Kapitel 7

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Wesley

Ich versuche alles, um mich von meiner Wut abzulenken. Wut, dass ich mich so leicht habe breitschlagen lassen, hier aufzukreuzen. Wut, zwischen all diesen reichen Säcken zu sein. Der Wut darüber, dass Yvaine so schlecht behandelt wurde.

Ich habe es gesehen. Selbst wenn es dunkel gewesen ist und ihr Gesicht nur spärlich von den Laternen beleuchtet wurde. Ich. Habe. Es. Gesehen.

Diese Verfärbung an ihrer Wange, die bereits zu verblassen begonnen hat. Die Verfärbung eines Schlags, einer Ohrfeige. Was auch immer.

Es ist das eine sich im Ring mit irgendwelchen Muskelprotzen zu prügeln. Aber es ist etwas vollkommen anderes, eine Frau so zu behandeln. Ich weiß, man traut mir vieles zu. Ich habe diese bescheuerten Geschichten über mich von Iggy gehört.

Wesley ist skrupellos. Wes hat ein Aggressionsproblem – was auch ein wenig der Wahrheit entspricht. Wes würde sogar einer Frau etwas zu leide tun. Ich kenne sie alle. Diese Anschuldigungen, um den gnadenlosen Fighter ohne Gefühle. Aber sie sind Bullshit.

Männern könnte ich ohne weiteres die Knochen brechen, habe es bereits oft getan. Aber sich an einer Frau zu vergreifen? Da ist eindeutig die Grenze. Verdammt, ich habe zwei Schwestern und eine Mutter. Und sollte ihnen etwas zustoßen, dann würde es definitiv Blut regnen.

Dennoch habe ich so getan, als würde ich es nicht bemerken. Yvaine hat recht, wir kennen und nicht. Und wer bin ich schon, der es wagt sich in ihre Angelegenheiten einzumischen?

Aber es macht mich auch wütend, dass sie einfach so tut, als wäre nichts geschehen. Dass sie so tut, als wäre es normal.

Und jetzt steht sie da, auf der Tanzfläche mit ihren Freunden, tanzt und ist – ihren zwischenzeitlichen Schwanken nach zu urteilen - eindeutig betrunken.

Ich lasse sie nicht aus den Augen. Ich kann es irgendwie nicht. Aber was erwarte ich denn von ihr? Dass sie plötzlich zusammenbricht? Von ihren Gefühlen und ihrer Lage überwältigt? Das sie plötzlich anfängt zu weinen?

Verdammte Scheiße, was ist nur los mit mir?!

»Hey, alles in Ordnung?«, höre ich Lilly neben mir sagen und spüre gleich darauf ihre Finger an meinem Oberarm.

Seufzend und leicht mit dem Kopf schüttelnd, richte ich mich an sie. »Ja. Alles gut.«

Ich weiß nicht, wieso ich meine eigene Schwester belüge. Sie kann die Wahrheit sowieso an meinem Ausdruck erkennen. Immerhin kennt sie mich schon seit meiner Geburt. Und obwohl sie ein wenig mehr als ein Jahr älter als ich ist, hat sie sich dennoch immer um mich gekümmert. Hat auf mich aufgepasst und war für mich da, als ich noch ein kleiner Hosenscheißer war.

Lilly legt den Kopf leicht schräg und mustert mein Gesicht. Sie erkennt eindeutig, dass ich sie anlüge. Kurz schwebt ihr Blick zu Yvaine und dann wieder zu mir. »Ich habe es auch gesehen«, sagt sie und meint eindeutig Yvaines Wange.

Meine Fäuste ballen sich automatisch und mein Körper spannt sich an.

»Aber es geht uns nichts an«, fügt sie kurz darauf ein wenig leiser und dennoch laut genug, dass ich sie über die Musik hinweghören kann.

»Ich weiß. Ich weiß, verdammt«, zische ich wütend und presse meine Zähne so aufeinander, das ich glaube gleich einen Krampf zu bekommen.

»Du hast dich noch ein wenig mit ihr unterhalten, als ihr hergekommen seid, stimmt's?«

Wie schafft sie es so leicht in meinen Kopf einzudringen?

Ich nicke. »Aber nicht darüber, was passiert ist. Ich habe nicht das Recht sie darüber auszufragen. Und sie wollte eindeutig nicht darüber sprechen.«

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