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„Was machst du dann hier? Warst du derjenige der wollte, dass ich euch bediene?Und wenn ja, warum? Willst du mir ein schlechtes Gewissen machen?", sprach ich und wurde zum Schluss hin etwas Hysterisch. Ich hoffe nicht, dass er so ein Arsch ist. Mein Herz raste vor Angst, dass er mich bloßtellen würde. Meine Hände begannen leicht zu zittern.

„Warum siehst du das alles als Angriff? Ich wollte lediglich wissen, ob meine Kunden zufrieden sind. Außerdem wollte ich, dass du uns bedienst da ich sehen wollte, wer hinter dem schüchternen Mädchen von Letztens steckt."

Er fuhr sich durch seine Haare und sprach weiter.

„Aus diesem Grund möchte ich, dass du mit mir ein Glas Champagner trinkst und siehst, dass ich es nur nett meinte.", lächelte er charmant.

Um ehrlich zu sein war ich etwas überrumpelt von seinen Aussagen. Er redete so sanft, dass er mich mit seiner Stimme beruhigte.

Trotzdem war ich misstrauisch. Er könnte dennoch jedem hier davon erzählen, dass ich etwas von ihm gekauft hatte und mein Leben damit noch mehr zerstören, als es eh schon war. Jeder von meinen Kollegen dachte, dass ich ein glückliches Leben führte.
Ich konnte eine gute Mauer um mich richten, sodass niemand hineinschauen konnte und genau das sollte auch weiterhin so bleiben.

Allerdings würde ein Glas Champagner nicht schaden. Er würde meine Anspannung etwas nehmen und zudem wirkte er sich positiv für unsere Kundschaft und auch für uns aus. Meine Chefin meinte sowieso immer, dass wir eine gute Bindung zu unserer Kundschaft haben sollten. Dieser Gedanke haben wohl alle Arbeitgeber.

Ich stimmte den großen, muskulösen Mann vor mir also zu und er schenkte uns ein Glas ein. Seine Freunde machten uns das gleiche nach und gemeinsam stießen wir alle an. Dabei bemerkte ich die interessierten Blicke seiner Kollegen doch diese ignorierte ich gekonnt. Ich nahm einen Schluck aus dem schönen Champagnerglas. Eigentlich mochte ich kein Alkohol. Vor allem wegen meines Vaters. Aber für die Arbeit und die bessere Beziehung zu den Gästen, konnte ich eine Ausnahme machen.

Der Schönling neben mir drehte sich in meine Richtung und reichte mir seine Hand.

„Ich bin übrigens Hadrian. Wie ist dein Name, Bella?"
Sein verschmitztes Lächeln löste eine angenehme Wärme in mir aus. Irgendwie störte es mich bei ihm nicht, dass er mir immer Kosenamen gab.

Um nicht unhöflich zu wirken reichte ich ihm ebenfalls meine Hand.

„Ich heiße Aría."

Er umfasste meine Hand sanft doch trotzdem mit etwas Druck, wie sich nun mal ein guter Handschlag gehörte. Irgendwie fühlte sich diese kleine Berührung schon sehr intim an. Dieser Mann konnte einen mit seiner Aura förmlich verschlingen.
Zudem war sein Name wirklich besonders. Ich denke er müsste aus dem italienischen sein. Ich hatte ihn zuvor noch nie gehört.

„Aría... schöner Name!", sprach Hadrian mir nach.

Die Art wie er meinen Namen aussprach, war anders als ich gewohnt war. Er betonte das „í" besonders stark, weswegen diese sehr dominant klang.
Dieser Mann wusste ganz genau wie er sich zu benehmen hatte, um eine Frau um den Finger zu wickeln. Nur weil es mir gefiel hieß es aber noch lange nicht, dass er es bei mir schaffte. Durch seine dunklen Augen konnte man ihm nichts ansehen außer das Verlangen mir zu schmeicheln.
Das war auch die einzige Emotion die er zeigen wollte. Leider schaffte er es sogar, mit seinem perfekten Auftreten mich ein wenig schwach zu machen. Doch ich bin nicht eine Frau, die einfach zu haben war. Dafür müsste er sich schon eine andere suchen.

Wir sahen uns eine Weile einfach nur in die Augen. Die Leute um uns herum sangen zur Musik und bewegten sich zum Takt, während wir beide einfach nur steif da standen. Seine Lust konnte ich förmlich spüren. Doch ich musste mich aus diesem Band losreißen.

Ich merkte, wie ich errötete. Was war nur los mit mir, dass ich über einen Mann so viel nachdachte, den ich insgesamt vielleicht mal 10 Minuten kannte?  Trotzdem musste ich diese fast schon peinlichen Gedanken aus meinem Kopf vertreiben. Noch mehr Drama kann ich in meinem Leben nun wirklich nicht ertragen. Ich musste wieder auf dem Boden der Tatsachen kommen. Mein Leben war ein einziger Schrotthaufen, den ich versuchen musste Schritt für Schritt zu beseitigen. Aus diesem Grund konnte ich mir noch ein Chaos nicht leisten.

Ich löse mich aus unserem starren Blick, lächelte ihm schwach zu und sagte:

„Ich wünsche dir noch einen schönen Abend Hadrian. Bei weiteren Bestellungen meldet euch einfach bei mir."

Ich ging mit meinem Glas in der Hand zurück zur Bar.
Ich hatte ihn nicht mal antworten lassen aber nur so konnte ich meine Stärke zeigen. Ich will nicht wie ein kleines schwaches Mädchen wirken, welche sofort von allen überzeugt war und zu jeder Sache ja und Amen sagte. Ich wusste zwar, dass er alles nett meinte doch diese Anspannung konnte ich nicht länger ertragen. Ich musste meine Schritte immer doppelt überdenken um nicht noch mehr Fehler zu machen. Es machte mich traurig nicht so ein Leben führen zu können, wie andere in meinem Alter. Ich möchte auch mal so richtig Spaß haben und das Gefühl von Freude länger als nur für einen kurzen Moment spüren. Mein Weg bis dahin wird immer länger anstatt kürzer. Trotzdem werde ich nicht aufgeben. Ich werde es schaffen! Davon war ich überzeugt.

Mit neu geschöpften Mut, kam ich an der Theke an, wo ich mein benutztes Glas wusch und mich weiter an die Arbeit machte.

Es war so viel los, dass ich mit Rabea nicht mal reden konnte. Sobald ich an der Theke war, war sie bei der Kundschaft oder andersrum.

Es herrschte allerdings eine tolle Atmosphäre hier. Die Musik war einfach perfekt und die Kundschaft glücklich und zufrieden. Genau so möchte ich arbeiten. Es machte mir wirklich sehr Spaß die Leute glücklich zu sehen beziehungsweise diese glücklich zu machen.

Tatsächlich habe ich auch einige Komplimente bezüglich meines Kleides bekommen, welches meine Laune natürlich noch mehr nach oben steigen ließ.

Ein Freund von Hadrian bestellte bei mir noch mal den teuren Champagner, bei dem ich gerade dabei war ihn anzurichten. Gleichzeitig wippte ich mit meinem Körper hin und her und summte zur Musik. Ich musste mich auf jeden Fall noch mal für den Champagner bei Hadrian bedanken. Allerdings war es mir etwas peinlich vorhin einfach gegangen zu sein. Ich hatte es aber nicht mehr ausgehalten in seiner Nähe und mit dieser unfassbar starken Ausstrahlung.

Mit dem Alkohol in meiner Hand ging ich nun ein zweites Mal für heute in Richtung VIP-Lounge. Ein paar Meter vorher blieb ich allerdings stehen, denn was ich da sah verstört mich etwas.

Brennende SeelenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt