57 | BLITZE

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Sie saßen nur noch zu zweit an dem runden Tisch. Das Licht hatte geflackert und war für wenige Sekunden komplett erloschen. Als es wieder hell wurde in dem kleinen Raum, war Sequana verschwunden. Sie hatten die Zeit gut genutzt und sich fast jedes Detail, das in den letzten Tagen seit Ninives Abreise aus Paris geschehen war, gegenseitig erzählt. Ninive fühlte sich leer und erschöpft. sie vermied es die Stelle anzusehen, an der Sequana eben noch gesessen hatte und fixierte ihren Blick stattdessen auf Isaak, als wäre er ihre einzige Konstante.

„Alles in Ordnung?", erkundigte er sich.

„Bitte, können wir uns über das unterhalten, was wir gerade aus der echten Welt erfahren haben? Alles andere verkrafte ich heute nicht mehr."

„Gut, also was wissen wir?", begann Isaak und forderte Ninive mit einer Geste auf, die Informationen Sequanas zusammenzufassen.

„Wir wissen, dass du mit allem, was du mir gesagt hast, Recht hattest", begann Ninive mit einem müden Lächeln. „Und wir wissen, dass es neben mir und Sequana noch zwei weitere Klone aus dem Programm von Doignac und Gallea gab, die überlebt haben. Einer davon sitzt eingesperrt in unserem Schiff."

„Ja, Lumière ... Cygne. Und er ist zu einem normalen Mensch geworden durch diese Operation, bei der die Vierte im Bunde ..."

„... Sasha ...", half Ninive.

„Richtig ... Sasha geflohen ist und die Frau eines Clef van Ijssel getötet hat. Das wiederum ist der Mann, der vor etwa dreißig Jahren Solvejg von Paris über Amsterdam nach Hamburg gebracht hat."

„Die uns wiederum rein zufällig direkt nach unserer Landung über den Weg laufen", ergänzte Ninive.

„Das ist nicht ganz korrekt", wandte Isaak ein.

„Ich weiß, sie sind nicht direkt über den Weg gelaufen, sondern ...", Ninive musste lachen.

„Das meine ich nicht. Solvejg sagte, sie hätte die Schiffe kommen sehen. Deshalb waren die beiden da. Völlig unabhängig, was sie sonst so getan haben."

„Und jetzt ist Sequana mit Gallea, dem Partner von Professor Doignac, auf dem Weg ins zerstörte Amsterdam um nach van Ijssel zu suchen, von dem alle glauben, dass er tot ist, bis auf ein Journalist, der von ihm und dem Mann bedroht wird, der Doignac dabei geholfen hat, uns zu retten. Es wird langsam kompliziert." Ninive rieb sich die Schläfen.

Isaak nickte und stand plötzlich auf. Er nahm sich Maske und Zylinder und zeigte auf die Schleier, die vor Ninive auf dem Tisch lagen.

„Wir sollten zurück gehen. Der Weg ist lang genug, um die weiteren Schritte zu besprechen", er setzte sich die Maske auf und klopfte den Zylinder ab.

„Sequanas Schleier und ihr Kleid liegen hier", stellte Ninive fest und stand ebenfalls auf.

„Ich nehme nicht an, dass sie das noch braucht", Isaak zuckte mit den Schultern. „Vermutlich bleibt das, was in die Korridore gehört, auch in den Korridoren zurück."

„Dann sollten wir daran denken, uns wieder umzuziehen, bevor wir diesen Ort verlassen", sagte Ninive und rückte den Schleier zurecht. Sie warf Isaak einen Blick zu, der schon die Klinke der Tür in der Hand hatte, dann streckte sie ihm ihre Hand entgegen. „Dieser Ort ... ich ..."

„Schon gut", entgegnete Isaak und neigte seine Rabenmaske in ihre Richtung.

Sie hatten das Theater durchquert und stiegen die hölzernen Stufen zur Bühne hoch. Er hatte ihre Hand nicht losgelassen, als sie sich ihren Weg durch die Menge der Partygäste bahnten, und auch nicht, als sie jetzt auf der Bühne standen. Der schwierigste Teil des Weges lag hinter ihnen, vermutete Ninive, doch ihre Nervosität stieg, je näher sie dem eigentlichen Ausgang der Korridore kamen. Isaak blieb abrupt stehen, und sie wäre fast gegen ihn gelaufen.

Solheim 01 | EUROPAWo Geschichten leben. Entdecke jetzt