Valeria
Ich wachte durch das grausame surren der Leuchtstoffröhren an der Decke auf. „Gott, immer dieses verdammte Licht." Ich stellte mich schon wieder auf einen Lichtschock für meine Augen ein, doch dieses mal war das Licht nur halb so hell wie sonst. Komisch dachte ich, habe ich mich gestern nicht noch über das grelle Licht beschwert? Doch nach kurzem überlegen schenkte ich dieser Tatsache keine Aufmerksamkeit mehr. Ich gähnte ein paar mal. Rieb mir die Augen, bis ich mich endlich aufraffte, mich hinzusetzen. Ich fragte mich wie spät es war. Da es in dieser Zelle jedoch weder eine Uhr, noch ein Fenster gab, konnte ich nur schätzen. Da ich jedoch das Zeitgefühl völlig verloren hatte, verwarf ich auch diesen Gedanken wieder sehr schnell. Ich fragte mich, wann wohl der Typ-der-mir-mein-Essen-bringt vorbei schaut.
Während ich auf mein Essen wartete, fing ich wieder an nachzudenken. Ich muss mehr Infos bekommen. Daher legte ich mir im Kopf schon mal ein paar Fragen zusammen. Wie lange bin ich schon hier? Warum bin ich hier? Warum weiß ich nicht, wer ich bin? Das ging ewig so weiter. Bis ... ich wieder Schritte hörte. Woher wissen die immer, wann sie kommen müssen, fragte ich mich selbst. Doch als die Schritte näher kamen, war nicht der Typ von gestern da, sondern der andere, von vor zwei Tagen. Als er vor meiner Zelle stand und nachdem ich ihn kurz beäugt hatte, ergriff ich sofort das Wort und sagte „Ich hoffe du bist gesprächiger als dein Kollege". Das ganze unterstrich ich mit einem breiten Grinsen.
Der Typ vor der Zelle machte keine Anstalt mir zu antworten, also ergriff ich erneut das Wort. „Ach komm schon. Das ist das einzig spannende was hier unten passiert und ihr wollt nicht mit mir reden. Ich sterbe hier unten noch vor Langeweile." Als ich fertig war, sah ich ihn mit großen Kulleraugen und einem Schmollmund an. Als der Typ endlich antwortet, sagte er bloß „Ich darf dir eigentlich nur das Essen bringen und soll dann wieder verschwinden. Anweisungen vom Alpha. Ich möchte keinen Ärger bekommen." Nachdem er das Essen abstellte, kehrte er wieder um und befand sich bereits auf dem Rückweg.
Nachdem ich kurz angefangen habe, darüber nachzudenken, was er gerade gesagt hatte, schrie ich ihm bloß wütend nach „Richte deinem Alpha schöne Grüße von mir aus und er soll sich mal blicken lassen!" Und schon war er weg. Wenn jetzt jeder Tag so abläuft, sterbe ich wirklich vor Langeweile. Ich nahm mir wieder mein Essen und dachte immer noch über das nach, was Typ-der-mir-Essen-bringt-Nr.2 gesagt hat. Ok, ich brauche definitiv neue Spitznamen. Wir nennen ihn ab jetzt mal ... Wie könnte ich ihn wohl nennen? Macht man Spitznamen nicht anhand von Eigenschaften aus?
Er hatte dunkle Haare, soviel konnte ich erkennen. Deswegen heißt er jetzt ... Brownie. Ja das passt. Ich dachte also über das nach, was Brownie gesagt hat. Er bekommt Ärger wenn er mit mir redet. Befehl vom Alpha? Was ist denn ein Alpha? Der erste Buchstabe des Griechischen Alphabets .. soviel wusste ich. Wieder dachte ich nach. Woher wusste ich das eigentlich? Also hab ich ja doch nicht alles vergessen, dachte ich. Nur wer ich bin und woher ich komme. Also nichts wichtiges.
Na ja zurück zum Alpha. Ich zerbrach mir den Kopf darüber, was es damit auf sich hatte. Ist er der Boss? Hat er mich entführt? Warum heißt er Alpha? Ist das überhaupt ein Name? Warum hat Brownie ihn aber dann so genant? Ist das ein Titel? Wenn ja, habe ich davon noch nie gehört. Fragen über Fragen und wieder keine Antworten. Ich seufzte erneut. Das macht mich alles noch verrückt. Ich möchte endlich antworten haben.
Ich stand von meinem Bett auf und holte mir die Tüte gefüllt mit Essen. Während ich meine Birne auspackte und das Brötchen in die Hand nahm .. Wartet kurz. Birne? Brötchen? Gestern und Vorgestern waren es doch noch ein Apfel und Brot. Irgendwas ist hier komisch. Erst das Licht, welches auf einmal dunkler war. Dann anderes Essen? Und woher wissen die, wann sie immer runter kommen müssen? Beobachten die mich? Hören die mich?
Nachdem ich mir einige Gedanken darüber gemacht habe und mein Essen aufgegessen hatte, kam ich zu dem Entschluss, dass die mich beobachten müssen. Die müssen mich sehen und hören können. Warum sollte sonst das Licht dunkler sein. Und warum sollte ich sonst eine Birne und ein Brötchen bekommen. Und mal kein Wasser sondern Saft. Warte was? Kein Wasser? Jetzt war ich mir sicher! Die beobachten mich zu hundert Prozent. Das war die einzig logische Erklärung. Ich überlegte wo sie wohl die Kamera und Mikros installiert hatten. Also schaute ich mich in dem Raum um. Auf den ersten Blick war nichts außergewöhnliches zu erkennen.
Ich hatte eine Mission! Also stand ich auf und schaute genauer in jede Ecke und jeden Winkel. Irgendetwas muss ich ja machen, auch wenn es nur das Nachgehen von ungefestigten Beweisen ist. Ich tastete die Steine ab, sprang nach oben, um nöher an die Leuchtstoffröhren zu kommen. Nichts zu finden. Ich verschob das Metallbett und stellte mich drauf, um auch in die obersten Ecken einen genauen Blick werfen zu können. Nach einer ganzen Weile und mehreren Seufzern fand ich ..
Nichts. Rein gar nichts konnte ich finden. Ich verschob wieder das Metallbett aber dieses Mal in Richtung Gitterstäbe und suchte Winkel und Ecken der Zellengitter ab. Hier muss doch etwas sein. Auch nichts. Ich stieg von dem Bett und schob es wieder an die Stelle, wo es vorher stand. Frustriert setzte ich mich wieder aufs Bett. Ich verschränkte die Arme und lehnte mich gegen die kalte Kellerwand.
Ich könnte auch einfach anfangen zu reden. Mit dem nichts oder eher mit den Mikros, von denen ich denke, dass sie existieren. Die aber vielleicht gar nicht da sind. „Ich werde hier langsam verrückt" spreche ich vor mich hin und lege meinen Kopf in die Hände. Tief durchatmen. Ein und aus. Ich versuchte mich zu beruhigen, denn eine Panikattacke wollte ich hier drinnen mit Sicherheit nicht bekommen.
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Gefangen - Vom Alpha entführt
WerewolfValeria weiß nichts mehr. Sie ist aufgewacht in einer Zelle, mit einem Bett, Leuchtstoffröhren an der Decke und einem modrigen Geruch in der Nase. Sie weiß nicht, wie sie dahin gekommen ist und auch nicht woher sie kommt. Sie weiß nur, dass sie eine...