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Punkt 11:00 Uhr schrillte mir mein Wecker in den Ohren. Oh Mann wie ich dieses Geräusch hasste. Nachdem ich noch eine Weile im Bett lag und an die Decke starrte machte ich mich einigermaßen frisch. Eine schöne entspannte Dusche ließ mich wieder etwas klarer denken. Ich hatte nur sechs Stunden Schlaf. Normalerweise könnte ich länger schlafen, doch ich musste wie jeden Tag meinem Erzeuger seinen Alkohol besorgen. Zudem kommt, dass er die Wohnung gestern wie ein Schweinestall zurückließ und da der Liebe Herr es natürlich nicht geschafft hatte sauber zu machen, wurde mir mal wieder die Drecksarbeit überlassen. Ich war es mittlerweile gewohnt, doch aufregen konnte ich mich jedes Mal aufs Neue.

Es verging einige Zeit bis alles erledigt war und es wurde auch schon Zeit mich mit Rabea beim Kaffee zu treffen. Bevor wir zu ihr gingen, wollten wir uns in Ruhe unterhalten, da wir beide bei ihr immer Stress hatten.

Heute wäre die Bar nicht so lange geöffnet, wie Freitag und Samstag, da am Montag auch viele Leute wieder arbeiten mussten, weswegen sich der Club von der Kundschaft nicht lohnen würde. Dies bedeutet auch, dass in der Arbeit nicht so viel los sein würde.

Sonntags war für mich ein Tag an dem ich mich für die Arbeit nicht wirklich schick machte. Normale schwarze Alltagsklamotten und dezentes Make up ließen mich schlicht doch trotzdem elegant wirken.

Rabea war da eher das komplette Gegenteil von mir. Jedes Mal verblüffte sie mich aufs Neue mit ihren wunderschönen Outfits. Allgemein sah die braunhaarige immer sehr schön aus. Mit ihrer lebendigen und positiven Art konnte sie alle mit in ihren Bann ziehen. Sie war wirklich eine gute Freundin. Trotzdem konnte ich ihr nicht alles von meinem Leben anvertrauen.

Es war besser, wenn keiner wusste, wie es wirklich tief in mir aussah. Es gibt genug Menschen die diese Sache ausnutzen und einen noch schwächer machen würden. Das heißt nicht, dass ich Rabea nicht vertraute. Allerdings sollte sie mich als glücklichen Menschen kennen und nicht bemitleiden, was ich ihr nicht verübeln könnte, da es jeder bei meiner Geschichte machen würde.
Außerdem mochte ich die Aría, die ich bei Rabea sein konnte. Für diese Aría hatte ich eine eigene kleine Welt geschaffen. Dort war ich selbstbewusster, stärker und auf jeden Fall glücklicher. Mit meinem Vater hatte ich eine bessere Beziehung und ein Alkoholproblem gab es nicht, genauso wie die Geldsorgen.

Mittlerweile saß ich schon im Café und wartete auf meine einzige Freundin. Die Location hier war wirklich toll. Verschiedene Pflanzen hingen von der Decke, so dass man dachte unter einem großen Baum zu sitzen. Die Wände wurden in Gold und Grün Tönen gehalten und der Boden in einem schlichten schwarzen Paket. Die Stühle waren aus Samt und in verschiedenen grünen-Tönen. Mich wundert es, dass ich noch nie hier war. Das Café ließ in mir ein Gefühl der Ruhe aufkommen. Leise Klaviermusik Klang im Hintergrund aus den Musikboxen. Rabea hatte mit diesem Lokal wirklich den perfekten Ort für uns gefunden. 

Ich war so vertieft beim bestaunen des Lokals, dass ich meine Freundin gar nicht bemerkte, wie sie sich gegenüber von mir setzte.

„Na? Bist du genauso begeistert wie ich von diesem Ort?"

Sie strahlte mich an und schob eine lose Haarsträhne hinter ihrem Ohr.

„Es ist wirklich schön hier. Einfach perfekt!", gab ich begeistert von mir.

Ich merkte wie wohl ich mich fühlte und am liebsten den ganzen Tag hierbleiben wollen würde.

Rabea erzählte mir viel von dem Typen von gestern. Er hatte ihr heute geschrieben und möchte sich mit ihr treffen. Die Freude darauf konnte man ihr sogar von hundert Metern Entfernung im Gesicht ablesen. Ich freute mich für Sie und hoffte, dass es eventuell was festes werden würde.
Rabea war eher die „Aufreißerin" von uns. Einen Freund hatte sie das letzte Mal in der Schule. Doch das war eher eine Kindergarten-Beziehung, meinte sie. Vielleicht würde es ja jetzt klappen.

Ich hatte im Gegenzug zu Rabea noch nie einen Freund. Zwar hatte ich für längere Zeit etwas mit jemanden am laufen. Wir hatte zwar nicht miteinander geschlafen, da ich damals noch nicht dafür bereit war aber wir lebten, wie in einer richtigen Beziehung zusammen. Sein Name war Leon und wenn ich jetzt an die Zeit zurück dachte, war es mir total peinlich. Damals wusste ich eigentlich die ganze Zeit, dass er nichts für mich war und die richtigen Gefühle niemals bei mir ins Spiel kommen werden. Allerdings war die Nähe zu einer anderen Person so schön gewesen,  dass ich das ganze mehrere Monate durchzog. Am Ende bekam ich aber so ein schlechtes Gewissen, sodass ich ihm den Laufpass geben musste. Es machte mich damals sehr traurig aber ich hatte eingesehen, dass er nicht der richtige war und ich einfach alleine bleiben sollte.   

„Und? Wie lief es mit deinem heißen Boy?"

Rabea holte mich aus meinen tiefen Gedanken worüber ich ihr auch dankbar war. Neugierig starrte sie mich an. Ich nahm meinen Kaffeelatte, welchen ich mir zuvor bestellt hatte und umklammerte ihn mit meinen Händen, damit meine Freundin nicht bemerkte wie nervös ich wurde.

„Wie soll es denn gelaufen sein? Ich hatte ihn mal beim Einkaufen gesehen, er hatte mich erkannt und wollte sich nur höflich vorstellen. Mehr war da nicht.", log ich sie an. Ich fühlte mich unwohl, dass ich sie anlügen musste.

„Mehr war da nicht?"
Sie wiederholte meine Worte etwas geschockt. 

„Aría! Sag mir nicht, dass du ihn dir nicht geklärt hast."
Fassungsloss scannten ihre Augen mein Gesicht.

Daraufhin schüttelte ich meinen Kopf.

„Bist du verrückt? Er wollte safe was von dir doch du hast wahrscheinlich mal wieder nicht gecheckt, dass er mit dir geflirtet hat."

Sie sah mich immer noch mit offenem Mund entsetzt an.

„Ach Quatsch. Er war wie gesagt nur nett. Und außerdem hat er eine Freundin."

Ich lies die Tasse aus der Hand und verschränke meine Arme vor der Brust.

„Woher willst du das wissen?", fragte sie und zog eine Augenbraue in die Höhe.

„Sie war auch an dem Abend da. Ich habe sie zwar nur von hinten gesehen, da sie die ganze Zeit mit ihm rumgemacht hat aber sie war da!"

„Schätzchen, er war bestimmt frustriert, dass er bei dir nicht voran kam und hat sich so eine billige Tusse geschnappt. Ich habe in seinen Augen gesehen, dass er dich interessant fand. Man Arí! Du brauchst auch mal ein bisschen Spaß! Er muss nicht dein Freund werden aber ich denke er würde es schaffen deine Gefühle auf eine andere Weise zum explodieren zu bringen." Am Schluss zwinkerte sie mir zu.

Jetzt war ich diejenige, die sie geschockt anstarrte.
Zum Glück hatte ich keinen Schluck Kaffe genommen sonst wäre er jetzt komplett über den Tisch verteilt.
Ich wusste ja, dass er wirklich sehr sexy war. Trotzdem hatte er eine Freundin und ich werde mir sicherlich keinen vergebenen Mann klären. Erst Recht nicht für eine "Nacht".

Brennende SeelenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt