„Kommst du?", hörte ich Hadrian von der anderen Seite der Tür rufen. Ich zog mir gerade andere Klamotten an, die er mir gegeben hatte, da wir spazieren wollten. Naja, eigentlich zwang mich Hadrian an die frische Luft zu gehen, da Mitat das so angeordnet hatte.
Genervt schnaufte ich aus. Selbst diese Klamotten waren mir zu groß, obwohl er extra geschaut hatte mir kleinere zu geben. Zum Glück ist hier kein Spiegel. Außerdem war es draußen schon dunkel, weswegen mich sowieso niemand wirklich sehen würde.
Irgendwie freute ich mich mit Hadrian raus zu gehen. Auf der einen Seite, da ich endlich an die frische Luft kam und auf der anderen Seite, da ich mit ihm Zeit verbringen konnte. Er war irgendwie anders zu mir, nachdem Mitat gegangen war. Hadrian achtete auf mich und versuchte mich zum Lachen zu bringen. Wir beide redeten kein Wort über das Geschehene, was auch gut so war. Dafür war ich ihm wirklich dankbar. Aus diesem Grund ging ich auch mit einem leichten Lächeln aus dem Zimmer und sah Hadrian, wie er an der gegenüberliegende Wand lehnte und auf mich wartete.
Als er mich bemerkte, musterte er mich wieder. Dieses Mal sagte er aber nichts. Er stößte sich von der Wand und ging, gefolgt von mir, in Richtung Haustür.Als wir aus der Wohnung waren, steuerte Hadrian auf den Aufzug zu. Sofort wurde ich panisch und suchte hektisch nach einem Treppenhaus. Zum Glück konnte ich aber auf der anderen Seite des Ganges das Schild mit den Treppen erkennen, weswegen ich mich wieder entspannte.
Hadrian betätigte den Knopf für den Aufzug und drehte sich um. Erst dann merkt er, dass ich ihm nicht mehr gefolgt war.„Was ist los?", fragte er mich verwundert und stellte sich zwischen den Türen des Aufzuges, damit diese sich nicht wieder schlossen.
„Ich gehe lieber über die Treppe nach unten", stammelte ich peinlich berührt.
„Du kannst ja mit dem Aufzug fahren und wir treffen uns einfach unten", sprach ich weiter und lief langsam auf das Treppenhaus zu.„Jetzt sag bloß, du hast Angst vor Aufzügen?!", zog er mich lachend auf. Ich fand das ganze aber gar nicht zum Lachen.
„Ich habe einfach schlechte Erfahrungen damit, okey? Außerdem ist Treppen laufen viel gesünder", sprach ich nun rechthaberisch, um von meiner Phobie ablenken zu können.
Hadrian überlegte einen Moment ehe er seine Lippen aufeinander presste und mir nickend zustimmte.
„Okey, dann gehen wir eben zu Fuß." Hadrian ging aus dem Aufzug und kam mir entgegen.Zuerst war ich leicht geschockt, da ich nicht dachte, dass Hadrian mit mir mitgehen würde, doch dann lächelte ich zufrieden und gemeinsam gingen wir die insgesamt fünf Stockwerke nach unten. Es dauerte etwas, bis wir ankamen, da ich mich durch die Verletzungen nicht schnell bewegen konnte. Doch Hadrian erwies sich als ausnahmsweise geduldig.
...
Seit mehreren Minuten liefen wir beide schon in der Gegend umher. Obwohl ich eher Hadrian hinterher ging, da ich mich in dieser Stadt nicht auskannte. Gerade liefen wir in einen kleinen Park. Da es schon dunkel war, waren nicht mehr so viele Menschen hier.
Der Weg wurde in regelmäßigen Abständen von Laternen beleuchtet. Es war schön hier, doch alleine würde ich hier nicht Langlaufen wollen.
Durch die vielen Büsche und Bäume raschelte es alle paar Sekunden, in denen ich versuchte nicht panisch zu werden. Unauffällig ging ich langsam näher zu Hadrian. Er wusste sich zu verteidigen, sollte etwas passieren.Allerdings konnte ich den Mann neben mir einfach nicht einschätzen. Er konnte gemein aber auch, wie heute, super lieb sein. Ich konnte aber nicht einschätzen, was er im Moment dachte und das nervte mich. Laut atmete ich aus und setzte mich auf eine Bank, am Rande des Weges.
„Was ist los, Aría?", fragt er nun und stand vor mir.
„Darf ich dich was fragen?", stammelte ich gleich darauf los und fing mal wieder an, mit meiner Finger zu spielen. Als Antwort nickte er mir nur leicht zu und wartete bis ich weiter sprach.
„Warum bist du eigentlich so nett zu mir?", stellte ich endlich die Frage, die sich in meine Gedanken gesetzt hatte. Ich konnte es einfach nicht verstehen. Warum war so nett und half mir? Ich bin doch nur eine Last.
Diese Gedanken schmerzten und irgendwie hatte ich Angst vor der Antwort von ihm. Warum gab ich ihm auch eine Vorlage, damit er mich verletzen konnte?Ich senkte meinen Kopf und wartete, dass Hadrian mich beleidigen oder verspotten würde, dass er zugegeben würde nur so nett zu sein, damit ich ihn mochte und er mich ausnutzen konnte oder ähnliches. Doch es kam keine Antwort, weswegen ich wieder zu ihm aufsah.
„Willst du mich verarschen, Aría? War die Frage ernst gemeint?", fragte er nun sauer und setzte sich dicht neben mir auf die Bank. Ich sah immer noch auf die Stelle, wo er gerade noch stand. Es war mir unangenehm, doch ich musste die Frage einfach stellen.
„Sieh mich an, Aría!", sprach Hadrian wieder etwas leiser. Widerwillig drehte ich meinen Kopf zu ihm und sah in seine dunklen Augen, welche durch die Straßenlaterne glitzerten.
„Warum sollte ich nicht nett zu dir sein?", fragte er nach und sah mich erst an. Leicht schüttelte ich meinen Kopf.
„Ich weiß nicht..." Eine kurze Stille entstand. „Ich nerve dich doch total und ..."
„Wer sagt, dass du mich nervst?", unterbrach er mich und schüttelte ebenfalls, wie ich vorhin, den Kopf.
„Nur du alleine versuchst dir das alles einzureden. Bist du eigentlich mal auf den Gedanken gekommen, dass ich dich mag?", stellt er mir die Frage, über welche ich tatsächlich noch nie nachdachte.Warum auch? Warum sollte er mich mögen? Das ging nicht in meinem Kopf hinein. Als Antwort schüttelte ich meinen Kopf und sah ihn an.
„Ja, dann setz es jetzt in deinem Kopf, Aría! Ich will gar nicht wissen, was du mit deinem Vater durchmachen musstest aber du musst akzeptieren, dass es Leute gibt, die dich mögen", redete Hadrian sanft und legte seine Hände an meine Wangen.
Ich genoss die Berührung, weswegen ich meine Augen schloss. Ich merkte, wie mir durch seine Worte die Tränen in die Augen schossen. Geräuschlos flossen sie langsam meine Wangen hinunter.
„Irgendetwas in mir will mir aber sagen, dass du lügst. Dass ich es nicht wert bin gemocht zu werden", gab ich ehrlich zu und öffnete wieder meine Augen. Leicht weiteten sich seine bei meinen Worten.
„Nein!"
„Nein, das darfst du dir nicht einreden! Hörst du? Du bist perfekt so wie du bist. Und vor allem hast DU es verdient glücklich zu sein. Ich mag dich Aria, sogar sehr und ich bin zu 100% ehrlich zu dir. Das verspreche ich", bemerkte er und ließ seine Hände noch immer an meinen Wangen. Mit seinen Daumen strich er die Tränen weg. Seine Worte überraschten mich positiv und ließen mich leicht zum Lächeln bringen.„Ich gebe dir jetzt ein Versprechen und das wirst du dir klar und deutlich in deinem Kopf setzen", sagte er ernst und blickte mir tief in meine Augen.
Plötzlich merkte ich, wie sich die Atmosphäre zwischen uns veränderte. Hadrian rutschte noch näher zu mir und blickte mit seinen fast schwarzen Augen, abwechselnd von meinen Lippen zu meinen Augen. Als ob er mich still nach Erlaubnis fragen würde. Langsam lehnte er sich zu mir bis sich seine Lippen vorsichtig auf meine legten. Beide schlossen wir unsere Augen und bewegten unsere Lippen im Einklang.
Es fühlte sich wie ein Explosionen in mir an, so schön war es. Mein Herz fing vor Freude an, wie wild gegen meine Brust zu schlagen. Ich fühlte mich leichter, als ob die ganze Last von mir plötzlich verschwunden war. Ich hielt mich an seinem Sweater fest und wollte auf keinen Fall, dass dieser Moment zu Ende ging. Das erste Mal spürte ich das Gefühl von Geborgenheit und ich wusste, dass ich nun süchtig danach war.
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Guten Morgen❤️
Wie findet ihr das Kapitel? Ich würde mich auf jeden Fall über eure Meinung und natürlich auch votes freuen😇😇Kleiner Spoiler zum nächsten Kapitel:
Es wir ein POV von Hadrian und er wir eine schockierende Nachricht erfahren...
Seid gespannt❤️
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Brennende Seelen
Romance**ABGESCHLOSSEN** Aría ist 20 Jahre alt und lebt mit ihrem Vater in einer kleinen Wohnung. Auf dem Weg in ein besseres Leben trifft sie immer wieder auf den mysteriösen Hadrian. Was sie nicht weiß: Er ist auf einer Mission. Beide kämpfen für ihren...