Kapitel 34

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„Stehenbleiben! Sofort", höre ich stimmen hinter uns her rufen.

Sie haben uns gefunden.

Ich kann es nicht glauben.

Es lief alles so gut. Warum jetzt?

Ausgerechnet jetzt, wenn wir so kurz vor unserem Ziel sind.

„Luisa, renn! Schnell, sie haben uns gleich!", höre ich Liam zu mir rufen und merke, wie er immer und immer schneller beginnt loszurennen.

Ich versuche, so gut ich kann, mit seinem Tempo Schritt zu halten, doch es fällt mir immer schwerer.

Zum einen hat er es massiv erhöht, wodurch ich wieder Angst bekomme, fallen zu können, zum anderen kann ich nicht anders, als mich alle paar Meter umzusehen, um einordnen zu können, wie groß unser Abstand zu den Leuten, die uns gefährden wollen, ist.

Ich beobachte, wie sie immer und immer näher kommen.

Meine Angst beginnt sich weiter und weiter in meinem Körper auszubreiten. Meine Knie werden immer und immer wackliger. Es fällt mir schwerer und schwerer, mit Liams Tempo mitzuhalten und mein Herz pocht mir, vor Furcht, bis zum Hals.

Ich weiß nicht, wie lange ich das noch schaffen werde.

Wie weit ist diese Straße entfernt?

Wie weit brauchen wir noch?

Werden wir entkommen können?

Wird es uns zu fliehen gelingen, wenn wir Bryan und das Auto erreicht haben?

Werden sie uns weiter verfolgen oder nicht?

Werden wir je wieder eine Chance haben, ein normales Leben zu führen?

Ich weiß nichts mehr. Meine Gedanken sind ineinander verharrt, wie ein riesiger Knoten, der unlösbar scheint. Sie spielen verrückt, sind durcheinander und wissen selber nicht, was sie voneinander halten sollen.

Abermals blicke ich hinter uns und realisiere, wie sich immer mehr an Wachleute anhäufen und uns verfolgen.

Jeder von ihnen ist mit einer Taschenlampe ausgerüstet und sie leuchten uns entgegen, was ihnen einen noch größeren Vorteil gibt. Sie sehen, wo sie hinlaufen, und sie sind in der Überzahl.

Es sind mindestens zwanzig Stück, die hinter uns her rennen.

Ich bin nicht gut im Schätzen, das war ich noch nie, doch zwei Hände reichen schon lange nicht mehr, um sie abzählen zu können.

Die Horde an Verfolgern, schreit ununterbrochen unsere Namen. Wir sollen stehen bleiben und uns ergeben. Sie drohen uns zu schießen und

werden nicht zögern. Ich bin wie vernebelt.

Ich habe nicht einmal mehr Todesangst, ich bin wie ausgesaugt. Ich nehme nichts mehr wirklich wahr. Meine Beine rennen von alleine und ich kann nur froh sein, dass Liam meine Hand nicht loslässt.

Ohne ihn würde ich zusammenklappen, ich hätte mich schon lange Zeit ergeben, da mir die Kraft fehlt.

„Liam!", rufe ich, erfüllt von Angst, seinen Namen aus.

„Es werden immer mehr!", Schreie ich weiter.

„Immer mehr!", wiederhole ich mich.

„Ich weiß, und jetzt renn!", schreit er mir, fast schon Zorn erfüllt, entgegen.

Ich kann es ihm nicht verübeln, er muss genauso viel Angst, wie ich, haben. In einer Situation zu sein, wie in dieser, lässt einen Menschen durchdrehen. Man hat keine Kontrolle mehr über sich seine Taten und vor allem nicht seine Worte und wie sie klingen.

Shy Girl Hot LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt