Kapitel 39

398 31 7
                                    

Yvaine

>>Ich bringe ihn um. Ich bringe diesen Scheißkerl um.<<

>>Ah ja? Und wie?<<

>>Keine Ahnung. Und du! Du hast versprochen auf sie aufzupassen. Du jetzt sieh dir an, was passiert ist, du verdammtes Arschloch.<<

Die Stimmen dringen gedämpft zu mir durch. Als wären sie weit weg und doch erkenne ich sie sofort.

>>Verdammt, Lou. Komm wieder runter.<<

>>Wie kann ich nur? Sieh sie dir doch mal an? Schau doch, was er mit ihr gemacht hat.<<

>>Haltet jetzt beide die Klappe. Sie kommt zu sich.<< Greys Stimme zerschneidet die Dunkelheit um mich herum und ich komme wieder zur Besinnung. Mein Körper fühlt sich taub an und doch nehme ich noch immer diesen Schmerz in mir wahr.

Als ich die Augen öffne, muss ich ein paarmal blinzeln, weil es plötzlich viel zu hell ist. Dennoch fühle ich das weiche Bett unter mir und erkenne die mit Bildern gepflasterte Wand. Louisas Zimmer.

Lous Geruch ist der erste den ich wahrnehme, ehe dann ihr Gesicht in meinem Sichtfeld erscheint.

Ich liege auf dem Bauch und sie kniet vor ihrem Bett. Tränen stehen ihr in den Augen und ihre Unterlippe zittert. >>Wie fühlst du dich?<<, fragt sie und ihre Stimme ist nicht länger voll mit Mordlust. Im Gegenteil. Sie klingt plötzlich so schwach und rau.

>>Beschissen<<, stöhne ich leise auf und will versuchen mich aufzusetzen, doch ich besitze keine Kraft.

Liebevoll fährt sie an meiner Schläfe entlang. Streicht mir meine Haare aus dem Gesicht und betrachtet mich so unglaublich wehleidig.

Die Bilder flackern erneut in meinem Kopf auf. Der rasende Blick meines Erzeugers. Der Gürtel. Die Schläge. Der Schmerz.

Übelkeit steigt in mir auf. Ich möchte mich übergeben, aber ich kann nicht. Ich habe mich Cornelius Roberts entgegengestellt und wurde auf die schlimmste Art misshandelt, die ich mir bei ihm vorstellen konnte. Und selbst, wenn ich für einen Moment während dieser Tortur stumm darum gefleht habe zu sterben, habe ich dennoch überlebt. Ich habe dieses Monster überlebt.

>>Ich habe Dominique angerufen<<, meldet sich Aurelia und ich merke, wie sie sich neben mich aufs Bett setzt. >>Sie müsste jeden Moment hier sein.<<

Gott... Ich will nicht, dass Mom mich so sieht. Dass sie sieht, was ihr Ex-Mann mit mir gemacht hat.

Als mich Grey aus dem Anwesen gebracht hat, habe ich im ersten Moment an sie gedacht. Dass er mich zu ihr bringen würde. Abe jetzt... Jetzt weiß ich, dass er mit Louisas Haus die bessere Entscheidung getroffen hat.

Grey...

Stöhnend stemme ich mich auf meine Hände und versuche mich aufzusetzen. Aurelia hilft mir dabei, wobei sie darauf achtet, nicht die verletzten Stellen zu berühren. Erst jetzt merke ich den Verband um meinen Oberkörper. Außerdem trage ich keinen BH mehr. Meine Brüste werden jedoch von dem Verband bedeckt. Und dennoch...

Meine Augen fliegen sofort zu Grey, der auf dem Schreibtischstuhl sitzt, das Bein locker über das andere gelegt und die Arme vor der Brust verschränkt. Sein Bick ruht dabei ruhig und gelassen auf mir.

Ich weiß sofort, dass es nicht meine Freundinnen waren, die meine Wunden versorgt haben. Sie können froh sein, dass sie überhaupt ein Pflaster ankleben können. Grey hingegen...

Mein Gesicht wird knallrot, als ich darüber nachdenke, dass er mich nackt gesehen hat. Na gut, halb.

Sein Mundwinkel zuckt nach oben. Ja, er weiß, was sich gerade in meinem Kopf abspielt und es wird dadurch nur noch peinlicher. Dieser Mistkerl!

Sinners - Beast ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt