Yvaine
Schmunzelnd sehe ich zu, wie Louisa Aurelia ihre flache Hand fest gegen die Schulter haut.
>>Aua! Was soll der scheiß?<<, zischt sie und reibt sich die betroffene Stelle.
>>Warum hast du mir nicht gesagt, dass Dominique wieder da ist? Wie konntest du das vor mir verheimlichen? Vor mir!<<
Aurelia verdreht die Augen und widmet sich wieder ihren Burger zu. >>Weil ich wusste, dass es dann keine Überraschung mehr ist. Du kannst deine Klappe einfach nicht halten, wenn es um so was geht.<< Sie sagt das so beiläufig, als würde sie über das Wetter reden. Andererseits hat sie auch recht. Ich mein, Lou ist wirklich schlecht darin Geheimnisse zu bewahren. Natürlich, wenn es nichts lebensbedrohliches ist. Und hätte sie erfahren, dass meine Mutter wieder in der Stadt ist, hätte sie es mir sofort gesagt. Böse drum wäre ich nun nicht gewesen.
Empört die Luft einziehend, will Lou wieder zuschlagen, doch Aurelia ist dieses Mal vorbereitet und fängt ihren Arm noch in der Luft ab, ehe sie der zweite Schlag trifft.
>>Sieh mir in die Augen und sag mir, dass du sie nicht gleich verpetzt hättest.<<
Zwar sieht Louisa ihr tatsächlich in die Augen, öffnet den Mund, gibt jedoch keinen Ton von sich. Stattdessen richtet sie sich an mich und sieht mich neugierig an. >>Wie war es denn?<<, fragt sie und ich muss über das plötzliche Themawechsel lachen. Wir wissen alle, dass Aurelia mit ihrer Annahme recht hat. Diese murmelt irgendwas vor sich hin und beißt anschließend genüsslich in den Burger rein.
Ich stopfe mir eine Pommes in den Mund und zucke die Schultern. >>Merkwürdig, schätze ich. Ich meine, ich habe sie so lange nicht mehr gesehen, hatte schon die Hoffnung aufgegeben. Aber ich freue mich, dass sie wieder hier ist.<<
>>Und sie will dich wirklich zu sich holen?<<, fragt nun Aurelia und ich kann diesen leichten Anschwung von Angst in ihrer Stimme hören. Angst, dass mich Mom nicht nur von meinem Vater, sondern auch von meinen Freunden wegbringen wird.
Ich muss zugeben, dass es mir auch ein wenig Angst macht, denn ich möchte meine Freunde nicht verlassen. Oder diese Stadt. Oder Wesley. Das müsste ich meiner Mutter irgendwie begreiflich machen. Gut, natürlich bereitet mir diese Stadt Alpträume. Andererseits sehe ich hier auch Hoffnung auf eine schöne Zukunft. Irgendwie...
Trotz all der Bedenken nicke ich. >>Es wäre ein Segen, wenn ich für immer aus der Festung raus bin. Und ich möchte so weit weg von diesem Monster, wie es nur geht.<<
Nun sehen mich beide bedrückt an und Aurelia schiebt sogar ihren Teller ein wenig von sich weg, als hätte sie ihren Appetit verloren.
Louisa scheint jedoch optimistischer zu sein als unsere Freundin. >>Der Abschluss ist aber auch nicht weit. Das heißt, dass wir uns spätestens auf dem College wiedersehen werden.<<
Die Tatsache, dass wir uns für das gleiche College beworben haben, ist ein wenig tröstend. Die Columbia University in New York bietet für uns drei die perfekte Möglichkeit. Während Louisa Kunst studieren kann, kann sich Aurelia dort auf ihr Lehramt konzentrieren. Und ich? Für mich ist es die perfekte Möglichkeit meine Leidenschaft für Musik auszuüben. Doch während sich meine Freundinnen bereits auf ihren Platz an der Uni freuen dürfen, warte ich noch immer auf meine Antwort. Und ich fürchte mich ein wenig davor, dass diese Antwort vielleicht nie kommen wird.
Ich habe Margret darum gebeten auf jeden Brief zu achten und ihn abzufangen, sobald er an mich adressiert ist. Natürlich habe ich mich heimlich in New York beworben. Immerhin beinhalten die Pläne meines Vaters etwas völlig anderes für mich.
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Sinners - Beast ✔️
RomanceYvaine lebt in einer Welt, die durch Geld und Einfluss regiert wird. Unterdrückt durch ihren strengen und machtgierigen Vater, fügt sie sich den Anschein einer perfekten Familie, denn aus der Reihe tanzen wird stets bestraft. Einzig und allein bei...