XXXII - Die Flucht

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Valeria

Ich bin gegen zwanzig Uhr von meinem Mittagsschlaf aufgewacht, welcher glücklicherweise traumlos war, sodass ich mich wirklich ausruhen und entspannen konnte. Ich streckte mich ein paar Mal, rieb mir die Augen und setzte mich auf. Anschließend schwang ich meine Beine über die Bettkante und marschierte in Bad. Als ich in den Spiegel schaute konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen. Heute ist es soweit. Ich werde endlich wieder frei sein. Nach Wochen in Gefangenschaft, auch wenn es eine recht entspannte Gefangenschaft war. Ich klatschte mir ein bisschen Wasser ins Gesicht und ging auf Toilette.

Danach ging zurück ins Zimmer und merkte, dass es bereits dämmerte, was mir ein immer breiter werdendes Grinsen aufs Gesicht zauberte. Meine Flucht und gleichzeitig neugewonnene Freiheit rückt immer näher. Ich ging Richtung Kleiderschrank und entschied mich für eine Sportleggins, ein Shirt sowie einen Pullover. Auch wenn es Frühling ist, kann es die Nächte noch relativ kalt werden. Ich zog meine Turnschuhe an, welche ich zuvor mit hoch genommen habe. Ich band meine Haare zu einem hohen Zopf zusammen und suchte in dem Kleiderschrank nach einem Rucksack.

Als ich fündig wurde, packte ich eine Jacke sowie Haarbürste ein. Aus dem Bad nahm ich noch eine kleine Uhr mit, damit ich die Zeit einschätzen kann. Ich ging an die Tür und lauschte. Doch ich konnte keine Geräusche wahrnehmen. Also öffnete ich sie, ging auf den Flur und schloss sie hinter mir, nachdem ich einen kurzen, letzten Blick in das Zimmer geworfen habe. Einerseits war ich traurig so ein schönes Zimmer verlassen zu müssen, aber meine innere Stimme holte mich zurück in die Gegenwart. Reiß dich zusammen! Hier gibt es nichts, was du vermissen solltest. Vergiss nicht, warum die hier bist.

Ich kniff meine Augen zusammen und stieg die Treppe nach unten. Zielstrebig lief ich Richtung Küche und suchte nach Proviant, den ich mitnehmen könnte. Ich fand eine große Wasserflasche, ein paar Snacks und einen Apfel sowie eine Banane. Ich verstaute alles in meinem Rucksack und sah auf die Uhr. Um neun. Noch eine Stunde. Ich entschied mich nochmal einen Rundgang zu machen. Ich schaute durch das Küchenfenster, durch die Terrassentür und aus dem Fitnessstudio. Keine Wachen zu sehen. Ich ging Richtung Eingangstür und lugte durch das Glas. Zwei wachen, rechts und links postiert. Gut.

Ich öffnete die Terrassentür, um keine Zeit nachher zu verschwenden. Ich trank das letzte Mal was und aß noch schnell einen Apfel, in der Hoffnung die Vitamine würden mir Kraft verleihen. Erneut schaute ich auf die Uhr. Zehn vor. Ich ging ein letztes Mal auf die Toilette und machte mich bereit. Ich lief auf die Terrasse und versteckte mich hinter einer Ecke. Als ich quietschende Reifen hörte, fing mein Herz an zu pochen. Das ist dann wohl das Zeichen, dass Wachwechsel ist. Ich hörte eine Tür klappen und schloss die Terrassentür. Dann mal los.

Ich sprintete so schnell ich konnte zu dem Tor und kletterte drüber. Das war einfacher als gedacht. Ich warf einen letzten Blick über meine Schulter. Nichts zu sehen. Ich zog den Rücksack fester um meine Schultern und lief so schnell ich konnte in den Wald. Ich wünschte ich hätte die Möglichkeit gehabt, mir die Umgebung anzuschauen, aber das war leider nicht drin. Also entschied ich mich dazu immer geradeaus zu laufen. Irgendwann muss der Wald ja ein Ende haben. Ich lief über die nasse Erde, über Moos und abgebrochene Äste.

Ein paar Mal musste ich sogar springen, doch ich landete immer wieder auf meinen Beinen. Wenn ich jetzt umknicke, war alles umsonst. Ich rannte also immer tiefer in das Dickicht. Jetzt war ich sauer auf mich, keine Taschenlampe mitgenommen zu haben, aber so hätte ich mich bemerkbar gemacht und das wollte ich nicht.

Zum Glück stand der Mond am Himmel und gab mir wenigstens ein bisschen Licht. Ich wich gerade noch so einem Ast aus, der mein Gesicht getroffen hätte. Puuuh. Ich kramte an der Seitentasche meines Rucksacks nach der Uhr um zu sehen, wie spät es war, denn meine Puste wurde mit jedem Stück, das ich lief weniger. Zwanzig vor elf. Seit vierzig Minuten laufe ich schon, ich frage mich, wie viel Strecke ich schon geschafft habe.

Gefangen - Vom Alpha entführtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt