LXXXIII - Zukunftsdenken

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Hallo zusammen!
Dieses Mal gibt es vorab eine kleine Anmerkung von der Autorin. Dies ist das letzte Kapitel des Buches. Somit ist diese Geschichte, als auch das Buch abgeschlossen. Es war mir wirklich eine große Freude die Geschichte der beiden Protagonisten aufs Papier beziehungsweise auf das Display zu bringen. Ich hoffe ihr habt die Story mit genauso viel Motivation, Spannung und Neugier verfolgt, wie ich. Des Weiteren hoffe ich, dass ihr mit den Figuren ebenso mitgefühlt habt, wie ich. Falls irgendjemand auf eine Fortsetzung warten sollte, muss ich diesen leider enttäuschen. Dennoch bin ich optimistisch, dass das Ende einen guten Abschluss darstellt, obwohl ich ein etwas anderes vorgesehen hatte. Aber genug der großen Worte. Ich bedanke mich hiermit bei jedem einzelnen, der dieses Buch verfolgt, gelesen oder dafür gestimmt hat. Und jetzt, ohne Umschweife und Verzögerungen, das letzte Kapitel. Viel Spaß beim Lesen.

Auf ein hoffentlich baldiges Wiederlesen!

Eure Autorin

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Valeria

Seit ich klein war, habe ich schon immer gerne gelesen. Dabei war es egal, ob es Märchen, ausgedachte Geschichten, Fantasien, Mythen oder Sagen waren. Meine Mutter hat mir von klein auf vorgelesen. Jeden Abend, um die gleiche Uhrzeit lag ich in meinem Bettchen und meine Mutter saß neben mir. Ich konnte es nie abwarten, bis sie endlich anfing mir vorzulesen. Es war zu einer Tradition geworden, welche ich selber fortführen wollte, falls ich jemals Kinder haben sollte.

Und was soll ich sagen? Das Lesen hat mich ein Leben lang begleitet und jetzt, da ich verheiratet war und eine eigene Familie gegründet habe, sollte sich diese Tradition auch fortführen. Denn ich habe schon immer gerne gelesen und mich in andere Welten hineinversetzt. Habe mich in fremde Abenteuer gestürzt oder mir eine phantasiereiche Zukunft ausgemalt. Den einen Tag war ich die Prinzessin, welche vom Drachen bewacht wurde und nur durch den Prinzen befreit werden konnte. Den nächsten Tag entdeckte ich an der Seite eines Abenteuers eine verloren geglaubte Insel und an wieder anderen Tagen schrieb ich meine eigene Geschichte. So wie jetzt auch.

Der Tag meiner Entführung war an sich, ein ganz normaler Tag für mich und dennoch hat er mein ganzes Leben verändert. Ich habe mir oft die Frage gestellt, wer ich heute wäre, wenn ich nicht entführt worden wäre. Wahrscheinlich wäre ich nach der Dusche einfach in mein Bett gegangen und hatte mich schlafen gelegt. Ich wäre immer noch von meinen Eltern versteckt worden. Vielleicht hätte ich mir aber auch ein anderes Leben aufgebaut. In ihrem Rudel oder in einem anderen. Vielleicht wäre ich irgendwann von selber abgehauen oder hätte mich mein Leben lang hinter meinen Eltern versteckt.

Doch in der Vergangenheit zu schwelgen, macht das bereits vergangene auch nicht ungeschehen. Wenn ich gefragt werde, wie Alec und ich uns kennengelernt haben, sagen wir zumeist auf einem Ball. Indirekt war es ja auch so, nur dass ich noch ein Kleinkind war und ihn nicht wahrgenommen hatte. Ausschließlich unsere engsten Vertrauten und Bekannten wussten über unsere Geschichte bescheid und das war auch gut so. Ich will nicht wissen, wie viele unsere Vergangenheit verurteilen würden.

Wenn ich mich heute frage, ob ich es bereue jemals entführt worden zu sein, würde ich mit nein antworten. Denn hätte er mich nicht entführt, dann wäre ich heute nicht die, die ich bin. Ich wäre nicht die Luna des Forestmoon-Rudels. Hätte Alec niemals geheiratet und ihn vielleicht sogar nie kennengelernt. Ich wäre auch nicht die Mutter von zwei wundervollen Kindern. Ich wäre ein ganz anderer Mensch. Immer noch verängstigt, unterdrückt und feige.

Doch nun hatte ich nicht nur ein Rudel anzuführen, ich hatte auch eine eigene kleine Familie für die ich sorgen musste. Ich habe mich neu entdeckt, mich weiterentwickelt und bin an meine Grenzen gekommen. Ich habe wundervolle Stunden oder Tage erlebt aber auch gesehen, wie schwer das Leben sein kann. Ich habe sowohl Trauer als auch Leid erfahren. Habe gesehen, wie aus altem Leben, neues entspringen kann. Habe gelernt, was glücklich sein bedeutet. Es bedeutet zu verstehen, dass es sich lohnt, das Leben zu leben, trotz aller Schwierigkeiten. Und das tue ich bis heute.

Nachdem ich unseren Sohn Aras bekommen hatte, folgte keine zwei Jahre später unsere Tochter Aria und machte uns damit zu dem glücklichsten Ehepaar des Rudels. Und jetzt? Ich sitze am Bett meiner dreijährigen Tochter, lese ihr genauso, wie meine Mutter damals mir, vor und streichle über meinen kleinen Bauch. In mir wächst bereits Kinder Nummer drei heran und ich weiß gar nicht, wie das alles passieren konnte. Alleine bei dem Gedanken daran, dass wir bald unser drittes Kind in den Armen halten können, muss ich leicht schmunzeln. Doch im Gegensatz zu unseren ersten beiden Kindern wollen wir uns dieses Mal überraschen lassen. Da Alec bereits seinen Nachfolger für das Rudel bekommen hatte und ich meine kleine Prinzessin, war es uns egal was das dritte Kind wird. Hauptsache gesund.

Doch während mir drei Kinder ausreichen, möchte mein lieber Gefährte eine kleine Fußballmannschaft. Allein bei dem Gedanken daran werden meine Haare bereits grau. Zwei Kinder sind schon genug Arbeit und bald kommt noch ein drittes dazu. Ich blickte in das Gesicht meiner kleinen Tochter während ich das Buch in meinen Händen schloss und ihr über den Kopf strich. Sie war bereits nach den ersten paar Wörtern eingeschlafen. Unsere kleine Aria war nun mal das Ebenbild ihres Vaters. Nur eben in weiblich. Aras hingegen war mir wesentlich ähnlicher, was Alec schon den ein oder anderen Nerv kostete. Doch alles in allem könnten wir nicht glücklicher sein.

Wir sind eine kleine Familie geworden und unsere Bindung wuchs mit jedem Tag mehr. Selbst Alec hatte nach der Geburt unseres ersten Kindes eingesehen, dass er ein wenig kürzer treten sollte. Dadurch hatten wir wesentlich mehr Zeit miteinander und konnten gemeinsam an uns arbeiten. Wir haben es geschafft, uns ein halbwegs perfektes Leben aufzubauen. Fernab der Schwierigkeiten, welche unsere Beziehung anfänglich geprägt haben.

Ich ging aus dem Zimmer meiner Tochter und knipste das Licht aus, ehe ich die Tür hinter mir schloss. Ich lief die Treppen nach unten und setzte mich auf die Couch neben meinen Ehemann. Auch, wenn wir mittlerweile seit fünf Jahren verheiratet sind, kommt es mir immer noch seltsam vor ihn so zu nennen. Ich lehnte mich an seine Brust an und nahm seine Hand in meine. Er verschloss seine Finger mit meinen und wir sahen uns wieder einmal tief in die Augen.

Ich glaube das war mittlerweile so ein Ding zwischen uns geworden. Wir konnten uns stundenlang in den Augen des anderen verlieren. Ich musste lächeln bei dem Gedanken. Ich war noch nie so glücklich wie jetzt. Als ich mir früher meine Zukunft vorgestellt hatte, sah ich mich immer mit einem Mann und zwei Kindern fröhlich auf einer Wiese spielen. In gewisser Weise lebte ich auch diesen Traum nur eben mit ein paar anderen Details. Wir waren Werwölfe und führten ein Rudel an.

Ein Rudel, welches von unserem Ältesten übernommen wird. Schon beim darüber nachzudenken, wurde mir ein wenig flau im Magen. Es kam mir wie gestern vor, als ich den kleinen Kerl in meinem Bauch trug und Alec von den Neuigkeiten berichtete. Doch nächstes Jahr wird er bereits sechs und kommt dann bald in die Schule. Die Zeit ist so schnell vergangen, dass ich gar nicht mitgekommen bin. Sie werden so schnell groß und man hat Angst jeden noch so kleinen Moment zu verpassen.

Alec beäugte mich kritisch und fragte woran ich dachte, doch ich konnte nur mit dem Kopf schütteln. „An die Vergangenheit und Zukunft." Ich schenkt ihm ein Lächeln, ehe ich mich näher an ihn kuschelte. „Und über die Gegenwart denkst du wieder nicht nach." Gab er gespielt beleidigt zurück, was mich wieder lächeln lies. Er war innerlich immer noch ein Kind, welches Bestätigung brauchte. Doch damit hatte ich mich langsam arrangiert und manchmal war es sogar gut so. So konnte man den Ernst des Lebens, wenigstens für ein paar Momente, vergessen und einfach wieder Kind sein. Das ist eines der vielen Dinge, die ich an Alec liebe.

Liebe. Ein mächtiges Wort, wie ich finde. Doch nach allem, was mir gemeinsam durchgestanden haben, kann ich stolz von mir behaupten, dass ich mich über Umwege nicht nur in ihn verleibt habe. Nein, dass ich ihn von ganzem Herzen liebe. Ich weiß zwar nicht, wie unsere Zukunft aussieht aber wenn sie genauso schön, wie unsere Vergangenheit wird, dann freue ich mich darauf.

Ich freue mich auf das Alt werden. Ich freue mich auf die ersten Falten. Ich freue mich sogar darauf, noch mehr Eigenarten und Marotten von Alec kennenzulernen. Ich freue mich darauf, unsere Kinder und hoffentlich Enkelkinder aufwachsen zusehen. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich dafür nicht bereit bin. Ich bin bereit für unsere Zukunft, ohne zu wissen was uns erwartet. Denn alles was über das vorhersehbare hinaus passieren wird, kann niemand wissen. Nicht einmal die Mondgöttin. Denn das liegt alles in der Zukunft. In einer Zukunft, mit Alec an meiner Seite.

Gefangen - Vom Alpha entführtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt