Kapitel 23

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Alles ist rot.

Das, was auf meiner Seite der Glasscheibe weiß und sauber erscheint, ist gegenüber mir von roten Strängen übersäht.

Blut.

Mein ganzer Raum ist eins zu eins wieder gespiegelt, bis auf den Schmerz und das Leid, welches Liams Raum von sich gibt.

Schnell renne ich zur Scheibe und lege beide Hände auf, um alles genauer sehen zu können.

Wegen der vielen roten Blutspuren, welche sich vor mir erstrecken, brauche ich einen kurzen Moment, um eine sichtdurchlässige Stelle zu finden.

Ich muss wissen, ob das Liams Blut ist, oder ob ich reingelegt werde, wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass über solch eine Situation Scherze gemacht werden.

Mr Brooks nimmt hiervon jedoch nichts ernst, weshalb es nicht ganz abwegig währe.

Ich gehe ein paar Schritte nach rechts, in der Hoffnung, eine Stelle ohne Blut zu finden. Meinen Kopf bewege ich die ganze Zeit hoch und runter, in der Hoffnung etwas sehen zu können. Erfolglos.

Zwar sind ein paar Stellen auf der Scheibe, durch welche ich freie Sicht auf das Zimmer habe, jedoch eignet sich keine davon, um Liam zu erblicken.

Mein Kopf malt sich die schlimmsten Gedanken aus. So viel Blut kann ein Mensch doch gar nicht verlieren.

Mir ist alles egal, ich bin mir egal, ich hoffe nur, dass mein Liam noch lebt. Aber kein Vater würde seinen eigenen Sohn umbringen, oder doch?

Mr Brooks meinte zu mir, ich würde nicht zu Liam kommen. Vielleicht nie wieder?

Dass kann und will ich mir nicht vorstellen. Ein Leben ohne Liam währe kein Leben für mich. Zwar hat er mich mehrmals stark verletzt und ich lasse viele Tränen für ihn fließen, doch er macht mich auch glücklich.

So viel Freude am Leben habe ich vor ihm noch nie verspürt. Wie soll ich denn ohne ihn Glücklich werden, wenn ich dies nur durch ihn geworden bin?

Er darf einfach nicht tot sein. Das kann nicht sein!

Liam ist doch der einzige Erbe, er muss ihn einfach am Leben gelassen haben. Doch wenn so viel Rot im ganzen Raum verteilt ist, wie sehr ist er dann verletzt?

Die Angst, die Wut und der Schmerz, die ich fühle, wenn ich nur daran denke, wie sehr Liam leiden muss, sind unbeschreiblich stark.

Ich muss ihn jetzt einfach sehen.

So sehr ich mich auch bemühe, ich kann nichts erkennen. Ich bin ganz

darauf fixiert, Liam endlich zu erblicken, sodass ich alles um mich herum ausblende.

Ich weiß nicht mehr, wo ich bin, und es ist mir zurzeit auch völlig egal. Ich sehe nur Blut, das an einer Scheibe verschmiert ist, die Liam und mich trennt und das bringt mich um den Verstand.

Plötzlich spüre ich Tränen aus meinen Augen laufen.

Ich bin verzweifelt.

Wie geht es meinem Geliebten?

Wo ist er?

Und werde ich ihn je wieder im Arm halten dürfen?

Werde ich je wieder meine Lippen auf, die seine legen dürfen und innig mit ihm verschmelzen?

„Na, na, nicht weinen. Was ist denn los?", reißt mich eine sarkastische Stimme aus meinen Gedanken.

Meine Wut steigt mit einem Ruck an.

Shy Girl Hot LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt