Kapitel 47

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Yvaine

Erschöpft lasse ich meine Tasche auf den Boden im Wohnzimmer fallen und mich selbst gleich auf die Couch.

>>Wie war dein Tag?<<, fragt Mom amüsiert, während sie das Zimmer betritt.

>>Beschissen<<, seufze ich. Neu auf der Schule zu sein ist nicht einfach. Ganz besonders dann nicht, wenn man mitten im Schuljahr wechselt. Die Leute starren mich sogar nach Monaten an als wäre ich vom anderen Planeten und weil ich kein Bedürfnis verspüre mit irgendjemanden dort richtig zu sprechen, bin ich für sie definitiv jemand von der anderen Spezies.

Aber mal ehrlich gesagt... In ein paar Wochen habe ich meinen Abschluss in der Tasche und ich habe keine Lust und keine Energie auf neue Freundschaften oder sonst was in der Art. Viele der Leute sind arrogant oder einfach nur nervig und außerdem vermisse ich meine Freunde zu sehr, um mich auf andere Menschen zu konzentrieren. Also verbringe ich meine Zeit in der Bibliothek oder in meinem Zimmer und lenke meinen Kopf auf die Prüfungen. Zwar habe ich meinen Platz auf der Uni sicher, doch ich möchte mir diesen durch nichts versauen lassen. Außerdem ist es eine gute Lösung, um mich auch von allen anderen abzulenken.

Leise lachend setzt sich Mom zu mir auf die Couch und tätschelt mir den Kopf. >>Das Mittagessen ist fertig. Wenn du möchtest, mache ich dir was auf den Teller.<<

Seufzen schüttele ich den Kopf. Ich habe nicht sonderlich Hunger. >>Später vielleicht. Ich brauche eine Dusche. Heute hat sich jemand auf dem Flur übergeben und ich habe das Gefühl der Gestank klebt überall an mir.<< Dabei stand ich nicht einmal neben diesen armen Kerl.

>>Verstehe. Sag Bescheid, falls ich es dir aufwärmen soll.<<

Sie steht auf und verschwindet wieder in der Küche.

Das Penthouse in dem wir Wohnen ist nicht so riesig, wie man es sich vielleicht von einem reichen und berühmten Anwalt vorstellen mag. Es gibt hier keine Angestellten. Einfach nur, weil Mom darauf bestanden hat selbst die ganze Hausarbeit zu machen. Sie meint immer, dass sie so aufgewachsen sei und sie keine Leute dafür ausnutzen möchte, ihren eigenen Dreck wegzumachen. Nicht so wie damals in der Festung. Ich kann sie da schon verstehen. Ich habe mich auch nie damit abfinden können, dass Margret mein Bett fertig machte, solange ich im Badezimmer war. Oder andere Dinge, die ich selbst gut erledigen konnte.

Nachdem ich mich hier bei Mom und Atlas halbwegs eingelebt hatte, hatte ich auch endlich den Mut dazu aufgebracht mich bei Margret für meinen vergangenen Ausbruch zu entschuldigen. Wobei sie mir immer wieder beteuert hatte, dass es da nichts zu entschuldigen gäbe. Dennoch war es falsch von mir gewesen, sie so mies anzugehen.

Mittlerweile ist sie zu ihrer Tochter gezogen, um dort neu zu beginnen. Mom hatte ihr zwar einen Platz in der Kanzlei angeboten, doch Margret hatte abgelehnt und hatte sich dazu entschieden in der Nähe von ihrer Familie zu bleiben.

Für einen Moment bleibe ich noch auf der Couch liegen, ehe ich mich endlich dazu bringe aufzustehen. Ich habe wirklich das Gefühl, als hätte sich der Typ direkt auf meine Hose übergeben.

Ich verziehe mich in mein Zimmer – was früher mal ein gewöhnliches Gästezimmer gewesen ist – und ziehe mir die Klamotten aus. Das gute hierbei ist, dass ich noch immer ein eigenes Bad besitze. Es ist nicht so groß, wie das was ich in der Festung hatte, aber es erfüllt seinen Zweck und es genügt mir.

Mein Handy beginnt zu klingeln, doch ich bin zu sehr auf das Duschen fixiert, als dass ich jetzt dran gehe. Vermutlich ist es Lou oder Aurelia. Die kann ich aber auch später zurückrufen.

Mit frischer Kleidung gehe ich ins Badezimmer, ziehe dort des Rest aus und steige gleich unter die Dusche. Den Blick in den Spiegel vermeide ich dabei gezielt. Sogar nach Monaten, nachdem die Wunden bereits verheilt sind, kann ich mir die zurückgebliebenen Narben einfach nicht ansehen. Denn sie erinnern mich immer wieder daran, was ich durchgemacht habe. Und sie erinnern mich daran, was ich verloren habe.

Sinners - Beast ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt