Kapitel 30

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Yvaine

Ich kann einfach nicht aufhören zu lächeln. Immer wieder starre ich auf die Nummer, in meinem Handy. Immer wieder denke ich an diese Begegnung zurück. Sie ist tatsächlich zurück. Endlich ist meine Mutter hier, um mich aus diesem elenden Loch zu befreien. Und obwohl ich weiß, dass ich es nicht tun darf, freue ich mich. Ich freue mich darüber bald nicht mehr in den Fängen meines Vaters gefangen zu sein. Ich vergesse für diese Momente, zu was dieser Mann imstande ist, denn ich bin einfach nur glücklich darüber meine Mutter nach all den Jahren wieder im Arm halten zu können.

Ein leises Klopfen lässt mich zusammenzucken und ich lasse das Telefon in meiner Hand langsam sinken. Verwirrt sehe ich zur Tür, als es erneut klopft.

Nein. Es kommt nicht von der Tür. Schnell schweift mein Blick zur anderen Seite des Zimmers, dort wo meine Vorhänge die Fenster bedecken. Langsam stehe ich auf und merke, wie mein Herz ein wenig schneller zu schlagen beginnt. Wenn es schon wieder Raze ist, der mich zu einem dieser beschissenen Kämpfe im Sinners mitnehmen will, kann er es gleich wieder vergessen. Nein, es ist nicht das erste Mal, dass sich mein verrückter Freund durch mein Fenster ins Haus schleicht.

Aber es ist nicht Raze. Oder Aurelia. Erst recht nicht Louisa. Als ich die Vorhänge zurückziehe, schrecke ich unwillkürlich zurück, schnappe nach Luft und kann mich gerade noch so davor bewahren einen Schrei loszulassen. Was zum...?

Als würde er es immer tun, steht Wesley auf meinem Balkon und starrt mich an - deutet mir mit dem Finger die Balkontür zu öffnen und ihn reinzulassen. Ich hingegen bin noch immer wie erstarrt. Ich mein, was will er hier? Habe ich ihm nicht deutlich gemacht, dass wir uns nie wieder sehen sollten?

>>Mach schon auf, Yvaine<<, sagt er mit einem mal und bei seiner ruhigen und durch das Glas gedämpften Stimme zucke ich erneut zusammen.

Ich kann nicht anders, als auf die Tür zu stürzen und sie zu öffnen. Noch während Wesley mein Zimmer betritt, sehe ich mich draußen um, um zu gucken, ob ihn vielleicht jemand entdeckt hat. Wie zum Teufel ist er hierhergekommen? Als draußen im Garten alles still ist, schließe ich die Balkontür und ziehe schnell die Vorhänge wieder zu, nur um mich anschließend zu dem attraktiven Eindringling umzudrehen.

Da steht er. In meinem eigenen kleinen Reich, in dem man mir nichts tun kann. In meinem Zimmer, in dem ich noch nie einen anderen Jungen reingelassen hatte - Raze zählt hierbei nicht und Doyle erst recht nicht.

Für einen Moment sieht sich Wesley um, ehe sein Blick auf meinen trifft, und ich fühle mich mit einem mal, wie aus allen Wolken gefallen. Er sieht erschöpft aus und ich kann die rotverfärbte Stelle an seinem Kiefer erkennen. Er hat wieder gekämpft. Als ich an unsere letzte Begegnung nach einen seiner Kämpfe zurückdenke, überkommt mich ein unangenehmer Schauer. War das seine einzige Verletzung oder verbirgt sich unter der Kleidung noch mehr? Mein Blick fällt auf seine Hände und ich sehe sofort die aufgeplatzten Fäuste. Mir wird schlecht.

Aber scheiße noch mal! Wieso mache ich mir darüber Gedanken, wenn ich mir Gedanken um sein plötzliches Auftauchen in der Festung machen müsste?

>>Was tust du hier?<<, bringe ich endlich heraus und merke selbst, wie rau sich meine Stimme anhört.

>>Wir müssen reden.<< Er hört sich so verdammt ernst an, dass es mich leicht zum Schwanken bringt. Reden? Habe ich ihm nicht bereits zu viel gesagt?

Mist. Ich habe doch vor einer Woche meine Entscheidung getroffen. Ich hätte ihn nicht einmal hier rein lassen und ihn gleich wieder wegschicken sollen. Und trotzdem stehe ich hier vor ihm und kann meinen rasenden Herzschlag nicht beruhigen.

Sinners - Beast ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt