Kapitel 10

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Yvaine

»Du Idiot«, fauche ich und verpasse Raze einen Schlag gegen den Hinterkopf.

Er zuckt zusammen und beugt sich erschrocken nach vorne. Er hat mich nicht kommen sehen.

»Gott, du hast mich erschreckt«, seufzt er und massiert sich die betroffene Stelle.

»Yvaine reicht völlig«, erwidere ich trocken und verschränke die Arme vor der Brust, während ich mich ihm in den Weg stelle. »Was ist nur los mit dir? Wieso bist du nur so ein Arschloch?« Ich bin wütend auf ihn. Dafür, dass er Aurelia wieder mal verletzt hat. Dafür, dass er einfach nur ein verdammter Idiot ist.

»Was meinst du?«, fragt er dämlich und ich boxe ihm gegen die Seite. Fluchend springt er zur Seite und bringt Abstand zwischen uns. »Fuck, was ist los mit dir?«

»Du weißt genau, was los ist.«

Lange sieht er mich an, ehe er anschließend seufzt und sich mit den Fingern durch die Haare fährt.

Ich weiß, dass Aurelia bereits zu der nächsten Unterrichtsstunde unterwegs ist, nur deshalb habe ich Raze auf dem Gang abgefangen, damit ich ihm die Hölle heiß machen kann. Alleine. Ohne die wütenden Blicke meiner besten Freundin.

Die beiden reden schon seit Tagen nicht mehr miteinander und langsam bin ich es leid zuzusehen, wie Aurelia immer mehr darunter leidet.

Leider sind die beiden so stur, wie... Wie... Dafür gibt es nicht einmal irgendein Vergleich.

»Was soll ich deiner Meinung nach machen?«

»Mit ihr reden, verdammt.« Meine Stimme ist nicht laut, jedoch fest genug, damit er erkennt, dass er Mist gebaut hat. Allerdings weiß er das bereits.

»Das habe ich doch schon versucht. Sie blockt ab und ignoriert mich.«

»Und da gibst du einfach so auf? Der Raze den ich kenne würde das nie tun.« So ist er noch nie gewesen. Die Freundschaft mit Aurelia und seine Gefühle zu ihr, haben ihn noch nie davon abgehalten so lange von ihr wegzubleiben. Und ich verstehe einfach nicht, was sich so plötzlich geändert hat.

»Es macht einfach keinen Sinn mehr, Yv.«

Geschockt sehe ich ihn an. Was zum...? »Was ist in der Nacht passiert?« Damit meine ich unseren Geburtstag. Ich weiß, dass sie sich gestritten haben. Ich weiß, dass da mehr gewesen sein musste. Nur hat Aurelia nichts erzählen wollen.

Schwer atmet er aus und lehnt sich mit dem Rücken gegen die Spinde. Schüler gehen an uns vorbei, werfen Blicke auf uns, doch sie kümmern sich weiter um ihren eigenen Kram. Ich weiß, dass es bereits zu nächster Stunde geklingelt hat und ich bin noch nie zu spät zum Unterricht erschienen. Das hier ist allerdings wichtiger als die nächste Mathestunde.

»Wir haben uns gestritten.«

»Ah nee«, werfe ich entgeistert ein.

Sein Blick wirkt schmerzerfüllt. Er ist verletzt, das sehe ich ihm deutlich an. So verletzt, wie Aurelia es ist.

»Du liebst sie doch oder etwa nicht?« Er nickt. »Wieso verhältst du dich dann weiterhin so, als würde sie dir nicht mehr bedeuten als eine einfache Freundin?«

»Weil ich nicht gut genug für sie bin, und das weißt du ganz genau.«

Ich will ihn wieder boxen, doch Raze greift nach meinen Handgelenken und hält mich auf. Mittlerweile ist der Gang, in dem wir uns befinden, menschenleer.

»Unterstehe dich das noch einmal zu behaupten. Du hast Probleme, aber du bist alles für sie. Also bring das verdammt noch mal in Ordnung. Ich kann nicht zusehen, wie sich meine beiden besten Freunde immer mehr gegenseitig verletzen.« Ich ertrage es nicht die beiden so zu sehen.

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