschöpft zusammenbrach.

Ich kniete auf dem Boden und war völlig am Ende. Ich ließ mich nach hinten fallen und starrte an die Decke. Meine Atmung ging schnell und mein Brustkorb bewegte sich ununterbrochen. Jaden kam zu mir rüber gelaufen und hielt mir seine Hand hin. „Das war doch schon mal ein guter Anfang. Vielleicht sollte ich dich jetzt immer erst wütend machen, bevor wir trainieren." Ich ergriff seine Hand und er zog mich mit einem Schwung auf die Beine. Ich lächelte ihn verlegen an. „Vielleicht bin ich ja eine Art Superheld. Immer, wenn ich wütend werde, verwandle ich mich in einen Hulk."

Doch Jaden lachte nur. „So weit würde ich nicht gehen." Nachdem ich meine Atmung wieder unter Kontrolle hatte, stimmte ich mit dem Lachen ein. Doch kurze Zeit später wurden wir von einem gewissen Alpha unterbrochen. „Jaden. Spannst du mir wieder meine Frau aus?" Er kam zu uns rüber gelaufen, umarmte mich von hinten und gab mir einen Kuss auf den Scheitel. „Was hast du gerade gesagt?" Fragte ich nun Alec. „Ob er mir dich anspannt?" Sagte er verwirrt. „Das habe ich schon verstanden, ich meinte das andere Wort." Er grübelte kurz. „Meinst du Frau?"