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Ich hastete zur Bushaltestelle. Normalerweise würde ich zu Fuß zu meiner Arbeit bei Ramón's Restaurant gehen. Allerdings kam ich gestern schon eine halbe Stunde zu spät und heute war ich ebenfalls unpünktlich. Das alles nur wegen meines Vaters. Wegen wem auch sonst? Er hatte tausende Sonderwünsche, welche ich ihm besorgen sollte. Natürlich hatte es ja auch keine Zeit bis nach der Arbeit, da mein Erzeuger sonst vor Hilflosigkeit einen Herzinfarkt bekommen würde.

Gestern war ich das erste Mal zu spät zur Arbeit gekommen. Ich entschuldigte mich hunderte Male bei meinem Chef und hätte am liebsten geheult. Es war schlimm für mich. Das war mir so unangenehm, dass ich am liebsten gar nicht mehr gekommen wäre. Genau das gleiche Gefühl von Scham und schlechten Gewissen war heute nun wieder da. Ich wusste, dass ich es wieder nicht pünktlich zur Arbeit schaffte und hatte eine heiden Angst vor Ramóns Reaktion. Was wenn er mich nun feuert? Ich brauchte doch diesen Job, das Geld.

Nachdem ich eine Fahrkarte bei dem Busfahrer gekauft hatte, setzte ich mich in die Mitte des Busses und starrte aus dem Fenster. Der Himmel war von grauen Wolken besetzt und ließ darauf schließen, dass es jeden Moment anfangen könnte zu regnen.

Genau wie das Wetter war auch meine Laune miserabel. Ich hatte das Gefühl, dass nichts voran ging. Als ob ich für immer so leben müsste. Die Menschen um mich herum wirkten ehrlich glücklich. Und ich? Meine glücklichen Momente konnte ich an einer Hand ablesen. Wie so oft fühlte ich mich wieder wie in einem großen Loch gefangen. Geld konnte ich auch nicht wirklich sparen, da alles für Vaters Sucht- Stillung drauf ging.

Um etwas zu ändern müsste ich mit ihm reden und ihm erklären, dass wir kein Geld mehr hatten. Vielleicht kommt er zur Vernunft und sieht ein, dass er nicht so viel trinken kann. Vielleicht sucht er sich einen Job und alles wird besser oder vielleicht rastet er aber auch komplett aus. Ich vermutete Letzteres. Trotzdem werde ich mich trauen müssen mit ihm zu sprechen.

Ich versuchte trotz meiner Probleme mein Leben zu schätzen und glücklich zu sein aber leider zerfraßen mich meine Gedanken an die Zukunft, sodass ich das hier und jetzt nicht wirklich wahrnahm.

Nach ein paar Minuten hielt auch schon der Bus vor dem Restaurant. Zum Glück war die Haltestelle direkt davor, damit nicht noch mehr Zeit verloren ging. Ein Blick auf meine Handyuhr verriet mir, dass ich 15 Minuten zu spät zu meiner Schicht ankam. Vor Nervosität kaute ich auf meinen Lippen herum und ging zum Restaurant.

Im Inneren angekommen zog ich sofort eilig meine Arbeitskleidung an und begab mich auf dem Weg nach vorne. Allerdings kam mein Chef mir entgegen und hielt mich auf. Nach seiner Mine zu urteilen war er ziemlich sauer.

„Aría! Warum bist du schon wieder zu spät?„

Ramon fuchtelte wild mit seinen Händen umher.

„Ich kann sowas in meinem Restaurant nicht dulden. Ich gebe dir für morgen frei! Dann kannst du dir Gedanken machen, ob du den Job überhaupt willst." Sauer sah er mir entgegen.

„Ra...Ramón Bitte. Der Job ist mir wichtig, glaub mir! Es tut mir leid, dass ich schon wieder zu spät bin. Das wird nicht mehr vorkommen, versprochen."

Nein! Er darf mich nicht kündigen ich brauchte diesen Job.

„Du hast meine Worte gehört, Aría. Am Donnerstag möchte ich bessere Leistungen sehen. Zeige mir, dass der Job dir was bedeutet, dann kann ich über das zu spät kommen hinwegsehen. Und jetzt mach dich an die Arbeit."

Er löste seinen ernsten Blick von mir und ging Richtung Küche. Ich ballte meine Hände zu Fäusten, damit man nicht sah, wie sehr ich zitterte. Indem ich fest auf meine Lippen biss, vermeidete ich aufkommende Tränen.

Okay! Er gab mir noch eine Chance. Diese würde ich annehmen, da ich an diesem Job hing. Er machte mir Spaß und brachte gutes Geld.

Ich schloss meine Augen und atmete noch einmal tief durch. Danach setze ich mein Bestes Lächeln auf und begann zu arbeiten als wäre nichts geschehen.

Da ich so ein schlechtes Gewissen hatte, machte ich keine Pausen und arbeitete durch. Es war ziemlich anstrengend, vor allem weil ich den ganzen Tag nichts gegessen hatte aber da musste ich nun durch.

...

Nach meiner Schicht kaufte ich mir auf dem Weg nach Hause eine belegte Semmel und dachte darüber nach, wie ich mit meinem Vater reden könnte. Ich malte mir verschiedene Szenarien aus, doch irgendwie wusste ich nie wie ich die Worte legen sollte. Ich wusste nicht, wie er reagieren würde.

Im Inneren der Wohnung angekommen ging ich zuerst in mein Zimmer und tausche meine Klamotten gegen einen gemütlichen, schwarzen Jogging Anzug. Direkt danach ging ich noch mindestens 5 Minuten in meinem Zimmer auf und ab. Währenddessen kaute ich wieder nervös an meiner Lippe herum.

„Okay Aría! Es gibt kein zurück mehr. Du redest jetzt einfach mit ihm und schaust was passiert. Mehr als ausrasten ging nicht.", gab ich mir Zuspruch.

Danach verließ ich mein Zimmer und ging schleichend Richtung Wohnzimmer. Dort saß auch mein Erzeuger, wie nicht anders zu erwarten, vor dem Fernseher. Ich setze mich auf dem Sessel neben ihm und spielte nervös mit meinen Händen. Einige Sekunden, die sich anfühlten wie Stunden, vergingen in denen wir beide nur den Geräuschen des Fernsehers lauschten, bis ich es endlich schaffte meinen Mund zu öffnen und zu sprechen.

„Wir müssen reden! Wir müssen dein Alkoholkonsum in den Griff bekommen. Du trinkst zu viel! Ich habe kein Geld mehr für den Alkohol oder geschweige denn die Drogen. Kannst du bitte in ei..."

Mein Vater unterbrach mich, in dem er mir mit voller Wucht ins Gesicht schlug. Mein Kopf schellte zur Seite und sofort begann meine Wange zu pochen. Träne stiegen mir in die Augen. Was hat er getan?

„Denkst du ernsthaft ich werde für dich arbeiten gehen, nachdem du mein Leben zerstört hast? Das kannst du vergessen!"

Er schrie so laut, dass ich meine Augen schloss und mich in den Sessel quetschte.

„Du wirst es bereuen, dass ich alles wegen dir verloren habe du Miststück!", schrie er weiter.

Er erhob sich von der Couch. Das gleiche machte ich ihm nach und nahm sofort einen großen Abstand zu ihm.

Ich konnte es nicht glauben, dass mein eigener Vater so zu mir war. Warum war ich auch so dumm und hatte überhaupt Hoffnung, dass er sich bessern könnte und wieder der Mann werden würde, der er einst war.

Meine Wange brannte höllisch, doch das hinderte mich nicht daran auch allmählich sauer zu werden.

„Wie kannst du deine eigene Tochter schlagen? Du bist so erbärmlich geworden. Ich kann nichts dafür, dass uns Mama verlassen hat!"

Ich schrie ihn jetzt genauso an wie er mich. Ich kannte mich selbst so nicht aber seine Aussagen liesen etwas in mir zum kochen bringen.

Der Hass in seinen Augen spuckte mir nur so entgegen.
Schnellen Schrittes kam er auf mich zu. Ich wollte weglaufen, doch er war schneller und hielt mich am Handgelenk fest.

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Soo...Was haltet ihr von dem Kapitel und wie findet ihr Aría?
Das würde mich gerne interessieren. Bin gespannt auf eure Kommentare.

Hoffe natürlich euch geht es gut!😘

Brennende SeelenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt