Gefangen - Vom Alpha entführt

LVI - Déjà-vu

Alec

Ich habe gar nicht realisiert was gerade passierte. In dem einen Moment erwidert sie meinen Kuss und in dem anderen schubst sie mich von sich. Ich war verwirrter als je zuvor und zu allem Übel rannte sie jetzt auch noch vor mir weg. Was ist in den letzten Minuten passiert? Wie kann sie von >ich erwidere den Kuss< zu >bleib weg von mir< gehen? Ich verstand gar nichts mehr. Das einzige was ich wusste war, dass ich sie wieder zur Vernunft bringen musste. Das war das erste Mal seit sie hier ist, dass wir einen solchen Moment hatten.

Auch wenn das mehr das Werk meines Wolfes war, welcher kurz die Kontrolle übernommen hatte. Dennoch werde ich das nicht einfach wegwerfen. Das kann ich nicht. Sie hat Gefühle für mich, sonst hätte sie den Kuss nicht erwidert. Aber warum verdammt gesteht sie sich das nicht endlich ein und schiebt immer wieder diese eine Sache vor. Ich verstand es nicht.

Ich versuchte sie aufzuhalten und mit ihr zu reden, doch sie ließ es nicht zu. Wie hätte ich ihr die ganze Sache denn so schnell erklären sollen? Ich bin ein Werwolf und du meine Gefährtin, unsere Seelen sind miteinander verbunden? Und eigentlich wurde ich von der Mondgöttin verflucht, da mein Vater eine eigene Rasse an Werwölfen erschaffen wollte? Weswegen ich niemals glücklich sein werde und die Liebe meines Lebens kennenlerne? Doch plötzlich, vor über zehn Jahren bist du aufgetaucht? Deswegen habe ich dich auch entführt, weil ich nicht mehr von dir getrennt sein konnte?

Welcher normale Mensch würde auch sagen: >Achso okay, na dann ist ja alles gut<. Ich wünschte, dass es so einfach wäre. Ich wünschte sie wüsste von unserer Welt. Dann wäre alles einfacher. Aber nein, ich werde immer noch für die Sünden meines Vaters bestraft. Er hat seine Gefährtin verloren. Ja. Es hat ihn zerstört. Ja. Dennoch gab es ihm nicht das Recht, hilflose und fremde Menschen willkürlich in Hybriden zu verwandeln. Eine Mischung aus Mensch und Wolf. Sie konnten sich genauso verwandeln wie wir, waren stärker als die Menschen aber nicht so stark wie gebürtige Werwölfe.

Er hat das alles nur aus eigenem Interessen getan, weil er seine Gefährtin verloren hatte und als er dann jemand neues gefunden hatte, wollte er sie nicht noch einmal verlieren. Also ist er wortwörtlich verrückt geworden und deswegen hasse ich ihn so sehr. Er hat das alles getan, ohne an die Konsequenzen zu denken, ohne an das Rudel zu denken, ohne an mich zu denken. Ich war ihm egal, weil er immer nur sie in mir gesehen hat, aber auch ich habe jemanden verloren. Ich habe meine Mutter verloren, genauso wie er seine Gefährtin.

Doch hat er einmal an mich gedacht? Hat er einmal an die Konsequenzen gedacht? Nein. Natürlich nicht. Er hat eine neue Familie gefunden und mich hat er zurück gelassen. Mich hat er im Stich gelassen. Das werde ich ihm nie wieder verzeihen. Ich weiß nicht mal ob er noch lebt. Doch seit dem Vorfall ist es strengstens Verboten, Menschen in Hybriden zu verwandeln und wird mit dem Tode bestraft. So gilt es zumindestens für die Mitglieder eines Rudels. Doch da draußen leben noch abtrünnige Werwölfe, Rouges und Schurken. Besonders letztere halten sich nicht an die Regeln.

Zu meinem Bedauern war es einfacher als gedacht, Menschen in Hybriden zu verwandeln. Es reichte ein kleiner Kratzer aus und die Werwolfs-DNA fixierte sich im menschlichen Körper. Das ist auch der Grund, warum ich will, dass das Rudel so gut bewacht wird. Der letzte Angriff ist zwar schon Jahre her, aber man weiß ja nie und seit sie hier bei mir ist, habe ich nicht nur gegenüber meinem Rudel eine größere Verantwortung, sondern auch ihr gegenüber. Ich könnte es mir nie verzeihen, wenn ihr etwas zustößt und wenn das Rudel ihre zukünftige Luna verlieren würde, könnte ich auch das nicht verkraften.

Während ich über all das Nachdachte wurde ich immer wütender. Das war alles viel kompliziertes als ich es für möglich gehalten habe. Auch wenn sie mir schon so viele Chancen gab, ich konnte es nie übers Herz bringen. Ich wollte sie nicht verstören und ihr Weltbild verändern. Also beschloss ich,m es vor ihr geheim zu halten. Doch natürlich brach mir genau diese Entscheidung gerade das Genick.