POV Hadrian
Kurz vor der Tür atmete ich noch einmal tief ein und aus. Jetzt würde es blutig enden und ich hatte keine Waffe dabei, da Javier sie mir sowieso abgenommen hätte. Ich spannte mein Körper an und ballte die Hände nochmals so fest zusammen, dass meine Knochen knakstest.
Ich stemmte mit voller Kraft meinen Fuß gegen die Tür, welche im nächsten Moment auch gleich schwungvoll aufging. Mit einem lauten Knall prallte sie an die Wand dahinter. Doch das störte mich nicht.
Ich hatte meine Augen nur auf Aría gerichtet, welche gegenüber von mir auf dem Stuhl gebunden war. Getrocknetes Blut klebte an ihrer Lippe. Ihr ganzes Gesicht war mit blauen Flecken übersäht. Auch an ihren Armen konnte ich blaue Flecken erkennen. Am liebsten würde ich ihren ganzen Schmerz abnehmen, dass sie nicht leiden musste. Ich konnte es nicht ertragen sie so zu sehen. Dass sie so viel durchmachen musste. Sie sollte doch, genau wie andere in ihrem Alter, ein unbeschwertes Leben führen. Glücklich sein.
Sie war auf einem guten Weg endlich wieder etwas Halt im Leben zu finden, doch durch mich wurde alles wieder zerstört. Ich hatte sie nicht genug beschützt.Eine erneute Welle der Wut ging durch meinen Körper. Als ich dann zu ihr gehen wollte, wurde ich an beiden Armen von Javiers Leuten aufgehalten und zum stehen gebracht. Ich versuchte mich aus deren Griff zu befreien, doch es war zwecklos.
Ich werde meine Kraft noch brauchen. Aus diesem Grund hörte ich auf, weiter zu versuchen mich zu befreien.
Mein Blick bleib trotzdem nur bei Aría, welche mich mit ihren aufgeschreckten grünen Augen ebenso ansah. Sie tat mir so leid. Der Schmerz in meiner Seele, sie so zu sehen saß tief. Ich versuchte ihr mit meinen Blicken, die Angst zu nehmen. Ihr zu zeigen, dass sie nun aus dieser schrecklichen Situation befreit werden würde. Dass sie nur noch etwas kämpfen musste. Nur noch ein bisschen und sie hatte es aus dieser Hölle geschafft. Dass es ihr bald wieder gut gehen würde. Sie bald endlich anfangen könnte glücklich zu sein.
Doch unser Blickkontakt wurde unterbrochen, als Javier sich vor mich stellte. Sein dreckiges Grinsen war kaum zu übersehen und brachte mich zum kochen. Seine Augen fixierten meine. Er hatte genau die selben, wie Aría. Allerdings waren seine nicht ansatzweise so besonders wie ihre. Ihre hatten einen schönen Glanz und wenn man dort hinein sah, spiegelte sich Leben in ihnen ab. Bei Javier war es genau das Gegenteil. Als ob ich den Tod in die Augen sehen würde. So glanzlos und hässlich.
„Da ist ja der Retter in der Not", äußerte er auch gleich und klatsche laut in seine Hände.
„Lange nicht mehr gesehen Hadrian."
Er ging einmal um mich herum und legte seine Hände hinter seinem Rücken zusammen.
Ich hasse diesen Wichser. Sein dämliches grinsen, was kaum aus seinem Gesicht wich.
Er wusste, dass er mir gerade überlegen war und genau das ließ ihn noch mächtiger fühlen.„Hätte ich gewusst, wie einfach es wäre dich zu Gesicht zu bekommen, hätte ich deine Männer gar nicht abschlachten müssen."
Er liebte es mich zu provozieren. Er wusste ganz genau, wie er seine Worte zurecht legte, um mich zum durchdrehen zu bringen. Doch ich versuchte stark zu bleiben. Versuchte seine Worte nicht an mich ran zu lassen. Es war schwer. Wirklich mehr als schwer. Doch ich schaffte es meinen Mund zu halten und die Beleidigungen, die ich ihn am liebsten ins Gesicht gespuckt hätte zu unterdrücken.
„Weist du Hadrian. Es wäre alles so viel einfacher gewesen, wenn du einfach in Italien geblieben wärst. Meine Leute wäre noch am Leben und auch deine. Aber nein. Du musst ja den Helden spielen. Denkst du ich weiß nicht, dass du schon all die Jahre hinter mich her bist?"
Er stand wieder vor mir und schüttelte leicht seinen Kopf. Danach sah er mir wieder fest in die Augen, welche mit Hass gefüllt waren.
„Du kannst die Vergangenheit einfach nicht ruhen lassen oder? Es geht einfach nicht. Nur weil deine Schwester damals ums Leben gekommen ist, bringst du so viele Opfer, um dich bei mir zu rächen? Das ist echt erbärmlich."
Wieder schüttelte er einen Kopf. Seine Worte waren zu viel. Ich konnte nicht mehr meine Klappe halten.
„Halt deine Fresse du elendiger Bastard", brüllte ich ihm mit vollem Hass entgegen und wollte ihm gerade noch weiter beleidigen, als er wieder zum Wort ansetzte.
„Na na na. Du musst ja nicht gleich beleidigend werden nur weil du mit der Wahrheit nicht klar kommst.
Weist du? Dein Vater wäre enttäuscht von dir gewesen, so einen Mann erzogen zu haben. Du lässt dein Herz bestimmen und genau das macht dich schwach. Du bist schwach.
Dein Vater wäre nicht aus Rache hier her gezogen und hätte so viele Opfer gebracht. Er hätte weitergelebt und den Schmerz unterdrückt. Doch du? Du lebst mit den Schmerz und klammerst dich verzweifelt daran mich zur Strecke zu bringen, obwohl du doch selbst weist, dass es nicht klappen wird. Du bist nicht, wie dein Vater und wirst es auch nicht. Du bist lächerlich."Seine Worte waren hart. Sehr hart. Irgendwo hatte er recht. Ich war nicht, wie mein Vater und werde es auch nicht. Aber das wollte ich auch nie. Ich wollte meine Rache und danach in Ruhe weiterleben. Mir egal, ob ich bis hierhin schon so viele Opfer gebracht habe. Meine Schwester war es mir wert. Ich könnte nicht in Ruhe leben, wenn ich wüsste, dass dieser Bastard vor mir noch lebendig wäre. Ich hatte es damals probiert. Meinen Hass auf ihn zu ignorieren aber es ging nicht. Ich konnte es nicht einsehen, dass er so viele unschuldige Menschen tötet, darunter viele Kinder und er einfach entspannt sein Leben genoss. Es ging einfach nicht.
Mit meinem ganzen Hass, den ich all die Jahre in mir trug, blickte ich ihn in seine Augen.
„Du hast doch keine Ahnung. Du denkst du kannst dich mit allen anderen befeinden und fühlt dich dadurch nur noch stärker. Doch eigentlich weißt du selbst, dass der Tag der Rache irgendwann kommen wird. Auch wenn ich es nicht schaffe mich bei dir zu rächen, dann jemand anderes.
Vielleicht ja auch deine eigene Frau. Wenn sie erfährt, dass du eine Tochter hast und sie all die Jahre belogen hast."Nun war ich derjenige, der grinste. Bei meinen Worten beobachtete ich ihn genau. Wie sein Kiefer sich anspannte, er seine Hände zu Fäusten ballte und seine Nasenflügel vor Wut bebten.
Mit einem Mal holte er fest aus und schlug mich voller Wucht seine Faust in mein Gesicht.
Es wäre gelogen, würde ich sagen es hätte nicht weh getan. Doch mein Hass auf ihn war mehr als der Schmerz in meinem Gesicht. Ich schmeckte schon Blut in meinem Mund, jedoch ignorierte ich diesen Eisengeschmack und sah wieder zu dem Wichser vor mir.Im Hintergrund konnte ich Aría weinen hören, doch Javier war genau so vor mir platziert, dass ich sie nicht sehen konnte.
Vielleicht war es sogar besser so. Wenn ich sonst ihr trauriges Gesicht gesehen hätte, wäre ich nicht so stark geblieben.„Es wird nie jemand erfahren, dass ich eine Tochter habe. Denn ich werde euch beide umbringen und euch so entsorgen, dass es aussah, als ob es euch gar nicht gegeben hätte. Doch bevor das passiert, möchte ich noch etwas meinen Spaß haben und die Show genießen."
Er trat von mir weg, nahm einen Stuhl, der an der rechte Seite war und stellte ihn hinter mir ab. Die Männer, welche mich immer noch festhielten, drückten mich mit Kraft darauf und hielten mich so lange fest, bis ich ebenfalls, wie Aría gefesselt war. Die Seile fraßen sich in meine Haut hinein und ließen die Stelle ekelhaft brennen.
Nun kam Javier wieder vor mir zum stehen und sah auf mich herab, als wäre er der Gewinner der ganzen Spiels. Doch das wird er nicht. Wenn ich es nicht schaffe, dann jemand anderes. Und Aría wird er auch nicht töten. Dafür werde ich schon irgendwie sorgen.
Er zeigte wieder sein hässliches Grinsen und legte seinen Zeigefinger auf die Lippe.
„Schweigen und genießen", waren seine letzten Worte, bevor er wieder mit voller Wucht ausholte und mir diesmal in den Magen boxte.
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Eigentlich hatte ich gar keine Kraft mehr weiter zu schreiben, doch es war so spannend, dass ich musste.❤️😅Es werden nicht mehr viele Kapitel geben, bis das Buch beendet ist. Denkt ihr es wird ein Happy End geben?
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Brennende Seelen
Romantizm**ABGESCHLOSSEN** Aría ist 20 Jahre alt und lebt mit ihrem Vater in einer kleinen Wohnung. Auf dem Weg in ein besseres Leben trifft sie immer wieder auf den mysteriösen Hadrian. Was sie nicht weiß: Er ist auf einer Mission. Beide kämpfen für ihren...