Wütend schmetterte Hadrian seine Wasserflasche gegen die Küchenwand, nachdem er mir davon erzählt hatte.
Ich war wie erstarrt. Seine ganzen Worte wollten sich nicht in meinen Kopf setzten. Sie wollten wieder hinaus und vergessen werden. Doch es war zu spät. Mit jeder weiteren Sekunde setzten sich alle Wörter von ihm in meinem Kopf ab und verankerten sich für immer darin. Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Wusste nicht, ob ich ihn verstehen soll oder nicht. War es richtig was er tat? War Rache wirklich eine gute Lösung? Ich konnte mich nicht in ihn hinein versetzen.
Es ist als ob plötzlich eine ganz andere Person vor mir stand. Diese Seite kannte ich definitiv nicht an ihm. Sie war so voller Hass. Der Schmerz, dass seine Schwester durch einen Clan getötet wurde und der Hass auf die Mörder, waren ihm deutlich anzusehen.Ich wusste nicht, was ich nun über ihn denken sollte. Er ist doch ein guter Mensch. Niemals hätte ich gedacht, dass Hadrian zu so etwas im Stande wäre. Er kam mir noch nie sonderlich aggressiv oder gewalttätig vor. Doch nun offenbarte er eine komplett andere dunkle Seite an ihm.
Hadrian ging sauer in der Küche auf und ab. Kleine Schritte machte ich auf ihn zu, hielt aber trotzdem noch einen Abstand zwischen uns. Es wirkte, als ob er komplett in seinen Gedanken und seiner Wut gefangen wäre.
„Was bringt es dir denn alle umzubringen?"
Etwas erschrocken über meine ruhige Art weitete ich meine Augen.Jeder normale Mensch wäre nach dieser Offenbarung von ihm geflohen. Doch ich? Ich blieb stehen, beobachtete ihn und redete weiter, als ob es ein normales Gespräch wäre.
Ich wusste, dass Hadrian mir nichts tun würde. Ich weis es einfach.
Doch vielleicht kann ich ihn ja davon überzeugen mit seiner Rache aufzuhören. Was würde es ihn bringen?Ich war von mir selbst überrascht, dass ich nach seinen Worten so ruhig war. Ich verspürte keine Abneigung gegen ihn, sondern Mitleid. Es muss schlimm sein eine geliebte Person zu verlieren. Vor allem, wenn jemand anderes schuld an dem Tod hat. Ich kannte dieses Gefühl nicht. Meine Mutter hatte uns verlassen. Es war auch ein Verlust für mich. Allerdings ist das kein Vergleich mit dem was Hadrian durchmachen musste.
Nach meinen Worten blieb Hadrian stehen und schaute mich geschockt an. Sein Blick wurde wieder finster.
„Was es mir bringen würde? Meine Schwester könnte endlich in Frieden ruhen. Endlich würden nicht mehr ihre Mörder glücklich in der Gegend umher laufen und das Leben genießen. Sie haben es nicht verdient glücklich zu sein. Meine kleine Schwester hatte noch ihr ganzes Leben vor sich. Sie war erst sieben. Sieben, verstehst du?
Ich kann doch nicht einfach zusehen, wie diese Bastarde einfach weiterleben. Das geht nicht."Hadrian war verzweifelt. Seine schwarzen Haare hingen ihm unordentlich im Gesicht.
Seine Worte gingen mir tief unter die Haut. Ich musste versuchen weiterhin ruhig zu bleiben. Einer von uns musste die Fassung wahren und das war in diesem Fall ich.„Aber Hadrian... Denkst du diese Rache würde etwas bringen. Die Welt ist grausam. Und es ist wirklich schrecklich, was deiner Schwester passiert ist, doch Rache ist keine Lösung. Es wird deine Schwester auch nicht lebendig machen und dich auch nicht glücklicher. Du musst akzeptieren, dass deine Schwester Tod ist und weiterleben."
Ich versuchte mit meinen Worten Hadrian umstimmen zu können und ihm zu zeigen, dass er durch den Tod, der Mörder seiner Schwester, auch nicht glücklicher wird. Der Schmerz in seinem Herzen wird immer bleiben, doch er sollte versuchen es zu akzeptieren, was passiert ist. Wenn er es nicht akzeptiert, kann es ihn noch mehr kaputt machen.
Nachdem Hadrian mir aufmerksam zugehört hatte, lachte er zum Schluss fälschlich auf und schüttelte seinen Kopf.
„Du meinst ich soll das ganze einfach so hinnehmen und akzeptieren?"
Nun wurde er immer lauter und seine Miene finster.
„Weist du eigentlich wie schlimm dieser Schmerz ist?"
Langsam schüttelte ich meinen Kopf.
„Was wäre, wenn ich damals mir meiner Schwester zusammen zur Eisdiele gegangen wäre? Vielleicht hätte ich sie beschützten können. Vielleicht hätte ich die Kugel für sie eingefangen und sie würde heute noch Leben. Weist du wie schlimm es ist, jeden Tag aufzuwachen und sich zu fragen, warum es mich nicht erwischt hat? Ich wünschte ich wäre gestorben und nicht sie.
Aber klar, natürlich weist du nicht, wie es sich anfühlt. Du weist nicht, wie sehr der Schmerz einen von innen zerfrisst. Natürlich kannst du mich nicht verstehen."Hadrian stoppte kurz mit seinen Worten und holten tief Luft.
„Es wird eine Erlösung für mich sein, wenn ich endlich den Aaloraz Clan vernichtet habe. Es wird mich glücklich machen, wenn ich alle von ihnen töte. Jeder einzelne wird sterben."
Heftig schüttelte ich den Kopf nach seinen Worten. Kurz schloss ich meine Augen um mich zu sammeln. Seine Worte waren hart.
„Nein es wird keine Erlösung sein, Hadrian. Rache macht einen nicht glücklich. Du musst das Geschehene akzeptieren und endlich für dich leben!"
Zum Schluss hin wurde ich auch etwas lauter. Langsam flossen mehrere Tränen meine Wange hinab. Dass er sich wünschte, er wäre gestorben und nicht seine Schwester, verletzte mich tief. So etwas sollte er nicht denken. Er hat er verdient zu leben. Es ist schrecklich, was der kleinen Letizia passiert ist, doch daran ist nicht er schuld.
Durch meine Worte verärgerte ich Hadrian noch mehr. Eigentlich wollte ich das Gegenteil bezwecken, doch das ging nach hinten los.
Fest schmetterte er seine Faust auf die Küchenplatte. Durch das laute Geräusch zuckte ich zusammen.„War ja klar, dass du mich nicht verstehst. "Gewalt ist keine Lösung"...bla bla bla.
Glaub mir, wenn du die Wahrheit über dein Leben wüsstest, wärst du auf meiner Seite. Du würdest mit mir kämpfen. Du wärst die Person, die die Waffe in der Hand halten würde und abdrücken würde!", schrie er zum Schluss und betäubte mich mit seinen Worten.Was redet er plötzlich da? Warum die Wahrheit über mein Leben? Von was redete er denn jetzt? Warum redet er plötzlich über mich?
Ich verstand ihn nicht.„Von was redest du?, stellte ich die Frage, die mich komplett verwirrte.
Fragend zog ich meine Augenbrauen zusammen und suchte den Blickkontakt mit ihm.Seine Augen waren nun überall aber nicht bei mir. Für einen kleinen Moment schloss er seine Augen. Vor Wut biss er sich auf die Lippen.
„Ich rede davon, dass der Vater von dem DU glaubst, dass er es ist, NICHT dein Vater ist. Dein leiblicher Vater ist der Anführer von dem Aaloraz Clan, der meine Schwester getötet hat. Außerdem ist deine Mutter nicht von dir abgehauen. Dein vermeintlicher Vater hat sie umgebracht, als er erfahren hat, dass du nicht von ihm bist. Zudem wurde eine Verschwiegenheitspflicht zwischen deinem echten und vermeintlichen Vater vereinbart. Beide schweigen über den Tot deiner Mutter und die Wahrheit über deinen leiblichen Vater."
Er ging ein paar Schritte von mir weg drehte sich aber nochmal um.
„Und? Weist du nun, wie ich mich fühle? Wärst du jetzt auch auf meiner Seite? Hast du nun auch den Drang deinem vermeintlichen Vater das anzutun, was er deiner Mutter angetan hat? Hmm?
Kannst du mit dieser Wahrheit leben, die ich von dir verheimlichen wollte? Ich wollte dich vor dieser Wahrheit schützen aber nein.. Du wolltest es ja unbedingt wissen und darauf anlegen, dass ich dir alles erzähle."Kurz blickte er noch mit seinen feurigen Augen zu mir, knallte dann aber seine Faust nochmals gegen die Küche und verließ dann die Wohnung ohne ein weiteres Wort.
Laut fiel die Tür ins Schloss. Nun war ich alleine. Alleine mit diesen neuen Informationen über mein Leben. Allein mit meinen Gedanken.———————————————————
Phuuu.... was soll ich sagen? Einfach spannend!!!😵💫❤️
DU LIEST GERADE
Brennende Seelen
Romansa**ABGESCHLOSSEN** Aría ist 20 Jahre alt und lebt mit ihrem Vater in einer kleinen Wohnung. Auf dem Weg in ein besseres Leben trifft sie immer wieder auf den mysteriösen Hadrian. Was sie nicht weiß: Er ist auf einer Mission. Beide kämpfen für ihren...