Kapitel 18

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Yvaine

Nervös stehe ich vor dem Ausgang des Schulgebäudes und weiß gar nicht, was ich mit mir anfangen soll. Immer wieder fummle ich mit meinen Händen in den Haaren rum oder an meinem Rucksack. Gehe immer wieder hin und her, wie ein aufgekratztes Tier im Käfig. Aurelia ist bereits vorgegangen, um ihr Auto zu holen und es eine Straße weiter, hinter dem Spielfeld zu parken.

Gleich als ich an der Tür angekommen bin, habe ich ihn gesehen. Wartend steht er an seinen schwarzen Geländewagen gelehnt. Die eine Hand in der Hosentasche versenkt und in der anderen eine Zigarette haltend. Wie immer sind alle Blicke auf ihn gerichtet. Auch wenn nicht alle von ihnen fasziniert von seinem Auftreten sind. Die meisten haben einfach Angst auch nur in seine Nähe zu kommen.

Greys Augen scannen die Umgebung ab - vermutlich nach möglichen Gefahren, die nicht existieren. Und er sucht zwischen den Schülern nach mir. Wartet, bis ich das Gebäude endlich verlasse. Das werde ich, nur nicht so, wie er es sich vorstellt.

Bereits Aurelia hat er mit einem merkwürdigen Blick betrachtet, als sie ohne mich oder Louisa rausgegangen ist. Sogar vom weiten konnte ich das Mistrauen in seinen grauen Augen erkennen. Woraufhin er nur noch aufmerksamer geworden ist. Aurelia jedoch, hatte ihn nur breit angegrinst und ihm den Mittelfinger gezeigt.

»So. Da bin ich. Das Spiel kann beginnen«, meldet sich Dawn plötzlich hinter mir und lässt mich erschrocken zusammenzucken.

Auch, wenn Louisa die ganze Zeit über bei mir ist, habe ich sie ausgeblendet und mich in meinen eigenen Gedanken und Sorgen verkrochen. Erst als Dawn auftaucht erinnere ich mich wieder, dass meine beste Freundin mit mir zusammen abhauen will.

Das viel zu erfreute und bösartige Grinsen lässt mich stutzen und die Sorge in mir wird größer. Wieso sollte Grey auf sie überhaupt reagieren? Ich meine, Dawn kann reden. Sehr viel sogar, wenn sie es will. Aber ich befürchte, dass der schwarze Mann dort draußen ihr auch nur ansatzweise Beachtung schenken wird. Vor allem glaube ich aber auch, dass er irgendwann so genervt von ihr sein wird, bis er sich dazu entschließt ihr vielleicht noch etwas anzutun. Und das nur, weil der schweigsame Kerl es nicht erträgt, wenn andere Menschen auch nur die Luft in seiner Umgebung mit atmen.

Besorgt über die Situation greife ich nach Dwans Hand und drücke sie viel zu fest. »Pass bloß auf. Dieser Typ ist unberechenbar.«

Ihr Grinsen wird breiter und ich kann nicht fassen, dass ich diesen herausfordernden Blick erkenne. Ich weiß zwar, dass Dawn eine hervorragende Kämpferin ist, aber ich glaube nicht, dass sie gegen Satan höchstpersönlich eine Chance hat. Vor allem, da ich mir zu hundert Prozent sicher bin, dass dieser irgendwo eine Waffe am Körper versteckt hält.

»Keine Sorge. Wenn er mich nervt, trete ich ihm einfach in die Eier. Der Schwachpunkt aller Männer«, sagt sie lächelnd und tätschelt meine Hand.

»Ich bin mir sicher, dass er Eier aus Stahl besitzt«, wirft Louisa vollkommen ernst ein und bringt mich doch tatsächlich zum Lachen.

»Bin schon mit schlimmeren fertig geworden«, grinst Dawn noch immer und ich glaube es ihr sofort. Mit einem aufmunternden Schulterklopfen verlässt sie endlich das Gebäude und ich sehe durch das Fenster, wie sie direkt auf Grey zusteuert.

Gott, lass es bloß nicht schief gehen.

Während Dawn Grey immer näher kommt, kann ich sehen, wie er seinen Blick kurz über sie schweifen lässt, ehe er sich wieder auf die Menge konzentriert.

»Das wird doch nie was«, seufze ich schwer und auch verzweifelt. Ich kann sehen, wie Dawn beginnt mit ihn zu sprechen. Na ja, es sieht so aus, als würde sie sich mit einem Laternenmast unterhalten. Kein einziges Mal, sieht er sie an und ich weiß, dass dieser Plan so richtig in die Hose gehen wird.

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