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Im Inneren angekommen stand ich erst einmal in einem Flur. Recht spektakulär war es hier nicht. Die Wände waren langweilig weiß oder eher gesagt waren sie mal weiß. Die sollten mal gestrichen werden, dachte ich.
Links von mir waren Toiletten und rechts die Umkleidekabinen. Gegenüber von mir war nochmal eine große Eisentür.
Mit der Wodka-Flasche in meiner Hand lief ich auf diese zu und öffnete sie. Nun stand ich in einer großen Halle.
Die Wände hier waren aus Backstein und der Boden aus dunkelgrauem Beton. Viele Boxsäcke hingen von den Wänden aber auch zahlreiche andere Fitnessgeräte standen überall verteilt. Die Halle wurde gut beleuchtet und blendete mich etwas, da ich an das helle Licht nicht gewöhnt war. Ich verzog meine Augen zu schlitzen.

Ich nahm einen Schluck aus der Flasche und schaute mich um. Jetzt erst hörte ich, dass hier noch jemand war. Ich ging in die Richtung aus der ich die Geräusche wahrnahm. Dass ich einen potenziellen Mörder in die Arme laufen könnte, ignorierte ich.

Torkelnd bog ich um eine Wand, welche in die rechte hintere Halle führte. Nun konnte ich sehen woher die Geräusche kamen. Ein paar Meter vor mir stand ein Mann mit dem Rücken zu mir. Oberkörperfrei feuerte er abwechselnd mit seinen Fäusten in den Boxsack. Dabei kamen bei jedem Schlag seine Muskeln zur Geltung. Er musste wohl schon länger trainieren, da er schon vor Schweiß tropfte. Das machte ihn allerdings nicht weniger attraktiv. Ok ich sah nur seinen Rücken aber Hey: Ein schöner Rücken kann auch entzücken.

Laut meiner Gedanken war ich definitiv etwas betrunken.

Ich starrte ihn mit offenem Mund an. Beziehungsweise gaffte ich schon.
Doch genau in diesem Moment musste ich nießen und gab einen lautes Geräusch von mir. Der Mann drehte sich sofort um und hätte mir fast mit seinen dicken Boxhandschuhen ins Gesicht geschlagen. Allerdings hielt er in seiner Bewegung abrupt Inne, als er erkannte wer ich war. Vor Schreck ließ ich die Wodkaflasche aus meiner Hand fallen, welche gleich daraufhin in 1000 Scherben auf dem Boden verteilt lag. Die durchsichtige Flüssigkeit bildete eine kleine Pfütze.
Plötzlich fühlte ich mich nüchterne als je zuvor. Meine Wangen verfärbten sich vor Scham rosa.

„Aría? Was machst du hier?", fragte mein gegenüber verblüfft und blickte abwechselnd von meinen Augen zum Scherbenhaufen.

Vor mir stand Hadrian. Einfach Hadrian! Ist ja nicht peinlich genug, dass ich ihn angestarrt hatte, nein es musste noch mein Alkohol aus der Hand fallen.

„Ich.. ich weis nicht.", gab ich ehrlich von mir und schüttelte leicht meinen Kopf, womit ich aber gleich wieder aufhörte, da mir etwas schwindelig wurde.

Schnell bückte ich mich, senkte meinen Kopf peinlich berührt und sammelte die Scherben mit meinen Händen auf.

„Es.. Es tut mir leid. Das... das wollte ich nicht. Entschuldigung."

Hastig legte ich die Scherben in meine Hand doch auf einmal spürte ich einen brennenden Schmerz in meiner Handfläche.

„Ahh Mist!", entkam es mir.

Ich hatte mich geschnitten. Sofort fing meine Hand an zu bluten und brannte wie Chili. Trotzdem wollte ich weiter aufräumen. Mir war es einfach so unangenehm. Warum muss genau ER hier sein?

Als Hadrian meine Wunde entdeckte kniete er sich sofort zu mir.

„Aría, lass doch die Scherben auf den Boden. Ist doch klar, dass du dir weh tust.", mekerte er.

Er zog seine Handschuhe aus, nahm meine Hand in seine und schmiss alle Scherben, die ich aufgesammelt hatte wieder zu Boden.

„Nein ich muss es aufräumen. Sei bitte nicht sauer.", flehte ich und wollte gerade wieder die Einzeln Splitter aufheben doch Hadrian hinderte mich daran.

Seine Stimme wurde etwas lauter.
„Hör auf damit! Siehst du nicht dass du blutest?", sprach er mit Nachdruck.

Nun blickten wir beide uns in die Augen. Man sah förmlich wie er innerlich anfing zu kochen. Ich senkte wieder meinen Blick und starrte auf das Chaos am Boden. Ich stellte mir vor nicht hier in dieser Situation zu sein sonder in meinem Bett mit einem guten Film von Netflix. Ich hätte nicht getrunken und ich wäre nicht in so eine extrem peinlichen Situation wie dieser geraten.

Leider riss mich der Mann mit den schwarzen Augen, welche ich so noch nie gesehen hatte, aus meiner kleinen Traumwelt.
Er packte mich leicht an meinem Kinn und drückte meinen Kopf nach oben, sodass ich ihn ansah.

„Aría, was ist los? Warum bist du betrunken?", fragte er.

Scheiße er hat es bemerkt. In seinen Augen konnte ich Sorge ablesen. Doch was soll ich ihm jetzt sagen?  Mein Vater hatte mich geschlagen und deswegen habe ich mich abgefüllt? Nene ganz sicher nicht.

„Ich bin nicht betrunken!"

Ich entschied mich einfach zu lügen auch wenn es offensichtlich war, dass ich getrunken hatte. Ich hasste es aber die jetzige Situation war einfach unangenehm. Sofort riss ich mein Kinn aus seiner Hand und stand auf. Ich torkelte ein paar Schritte nach hinten, da ich mich in meinem Zustand zu schnell bewegt hatte. Dadurch kam aber wenigstens etwas Abstand zwischen Hadrian und mir. Ich ertrage seine Nähe nicht. Meine Gedanken konnte ich bei ihm nicht kontrollieren.

Hadrian lachte fälschlich auf.
„Du bist nicht betrunken? Und was ist das da?" Er zeigte mit den Finger auf den Boden. „Hast du die Wodka Flasche nur gehalten oder was?"

Er stand auf und kam mir mit langsamen Schritten entgegen. Der Abstand zwischen uns wurde immer weniger doch ich blieb am selben Fleck stehen.

„Ich mag es nicht wenn man mich anlügt, das habe ich dir schon einmal gesagt. Du brauchst es nicht bestreiten, dass du betrunken bist aber darüber reden wir später. Ich kümmere mich erst einmal um deine Hand."

Er legte seine Hand auf meinen Rücken und schob mich zu den Umkleiden, welche ich vorhin schon gesehen hatte.

Ich kannte Hadrian nicht, doch seine Berührung löste ein leichtes Kribbeln welches wie ein Stromschlag durch meinen Rücken zog, in mir aus. Der Mann war attraktiv das konnte ich nicht abstreiten.

Er drückte mich auf eine Bank in der mitte der Umkleide, auf welche ich mich hinsetzte. Um mich herum waren lauter Spinde, in denen man seine Sachen verstauen konnte.

„Warte hier kurz. Ich bin gleich wieder da.", sprach er nun wieder sanft.

Ich wollte nicht reden, weswegen ich stumm nickte. Hadrian verschwand wieder aus den Raum und bog um die Ecke und ich saß da, wie ein kleines Schulmädchen was auf ihre Eltern wartete. Nur, dass ich sozusagen keine mehr habe.

Ich wippte mit meinem linken Fuß und starrte auf die Wunde an meiner Handfläche. Jetzt erst gab ich ihr wieder die Aufmerksamkeit und merkte, wie sehr die Wunde brannte. Ich hatte mich verletzt und das nur weil ich so dumm war und Alkohol trinken musste. Warum habe ich das getan? Langsam machte sich das Gefühl von einem schlechten Gewissen in mir breit. Heute, an diesem Tag, war ich wirklich tief gesunken. Nur weil ich Probleme hatte griff ich gleich zum Alkohol wie mein Vater? So wollte ich doch nicht sein. Das werde ich bestimmt nicht mehr machen, beschloss ich. Spätestens wenn ich morgen Kopfschmerzen hatte, würde ich es doppelt bereuen.

Brennende SeelenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt