Ich konnte mich nicht bewegen. Ich hatte solch eine Angst sodass mein Körper sich versteifte.
Der Mann lächelte, ging noch einen Schritt näher auf mich zu und fing an zu sprechen.
„Wie eine Drogenabhängige kommst du mir aber nicht vor, Bella"
Mit seinen Worten holte er mich aus meiner Schockstarre zurück, wobei ich diesen Kosenamen gekonnt ignorierte. Um den Mann in die Augen zu schauen musste ich meinen Kopf in den Nacken legen.
Ein schwarzes enges Tshirt brachte seine Muskeln zum Vorschein. Alleine mit einem Bietzeps könnte er mich schon zerquetschen.„Wa.. Was meinst du?", brachte meine Stimme zittrig hervor.
Wow, was ist mit meiner Stimme los? Ich höre mich echt erbärmlich an. So würde ich keinen Respekt von ihm bekommen aber anscheinend hatte er ihn sowieso nicht vor mir.„Du weist genau was ich meine. Wie kommt ein Mädchen wie du auf die Idee so eine Menge Drogen zu kaufen?"
Interesse konnte ich von seinen Augen ablesen. Scheiße er hatte mich und den anderen wirklich beobachtet. Was ist wenn er ein Polizist war? Dann kann ich gleich in den Knast gehen und das noch wegen meines Erzeugers.
Da ich nicht wirklich das Gefühl hatte, dass er mich töten wollte bekam ich mehr Selbstbewusstsein. Naja, ich versuchte es zu mindestens. Seine Gestalt schüchterte einen schon echt ein. Vor allem seine Augen. Diese waren so schwarz wie die Seele meines Vaters aber irgendwie fesselten sie mich.
Trotzdem wollte ich hier weg.„Das geht dich nichts an, Tschau!", konterte ich und wollte an ihm vorbei laufen, doch er hinderte mich daran.
Er packte meinen Arm und drehte mich wieder zurück in seine Richtung. Er tat mir nicht weh doch trotzdem war sein Griff fester. Allerdings war seine Miene nicht mehr so freundlich wie gerade eben. Seine Augenbrauen waren vor Anspannung zusammen gezogen.
„Natürlich geht es mich was an, Principessa. Wenn du in meiner Gegend rumläufst und von meinen Leuten deine Sucht bekämpfen lässt, möchte ich auch wissen wer du bist. Vor allem bei dieser Menge. Noch bin ich nett. Das ganze kann sich aber schnell ändern, wenn du dich weigerst mir zu antworten!"
Am Schluss wurde der Griff um meinen Arm etwas fester, um seiner Aussage Nachdruck zu verleihen. Danach lies er mich los.
Was ist los mit dem? Er hat ja genauso Stimmungsschwankungen, wie mein Vater.
Mit zittrigen Händen stand ich vor ihm. Was mache ich jetzt? Ich wollte doch einfach nur gehen und keine Probleme bekommen. Sollte ich wirklich die Wahrheit sagen? Wahrscheinlich wollte er nur wissen, ob ich seine Drogen an andere Leute verkaufte. Natürlich tat ich das nicht. Ich hatte noch nie Drogen genommen geschweige denn etwas damit zu tun gehabt. Ich möchte einfach nur für meinen Vater das ganze holen und jetzt hab ich den Salat. Würde er mir wirklich weh tun wenn ich weiterhin schwieg?
Wahrscheinlich schon.
Ich hatte schon viele Filme oder auch Serien gesehen, wie eiskalt die Menschen sein können, wenn es um Drogen oder aber auch Geld ging. Und ich möchte definitiv nicht zerstückelt an einem Straßenrand aufgefunden werden.
Ich entschloss mich ihm die Wahrheit zu sagen. Hmm naja ... sagen wir eher die halbe Wahrheit.
„Die Drogen sind nicht für mich. Ich nehme nicht mal welche. Die sind für einen Freund. Er war nur leider verhindert."
Ich versuchte mit möglichst fester Stimme zu sprechen, damit mein gegenüber nicht merkte, dass ich log. Obwohl... es war nicht ganz gelogen. Schließlich waren die Drogen ja wirklich nicht für mich und da mein Vater seine Rolle als Elternteil sowieso abgelegt hatte, passte es, dass ich ihn als „Freund" abstempelte.
Er runzelte seine Stirn.
„Anhand deiner Körpersprache habe ich das Gefühl, dass du mich anlügst, Bella. Leider habe ich aber keine Zeit weiter mit dir zu reden. Allerdings habe ich mir dein hübsches kleines Gesicht eingeprägt und wenn du mir Probleme machst werde ich dich finden!"
Das waren seine letzten Worte an mich. Er zwinkerte mir noch zu und verschwand dann um die Ecke in eine andere Straße.
Was war das gerade eben?
Es ging alles so schnell, dass ich gar nicht realisieren konnte was gerade geschehen war. Mindestens fünf Minuten stand ich noch wie angewurzelt auf der Straße und machte mich erst jetzt auf dem Weg nach Hause. Die Tüte mit den Drogen presste ich so fest es ging an meinen Körper, damit es auch niemand klauen konnte oder ich es runterfallen ließ.
Ich überdachte nochmal das Gespräch mit dem unbekannten Mann. Er kam und ging einfach viel zu schnell, sodass ich über mehrere Dinge erst jetzt richtig nachdenken konnte. Der Mann konnte mit seiner Ausstrahlung definitiv jemanden einschüchtern. Allerdings glaubte ich auch, dass er bei den Frauen sehr beliebt war. Mit seinen schwarzen Augen, der gebräunten Haut und seinen schwarzen Haaren, welche nach hinten gegelt waren, schaffte er es bestimmt Frauen um den Finger zu wickeln. Auch wenn ich ihn nur kurz gesehen hatte, machte er auf mich eine negative aber auch zugleich positive Ausstrahlung.
Anscheinend gehörte das Gebiet hier ihm. Der Dealer, welche mir die Drogen verkaufte war womöglich sein Angestellter ... wenn man es überhaupt so nennen konnte.
Vertrauen zu ihm war offensichtlich nicht vorhanden, sonst hätte er uns nicht beobachtet.
Aber ist auch jetzt egal. Ich werde beide nie wieder sehen und gut ist es.
Mein Handy Navi verriet mir, dass ich bald zu Hause war. Zum Glück, dachte ich mir. Das war ein schlimmer Tag!
Ein paar Minuten später betrat ich unsere Wohnung und übergab meine Vater seine Drogen. Ein Danke hatte ich natürlich nicht bekommen. Wir beide redeten kein Wort miteinander und ich versuchte so schnell es mir möglich war in meinem Zimmer zu gelangen. Der Tag war eh gelaufen für heute. Schnell ging ich noch ins Bad um mich fürs Bett fertig zu machen. So spät war es tatsächlich noch gar nicht. Allerdings hatte ich für heute genug. Auf meinem Tagesplan standen eigentlich genug andere Dinge, die ich für heute erledigen wollte aber diese musste ich wohl auf ein anderes Datum vertagen.
Da es noch nicht so spät war entschloss ich mich noch ein paar Filme auf Netflix an meinem Handy anzusehen bis ich müde wurde und einschlief.
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Brennende Seelen
Romance**ABGESCHLOSSEN** Aría ist 20 Jahre alt und lebt mit ihrem Vater in einer kleinen Wohnung. Auf dem Weg in ein besseres Leben trifft sie immer wieder auf den mysteriösen Hadrian. Was sie nicht weiß: Er ist auf einer Mission. Beide kämpfen für ihren...