Der Kampf war vorbei. Ninive lag erschöpft auf der Rückbank des Militärjeeps. Das Energiefeld, das sie geschützt hatte, hatte Isaak dank ihrer Unterstützung gerade solange aufrecht halten können, bis die letzte Ossfhang vor Seamus Pistole gelaufen war. Er atmete erleichtert auf und verschaffte sich einen Überblick über ihre Lage. Lilian stützte Isaak und half ihm auf den Beifahrersitz des Jeeps. Es waren keine weiteren Feinde mehr zu sehen, doch Seamus hatte gelernt auf Nummer sicher zu gehen. Er lief die Reihen an Frachtkisten ab bis hinüber zur großen Frachtluke. Eine Bewegung in seinem Augenwinkel ließ ihn herumwirbeln, doch es war nur Ilyena, die auf ihn zukam.
„Gute Arbeit", brachte er hervor, „hättest du die Luke nicht geschlossen, wäre der Kampf aussichtslos gewesen."
„Es war auch so noch hart genug für euch", entgegnete Ilyena. Seamus bemerkte ihren beiläufigen Tonfall, doch sie wirkte nicht ganz so distanziert und unbeteiligt wie sonst. Der Kampf hatte sie alle gefordert, doch noch waren sie nicht in der Luft.
„Wir müssen die Luke wieder öffnen", entschied Seamus ruhig.
„Bist du verrückt! Die Biester werden uns überrennen. Wirf einen Blick auf unsere Armee!" Ilyena deutete hinüber zum Jeep, aus dem Lilian gerade ausgestiegen war.
„Martin ist noch draußen, wir können ihn nicht einfach zurücklassen! Die Monster werden ihn umbringen!" Seamus ging an ihr vorbei auf die Lukensteuerung zu.
„Wenn er schlau ist, dann hat er sich irgendwo verkrochen. Und wenn nicht, dann wird er hier niemals lebend ankommen. Seamus! Bleib stehen! Wir sind tot, wenn du die Luke öffnest!"
Seamus ging einige Schritte weiter, doch dann wurde er langsamer und hielt inne. Natürlich hatte sie Recht, das wusste er. Und insgeheim hatte er gehofft, sie würde ihn aufhalten, damit er die Entscheidung nicht alleine treffen musste. Martin war neben Lilian die einzige Person, die noch Teil seines Lebens war, der er vertraute. Schon als sie zusammen im Sec-Team waren, hielten sie sich gegenseitig den Rücken frei, und das nicht nur bei gefährlichen Einsätzen. Er hatte in dem Moment, als Martin alleine mit dem Ortungsgerät zum anderen Hangar aufbrach, gewusst, dass er ihn nicht wiedersehen würde. Doch die Gewissheit, die letzte Hoffnung auf seine Rückkehr aufzugeben indem er die Luke geschlossen ließ, war für ihn nur schwer zu ertragen.
„Geh von der Steuerung weg, Seamus, ich schalte dich aus, wenn es sein muss!"
Er drehte sich um und zog eine Braue hoch. Ilyena hatte ihre Waffe gehoben und auf ihn gerichtet. Er schüttelte den Kopf und ging an ihr vorbei zurück in Richtung des Jeeps, als er eine Gestalt hinter einem Stapel Frachtkisten verschwinden sah. Er warf Ilyena einen alarmierenden Blick zu und gab ihr ein Zeichen, sich den Kisten von der anderen Seite zu nähern. Er hob die Waffe und umkreiste einen kleinen Frachtcontainer. Vorsichtig spähte er um die Ecke. Hinter den Kisten war ein Mann in einem schwarzen Kampfanzug in die Hocke gegangen. Er hatte eine Shotgun, an der er nestelte, als hinter ihm Ilyena erschien.
Seamus trat aus der Deckung und hielt die Waffe im Anschlag. „Hey! Ganz ruhig! Hände nach oben, Waffe fallen lassen!"
Der Mann sah überrascht auf und griff reflexartig nach der Shotgun. Seamus Finger krümmte sich um den Abzug, doch bevor sich der Schuss löste, war Ilyena mit einem Satz bei dem Mann und rammte ihm den Kolben ihrer eigenen Shotgun schwungvoll an den Hinterkopf. Der Mann taumelte einen Schritt nach vorne, dann sackte er zusammen.
„Wo kommt der denn her?", fragte Seamus und nahm seine Pistole runter.
„Keine Ahnung. Er ist aber zumindest ein Mensch", bemerkte Ilyena überflüssigerweise und stieß den leblosen Körper vor ihr mit der Fußspitze an. „Vielleicht ist der von Zervetts Leuten?"
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Solheim 01 | EUROPA
Science FictionWenn du vor der Wahl stehst die Zukunft der Menschheit oder deine eigene Vergangenheit zu retten, wie würdest du dich entscheiden? Vor diesem Konflikt steht Ninive Solheim, als sie im Jahr 2113 zu einer Reise aufbricht, die schon bald alles andere...