Kapitel 21

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Wesley

»Was läuft da eigentlich zwischen dir und der Kleinen?«

Mein Schlag verharrt in der Luft, noch bevor meine Faust auf den Boxsack treffen kann.

Wieder einmal habe ich mich im Keller verschanzt, um mich auf den bevorstehenden Kampf vorzubereiten. Nächstes Wochenende und mein Gegner soll angeblich noch stärker sein, als der letzte - was nicht verwunderlich ist. Yuri verdient immerhin kein Geld damit mich gegen Schwächlinge antreten zu lassen. Jetzt muss ich sagen, dass die Aufregung noch größer ist. Beim letzten Mal bin ich gerade noch so davongekommen. Klar, ich habe mich durch Yvaine ablenken lassen, doch ich weiß nicht, was geschehen wäre, wäre sie nicht aufgetaucht.

»Ich weiß nicht, was du meinst«, stelle ich mich dumm und versuche mich nicht auf das Spielchen meines besten Freundes einzulassen.

Ich kann hören, wie Iggy sich von der Bank hinter mir erhebt und zu mir rüberkommt. Mit verschränkten Armen lehnt er sich mit dem Rücken gegen die Wand und lässt seinen prüfenden Blick über mein Gesicht schweifen. »Halte mich nicht für einen Idioten, Wes.«

Am liebsten hätte ich jetzt was darauf erwidert, aber ich entscheide mich lieber meine Klappe zu halten.

»Du warst gestern den ganzen Abend mit ihr unterwegs. Red dich bloß nicht raus, Lilly hat es mir erzählt.«

Himmel noch ein! Lilly!

Wieder schweige ich und schlage weiter auf den Boxsack ein. Mein Schweigen jedoch scheint meinen Freund auf die Palme zu bringen, denn ich höre ihn leise fluchen und sehe aus dem Augenwinkel, wie er sich von der Wand abstößt und zu mir kommt. Als er sich hinter den Boxsack stellt, habe ich keine Möglichkeit, um seiner ernsten Miene auszuweichen.

»Du kannst doch nicht mit irgendeiner reichen Göre deine Zeit verschwenden, während hier alles den Bach runter geht. Das hast du mir doch selbst gesagt.«

Ja, das habe ich. Aber... »Ich verschwende keine Zeit und ich weiß ganz genau, was alles auf dem Spiel steht. Immerhin ist sie meine Mutter«, warne ich ihn mit zusammengepressten Kiefern.

»Ich weiß, Bruder. Aber du hast genug Scheiße am Schuh kleben. Und du weißt, wer ihr Vater ist. Wenn er herausfindet, dass du seine kleine Prinzessin vögelst, landest du mit Zementfüßen im Meer.«

»Ich schlafe nicht mit ihr«, erwidere ich ruhig und gehe gar nicht erst auf die Sache mit meinem möglichen Abtreten ein. Ich bin mir ganz genau dessen bewusst, was für ein Monster ihr Vater ist. »Ich weiß, was ich tue.«

»Ah ja? Im Moment glaube ich, dass du ein wenig mehr Kick in deinem Leben haben willst. Hast du nicht schon genug davon?«

Erneut höre ich auf zu schlagen und wische mir mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn. »Hör zu, du Dalai Lama, ich weiß was ich tue. Und ich lasse mich ganz sicher nicht von ihr ablenken. Sonst würde ich jetzt nicht hier stehen und mir die Fäuste blutig schlagen.«

Iggy zieht ungläubig eine Augenbraue nach oben, reitet allerdings nicht noch mehr auf dem Thema herum. »Wie du meinst. Ich gehe jetzt ein wenig meine kleine Schwester verwöhnen«, sagt er plötzlich und grinst schelmisch. Ich weiß sofort, dass er wieder mal irgendeinen Ausflug mit Mel geplant hat. Dieser elende Dreckssack. Und schon wieder überkommt mich dieser nervige Neid, weil ich nicht derjenige bin, der so viel Zeit mit meiner kleinen Schwester verbringen kann.

»Zieh Leine, bevor ich dir die Beine breche«, knurre ich, doch das bringt diesen Idioten nur noch mehr zum Strahlen. Aber noch bevor ich meine halbherzige Drohung noch wahrmachen kann, verzieht er sich wieder nach oben und lässt mich alleine. Leider hat mich dieses Arschloch völlig aus dem Konzept gebracht. Fuck.

Sinners - Beast ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt