Kapitel 42

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Yvaine

Das dröhnende Klopfen an der Tür hört einfach nicht auf. Und ganz gleich, wie fest ich mir das Kissen auf die Ohren presse, es fühlt sich an, als würde es immer lauter werden.

>>Zum Teufel noch mal, Yvaine! Bei allen, was mir heilig ist, wenn du diese Tür nicht öffnest, fackele ich sie ab.<< Louisas Stimme wirkt wütender den je und dennoch tue ich nichts, um meine rasende Freundin zu beruhigen. Ich will nichts tun. Ich will einfach nur in diesen beschissenen Bett liegen bleiben und nie wieder aufstehen.

>>Liebling. Bitte. Mach die Tür auf.<< Nicht einmal meine weinende Mutter bringt mich dazu aufzustehen.

Seit gestern Abend... Seit Wesley...

Nun, nachdem ich es endlich geschafft habe mich auf meine Beine zu kämpfen, bin ich ins Zimmer gegangen und habe mich dort eingeschlossen. Und seit ich mich ins Bett gelegt habe, bin ich auch nicht mehr aufgestanden. Mittlerweile bin ich an einem Punkt angekommen, an dem mir nichts mehr wichtig ist. An dem ich nichts mehr fühle, bis auf diese vollkommene Leere in meinem Inneren. Ich spüre keinen Hunger mehr. Keinen Durst. Nicht mal mehr meinen schmerzenden Rücken, auf dem die Narben für immer bleiben werden. Narben, die mich daran erinnern werden, was ich allein für Iron Fist auf mich genommen habe. Narben von denen er selbst nie etwas erfahren wird.

>>Okay mir reicht es. Geht zur Seite.<<

Raze...

Es donnert fest gegen die Tür und ich kann mir denken, dass sich Raze mit voller Kraft dagegen geworfen hat. Dann noch einmal. Und noch einmal, ehe die Tür endlich nachgibt. Das grelle Licht von draußen blendet mich und ich ziehe die Decke über meinen Kopf.

>>Verfluchte Scheiße. Hier kann man ja kaum noch atmen<<, keucht Aurelia hervor und ich kann hören, wie sie zu den Fenstern geht, um die Vorhänge aufzureißen und das Fenster zu öffnen. Ich spüre den kalten Luftzug, obwohl ich mich unter der Decke verkrochen habe und krümme mich automatisch noch mehr zusammen.

>>Mach dir keine Sorgen, Domi. Wir machen das schon<<, sagt Louisa zu meiner Mutter und ich höre Schritte, die vermutlich von ihr kommen, als sie geht. >>So. Und jetzt zu dir<<, zischt Lou nun in meine Richtung und zieht mir die Decke gewaltsam vom Körper. Die kalte Luft erwischt mich mit einem Schlag und ich fange an zu zittern. >>Was, verdammt noch mal, ist los mit dir?<<

>>Lass mich in Ruhe.<< Meine Stimme ist so kratzig, sodass es sich anfühlt, als würde es mir die Kehle von innen zerreißen.

>>Auf gar keinen Fall. Hatten wir diesen Scheiß nicht schon mal hinter uns gebracht? Wieso führst du dich schon wieder so auf?<<

>>Geht dich nichts an.<<

Ich halte die Augen geschlossen, während sich jemand zu mir setzt und versucht seine Hand auf mich zu legen. Mein Körper reagiert automatisch und ich stoße die Hand wieder von mir.

Es ist Aurelia, die neben mir seufzt. >>Komm schon, Yv. Du hast mir etwas geschworen, oder nicht? Du hast mir versprochen über alles mit mir zu sprechen. Du hast versprochen, nie wieder zurückzufallen.<<

>>Ich habe gelogen<<, ziche ich und reiße mich hoch. Mir wird schwindelig, als ich endlich das Bett verlasse. Ich will ins Bad und mich in Sicherheit bringen, doch die Kraft in meinen Beinen lässt nach. Sie knicken unter mir ein und ich falle. Allerdings ist es Raze der mich auffängt.

Vorsichtig greift er unter meine Arme und hält mich fest. Eigentlich will ich mich von ihm reißen, doch das Aufstehen hat mich bereits so viel Kraft gekostet, sodass ich dafür keine mehr besitze.

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