Kapitel 41

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Unwillig schüttelte ich den Kopf, als ich meinen Weg ins Büro unserer Techniker fortsetzte und den Staatsanwalt stehen ließ. Ich war ihm gerade auf dem Gang des Reviers über den Weg gelaufen und hatte entschieden, ihn zur Rede zu stellen, weil er die Anweisung erteilt hatte, mich nicht sofort über den Tod von Frau Müller zu informieren. Nun hatte ich ihm sehr klar gemacht, was ich davon hielt, dass er die leitende Ermittlerin bewusst nicht auf den neuesten Stand brachte, und dass das so nicht funktionierte. Pfeffer, sonst sehr verständnisvoll, hatte in dieser Sache geblockt und durchblicken lassen, dass er es beim nächsten Mal, wenn ich völlig fertig und übernächtigt aussah und es keinen guten Grund gab, mich zu wecken, wohl genauso handhaben würde. Keinen guten Grund außer dem, dass ich die Polizistin war, die diese Ermittlung leitete?

„Frau Weiler!", rief er mir nach. „Der nächste Zug, haben Sie den schon..."

„Ja", gab ich zurück, ohne stehen zu bleiben. „Ist erledigt!" Nach meiner Rückkehr aus der JVA hatte ich nur einen kurzen Abstecher zum Revier gemacht, um die Rosen zu holen, und hatte mich dann gerade aufmachen wollen, um den nächsten Zug zu machen, als ich vor dem Eingang mit Nicholas Engel zusammengestoßen war. Daran, dass er wieder vorbeikommen könnte, um zu helfen, hatte ich gar nicht gedacht – und auch nicht daran, ihm zu sagen, dass ich für diesen offensichtlichen Zug, mit dem ich eine Mühle des Mörders verhindern musste, keine Hilfe brauchte. Aber da er schon mal da gewesen war, hatten wir zusammen die Rosen an der Stelle zwischen den beiden letzten Tatorten abgelegt, bevor ich nun wieder zur Wache zurückgekehrt war, um mich mit den Technikern zu treffen.

Einer von ihnen, Max, wie er sich mir bei unserer Zusammenarbeit bei einem Fall vor drei Jahren direkt vorgestellt hatte, winkte mich zu seinem Schreibtisch. Obwohl er eigentlich wissen müsste, dass ich wusste, an wen ich mich wenden musste – immerhin hatte ich vorhin auf dem Weg hierher genau ihn angerufen, um ihm schon einmal das Passwort für Florians Laptop mitzuteilen. „Hey", sagte er zur Begrüßung und wies auf einen der beiden Stühle, die er neben sich bereitgestellt hatte. „Kommt der Typ vom LKA auch noch?"

Ich schüttelte den Kopf. „Nein, der ist in der JVA geblieben und versucht, doch irgendwas aus Florian herauszubekommen." Denn nachdem Florian mir das Passwort für seinen Laptop verraten hatte, hatte er sofort wieder dichtgemacht, sich nur noch ein paar Mal dafür entschuldigt, mich verletzt zu haben, aber ansonsten hatte er nichts mehr gesagt. Und ich hatte auch keine großen Hoffnungen, dass Kurniawan noch mehr aus ihm herauskriegen würde, jedenfalls nicht ohne neues belastendes Material. Aber da es unnötig gewesen wäre, dass wir beide zurück nach Freudenstadt fuhren, hatten wir uns darauf geeinigt, dass er trotzdem bei Florian bleiben und ihn auch ohne große Erfolgsaussichten weiter befragen würde. „Vielleicht kriegt er ja doch noch was raus", meinte ich achselzuckend und ließ mich auf den Stuhl zu Max' Rechten fallen.

Max runzelte die Stirn und beugte sich ein Stück vor, woraufhin ich unwillkürlich leicht zurückzuckte. Mehr aus Gewohnheit als aus Angst, er könnte meiner Kopfverletzung zu nahe kommen, die zwar inzwischen ärztlich versorgt worden war, aber immer noch wehtat. „Was hast du denn da gemacht?" Die gleiche Frage hatte Nicholas Engel mir vor etwa einer halben Stunde auch schon gestellt.

Doch dieses Mal tat ich die Frage mit einem „Unwichtig" ab, anstatt sie zu beantworten. Und versuchte dann, nicht zu viel darüber nachzudenken, was wohl davon zu halten war, dass ich Nicholas Engel, einem früheren Verdächtigen, die Wahrheit gesagt und erklärt hatte, dass Florian ein bisschen ausgetickt war, während ich Max, einem Polizeikollegen, eine Antwort verweigerte.

„Aha." Zum Glück war Max jemand, der verstand, wann er nicht weiter fragen sollte, und es akzeptierte. Er räusperte sich. „Also. Die Zeit, die du hierher unterwegs warst, habe ich genutzt, um mir schon einmal einen Überblick zu verschaffen."

Spiel mit dem MörderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt