Valeria
Die nächsten Tage verliefen nicht sonderlich spannend. Lynn besuchte mich jeden Tag und wir erzählten sehr viel. Sie half mir dabei, einige meiner Gedächtnislücken aufzuarbeiten, aber bei manchen Fragen, verwies sie nur auf Alec und dass er mir das erklären müsste. Da sie da nicht mit reingezogen werden möchte. Da ich sie nicht weiter mit diesem Thema nerven wollte, ließ ich diese Fragen bleiben.
Jeden Abend kam Alec und brachte essen vorbei. Dann aßen wir zusammen und er ließ mich die Nacht über alleine. Vorsichtig versuchte er mich darauf vorzubereiten, dass ich nach dem Aufenthalt hier, zu ihm ziehen werde, damit er ein Auge auf mich werfen kann. Ich glaube er hat immer noch Schuldgefühle, für das was mir passiert ist. Da ich jedoch nicht wirklich wusste, warum ich verletzt und mitten im Wald in einer Schlucht lag, musste ich auch diesen Gedanken verdrängen. Ich hoffte, dass die Erinnerungen mit der Zeit wiederkommen.
Jeden Morgen gegen zehn wurde ich abgeholt, um das Laufen zu üben. Die Ärzte meinten, mein Bein sei sehr schwach, da die Muskeln verkümmert sind. Das war dann auch der Moment, in dem ich mich fragte, wie lange ich denn schon im Krankenhaus war und nachdem ich ein wenig nachgeforscht hatte, fielen mir die Augen aus dem Kopf. Wortwörtlich. In meinen Akten stand, dass ich am 9. April eingeliefert wurde. Mithilfe eines Kalender, welcher hinter der Rezeption hing, erfuhr ich, dass es bereits der 26. Mai war.
Das bedeutet, dass ich über einen Monat im Koma lag. Ich meine Hallo? Ein Monat! Das ist verdammt lange. Das bedeutet, dass mein Geburtstag vor der Tür stand und ich hatte die Zeit bis dahin verschlafen. Ich versuchte mich daran zu erinnern, wie ich meine letzten Geburtstage verbracht habe, aber mein Gehirn zeigte mir lediglich schwarze Bilder. Ich fragte mich, ob Alec wusste, dass ich in einer Woche Geburtstag hatte und machte mir innerlich Hoffnungen, doch nachdem die Krankenschwester mit einem Rollstuhl in das Zimmer kam, verwarf ich diese Idee wieder schnell.
Dann mal auf zur Therapie. Mich störte es, dass ich immer wieder mit diesem ollen Rollstuhl abgeholte wurde. Ich habe bereits große Fortschritte gemacht und meine Muskeln haben sich schneller aufgebaut als gedacht. Ich war der Meinung, dass ich nun auf Krücken umsteigen konnte. Mein rechtes Bein war zwar immer noch nicht ganz verheilt und ich musste weiterhin mit einem Gips rumlaufen, aber das bedeutet nicht, dass man mich herum schieben muss, als wäre ich querschnittsgelähmt.
Außerdem hatte ich es langsam satt, immer nur im Bett rum zu liegen. Gott hat mir nicht umsonst Beine an den Körper genäht und diese Gabe will ich schließlich auch nutzen. Also diskutierte ich mit meiner Therapeutin solange, bis ich meine gewünschten Krücken bekam. Ich durfte mir sogar eine Farbe aussuchen. Zur Auswahl standen Rot, Blau, Türkies und Schwarz. Ich entschied mich natürlich für die, mit den schwarzen Griffen. Immerhin ist das meine glückliche Farbe.
Nach der Therapie lief ich also neben der Krankenschwester her und grinste wie ein Honigkuchenpferd. Nun war ich nicht mehr auf andere angewiesen und konnte tun und lassen was ich wollte. Na ja, nicht so ganz. Ich konnte schon tun und lassen wollte, nur nicht ganz so schnell und mit nur mit einem Bein, da das anders ja noch in Gips eingehüllt war. Aber trotzdem.
Nachdem ich Mittag gegessen hatte, kam auch schon Lynn. Als sie in mein Zimmer kam und die Krücken sah, kreischte sie leicht auf. „Aaahhh, das ist ja fantastisch! Jetzt können wir auch mal spazieren gehen und müssen nicht ständig hier im Zimmer bleiben!" Sie stürzte sich auf mich und umarmte mich schwungvoll. Ich mochte ihre wilde Art. Sie dachte nicht viel über das nach, was sie sagte oder tat. Umso ehrlicher waren ihre Reaktionen und das störte mich nicht. Ich hatte generell schon das Gefühl, dass man mich hier im Dunkeln tappen lässt.
„Also. Wo wollen wir hin? In den Park? An den See? Warte! Ich habs. Das machen wir, ja!" „Darf ich denn wenigstens auch erfahren, was du mit mir vor hast?!" Fragte ich gespielt lachend. „Wir gehen ein Eis essen. Jeder mag Eis. Du doch auch, oder? Jetzt sag nicht, dass du kein Eis magst! Das kannst du mir nicht antun!" Rief sie empört und zog eine Schnute. „Ich habe doch noch gar nichts gesagt." Gab ich wieder lachend zurück. „Und nur zu meiner Verteidigung. Ich liebe Eis." Meine Augen glänzten bei dem Gedanken.
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Gefangen - Vom Alpha entführt
LobisomemValeria weiß nichts mehr. Sie ist aufgewacht in einer Zelle, mit einem Bett, Leuchtstoffröhren an der Decke und einem modrigen Geruch in der Nase. Sie weiß nicht, wie sie dahin gekommen ist und auch nicht woher sie kommt. Sie weiß nur, dass sie eine...