VIII - Tag der alles veränderte

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Alec

Also sind wir eines Morgens aufgebrochen. Wir haben in den Wochen zuvor alles besprochen, sind jedes noch so kleine Detail durchgegangen. Auch wenn Jeremy von der Entführung kein Fan war, stand er mir trotzdem zur Seite. Lynn hingegen hatte mich ignoriert, seit ich ihr von dem Plan erzählt hatte. Sie meinte es wäre völliger Schwachsinn und dass sie damit nichts zu tun haben will. Sie wollte mir eine Moralpredigt halten, dass man einen Menschen nicht einfach so entführen könne, in der Hoffnung er würde sich einen verlieben. Natürlich wusste ich das und als sie mir einen weiteren Vortrag über das Stockholm-Syndrom halten wollte, habe ich innerlich abgeschaltet. Natürlich wollte ich sie nicht ewig gefangen halten, ich werde ihr nach und nach Freiheiten geben, aber für den Anfang musste ich das tun.

Ich hatte zwar gehofft, Lynn könnte ihr helfen anzukommen, immerhin ist sie die Gefährtin meines Betas und dementsprechend wird sie viel Zeit mit meiner Gefährtin verbringen. Aber das hatte sich somit dann erledigt.

Der Fahrtweg war ziemlich weit, da sie in einer fast 1000km entfernten Stadt wohnte. Meine Kontaktpersonen haben mir bereits ein paar Informationen liefern können, doch aus denen wurde ich auch nicht wirklich schlauer. Bis auf ihrem Namen, Angaben zu ihrer Person und wo sie wohnt, konnte nichts herausgefunden werden. Selbst als ich meine Kontaktpersonen anwies, sich in das Gebäude einzuschleusen und dort unter verdeckter Identität zu arbeiten, konnten sie nicht wirklich etwas nützliches an mich weiterleiten. Das alles wurde mir immer suspekter. Als ich auf der Fahrt aus dem Fenster sah und die Bäume an mir vorbeizogen, dachte ich mir, das würde ein langer Tag werden.

Als wir nach fast einem Tag endlich angekommen waren, suchten wir uns ein Hotel und ich kontaktierte meine Auskundschafter. Nachdem ich die nötigen Informationen erhalten habe, stand der Plan. Wir haben gewartet bis ihre Familie in einer anderen Stadt zu einer Veranstaltung eingeladen waren. Da sie meiner Meinung nach vor der Außenwelt unter Verschluss gehalten wird, durfte sie dementsprechend auch nirgendwo mit hin. Daraus schlossen wir, dass sie wohl Zuhause geblieben ist.

Ich dachte daran, wie das sein muss, immer gefangen zu sein. Zwar in einem riesigen Haus, mit Garten, Pool und Fitnessraum aber dennoch. Als wir sicher waren, dass ihre Familie weit genug entfernt war, und uns weder hören noch sehen konnten, fingen wir an. Wir verdeckten unsere Gerüche, da wir schließlich auf fremden Wolfs-Territorium waren. Meine eingeschleusten Leute haben mir genau beschrieben, wo ihr Zimmer lag und zu meiner Überraschung befand es sich in der unteren Etage. Eine große Veranda mit zwei Bodengroßen Fenstern war also unser Ziel. Ich hatte meinen Leuten auch befohlen die Wachen zu beschäftigen, während wir sie holten. Und was soll ich sagen? Sie habe große Arbeit geleistet.

Während wir uns dem Haus näherten, stürmten die Wachen in den Wald auf der anderen Seite. Verdacht auf Schurken, welche gesichtet wurden. Das mussten dann wohl meine Leute eingefädelt haben. Und wieder einmal war ich stolz meine Rudelmitglieder so gut ausgebildet zu haben. Alle Wachen um das Gebäude herum waren nun verschwunden. Wie kann man nur so naiv sein, dachte ich mir. Als wir dem Gebäude also immer näher kamen, nahm ich erschreckenderweise keinen Geruch wahr, was mich verwunderte.

War sie vielleicht doch mitgefahren? War das gar nicht ihr Zimmer? Mein innere Wolf knurrte wieder, als er darüber nachdachte, seine Gefährtin nicht zu finden. Doch da war sie. Also nicht mein Gefährtin sondern die Veranda die mir beschrieben wurde. Und zu meiner Überraschung waren die Türen geöffnet. Ich meine wieso nicht, es ist Frühling und die Temperaturen werden immer wärmer, aber hat sie denn keine Angst, dass jemand durch ihr Fenster steigt und ihr was tun will? Ja gut, ich bin nicht besser „... aber immerhin habe ich gute Absichten" sagte ich vor mir her, doch mein Beta darauf „Das weiß sie ja aber nicht." Als könnte er meine Gedanken lesen, antwortete er wie selbstverständlich. „Für sie sind wir nur zwei Schurken mit Masken, die sie entführen wollen." Mein Wolf knurrte wieder und ich verdrehte die Augen.

Als wir durch die weit geöffneten Fenster schauten, konnten wir niemanden sehen. „Wo ist sie?" Kam von Jeremy, darauf entgegnete ich nur ein „Woher soll ich das wissen?" „Sie ist deine Gefährtin!" meinte Jeremy. Wir schauten uns mit großen Augen an. „Vielleicht sollten wir rein gehen und dort auf sie warten?" Schlug ich vor, „Genau, dann setzten wir uns auf ihr Bett und begrüßen sie herzlich." entgegnete mir Jeremy mit Ironie. „Ich schwöre dir, wenn wir nicht in dieser Lage wären, würde ich dich windelweich verprügeln, Jeremy" Schrie ich ihn schon fast an. „Wir verstecken uns natürlich!" Wie konnte er nur denken, ich würde mich nicht verstecken? Gesagt getan. Wir gingen in den Raum und suchten uns passende Verstecke. Jeremy Verschwand hinter einem Schrank und ich musste mich notgedrungen hinter einem Schreibtisch verstecken. Wieder warf ich ihm einen bösen Blick zu. Er schafft es immer, sich einen besseren Platz zum verstecken zu suchen, als ich. Das war schon in unsere Kindheit so. Manchmal fragte ich mich, ob er nicht ein geeigneter Alpha wäre, aber da ich nun mal das Blut meines Vaters in mir trug, gab es keine Diskussionen, was diese Sache anging.

Ich war schon immer impulsiver und neigte eher zu handgreiflichen Methoden. Jeremy hingegen versuchte alles mit Kommunikation und Bürokratie zu regeln. Gott wie ich das hasste. Demzufolge war er wohl doch ein besserer Beta, als ich es wäre. Als wir Geräusche hörten, wurde ich aus meinen Gedanken gerissen und mein Wolf heulte innerlich auf. Unsere Ohren stellten sich auf. „Von wo kommt das?" fragte Jeremy per Gedankenverbindung. Ich versuchte mich auf die Geräusche zu konzentrieren und konnte sie langsam zu einer Tür verfolgen, welche uns bis dahin noch nicht aufgefallen ist. „Ich vermute aus der Tür" sagte ich ihm und deutete dorthin. „Aus dem Schrank?" Fragte Jeremy nun verwirrt. „Nein du Idiot, das wird das Bad sein!" Teilte ich ihm mit, während ich die Augen verdrehte. Manchmal verhält er sich, als wäre er zurückgeblieben. Ich kam hinter dem Schreibtisch hervor und stellte mich neben die besagte Tür. „Das kann ja ewig dauern" meinte Jeremy entgeistert.

Wenn ich ihn sehen könnte, hätte er meinen Todesblick zu sehen bekommen. Er war zwar von Anfang an nicht begeistert von der Idee, aber er war mein Beta und unterstützte mich trotzdem. „Hast du alles dabei?" Fragte ich ihn nochmal, um sicher zu gehen, dass nichts schief laufen wird. Er hielt demonstrativ die Spritze mit dem Schlafmittel hin. „Ist die Dosis auch hoch genug?" fragte ich erneut, Jeremy nur „Jaa, damit würdest du sogar schlafen wie ein Kätzchen" und lachte dabei. Wie er nur in so einer Situation lachen konnte. Ich meine wir sind dabei ein fremdes Mädchen zu entführen, auch wenn es meine Gefährtin war, wir kidnappten sie trotzdem.

Wir zählten die Minuten bis wir hörten, wie das Wasser abgestellt wurde. „Hat sie geduscht?" fragte Jeremy nun geschockt. „Ich weiß es nicht ..." entgegnete ich nur überfordert. Wir haben alles Besprochen, sind jedes Detail genau durchgegangen, aber dass wir sie entführen würden, während sie nackt ist, das haben wir nicht geplant. Verwirrt legte ich mir einen Plan im Kopf zusammen, wie wir diese Situation lösen können. Mein Wolf drehte im Kopf weitere Kreise während er daran dachte, Jeremy könnte unsere Gefährtin nackt sehen. „Wenn sie rauskommt, schaust du weg, verstanden?" teile ich Jeremy mit, dieser nickte nur und musste sich ein Grinsen verkneifen.

Gefangen - Vom Alpha entführtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt