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Mittlerweile hatten wir es Samstag Nachmittag. Gerade machte ich mich für die Arbeit in der Bar fertig. Am Wochenende arbeitete ich abends immer dort. Normalerweise hätte ich gestern schon dort gejobbt aber da wurde mir frei gegeben. Ich gab mir nicht viel Mühe für mein Outfit, da ich zu Rabea ging und mich dort erst richtig „schick" machte. Da die Bar am Abend zu einem Club wurde, sollten wir uns auch etwas eleganter anziehen und dafür hatte meine einzige Freundin die perfekten Klamotten.

Nach der Drogen-kauf-Aktion vor ein paar Tagen ist nicht mehr viel passiert. Ich arbeitete im Restaurant und versuchte so lange es mir möglich war dort zu bleiben, um nicht meinen Vater zu begegnen. Meiner Kopfhaut ging es mittlerweile besser aber dennoch hatte er sein Gesicht endgültig vor mir verloren. Außer dass es mich ein paar mal angeschrien hatte, da eine Antwort meinerseits nicht sofort kam, hatte er mir nicht mehr weh getan.  Trotzdem bekam ich bei jedem Gespräch mit ihm Angst, dass er plötzlich durchdrehen würde.

Ich hoffte einfach nur, dass es nicht mehr allzu lange dauerte bis ich ihn endlich verlassen kann. Wenn es soweit ist möchte ich ihn nie wieder sehen. Er sollte schauen alleine klarzukommen ohne dass ich ALLES für ihn machte. Ich hatte einfach keine Kraft mehr. Auch wenn mein Traum bis jetzt noch nicht zum greifen nahe war, werde ich weiter kämpfen.

Ich packte schnell noch meine Sandalen, welche man an den Beinen nach oben schnüren konnte, in meine Tasche und verließ daraufhin die Wohnung. Viel mehr benötigte ich nicht, da Rabea alles zu Hause hatte.
Ich war schon oft bei ihr. Sie besaß eine schöne zwei Zimmerwohnung in einem relativ ruhigen Viertel, welches ungefähr 10 Minuten zu Fuß von meinem Heim entfernt war. In meiner Gegend merkt man, dass die Leute die hier lebten kein Geld besaßen. Die Wohnungen waren heruntergekommen und die Straßen waren einfach nur verdreckt. Zwar war es nicht so schlimm, wie da, wo ich mich mit dem Dealer getroffen hatte. Allerdings war meine Gegend nicht mehr weit davon entfernt.

Wenn ich zu Rabea ging, merkte ich wie glücklich ich wurde. Es fühlte sich jedes Mal so an, als ob ich aus dem schwarz-weiß Film für eine kurze Dauer entfliehen konnte und in eine viel farbenfrohere Welt stieg.

Bei ihr waren die Straßen einigermaßen sauber, die Blumen blühten und alles hier war einfach fröhlicher. Die Laune konnte hier nur gut sein.

Vor der großen Haustür blieb ich stehen. Der orangene Wohnblock, in dem sie lebte, wurde vor ein paar Wochen erst frisch gestrichen. Ich suchte ihre Klingel und drückte zweimal darauf. Das machte ich immer, damit sie wusste, dass ich es war.

Nach kurzem warten ertönte ein schrilles Geräusch, welches mir zeigte, dass ich hinein konnte. Rabea wohnte im vierten Stock. Sie hatte zwar einen Aufzug, doch den mied ich gekonnt, da ich in diesen schon mal stecken geblieben war und seither Panik vor diesen Käfigen hatte.

Als ich endlich oben ankam, musste ich erst einmal tief durchatmen. Es fühlte sich jedes Mal an, als wäre ich einen Marathon gelaufen. Die Tür zu ihrem Reich war angelehnt, doch ich wartete noch bis mein Puls sich beruhigte.

Nach der Verschnaufpause betrat ich die Wohnung, streifte meine Sneaker von den Füßen und suchte sie erst einmal. Ihre Wohnung war wirklich schön. Sie passte einfach genau zu ihr. Die meisten Möbel waren Anthrazit mit silbernen Details. Durch die weißen Wände wirkten die Zimmer aufgrund der Ausstattung nicht zu düster.             Allerdings besaß Rabea hier viele Besonderheiten. Ihr Hobby war das Malen. Überall waren Leinwände mit bunten Zeichnungen egal ob klein oder groß. Ich liebte es diese anzusehen und nachzudenken, warum sie genau auf dieses Motiv gekommen war. Durch die Gemälde erschiene ihr zu Hause lebendiger. Sie war wirklich talentiert. Leider hatte ich diese Gabe nicht, egal wie oft ich es versucht hatte. Selbst ein Strichmännchen sah bei mir einfach schrecklich aus.

Nachdem ich Rabea nicht in der Küche und im Wohnzimmer fand, konnte ich sie schließlich im Bad ausfindig machen.

„Heiii, wie geht es dir? Hast du dich wieder erholt?", kam es auch gleich von ihr.
Sie ging auf mich zu und umarmte mich zur Begrüßung. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen.

„Hey, ja mir geht es schon besser und bei dir so?"
Fast hätte ich vergessen, dass ich ihr ja letztens geschrieben hatte, dass es mir nicht so gut ging. Was allerdings gelogen war.

„Du weißt doch mir geht es immer gut", scherzte sie und zwinkerte mir zu.

Sie strahlte mich an. Ihre braunen Haare, welche bis zu den Schultern gingen, hatte sie in Wellen gestylt. Ihre vollen Lippen wurden in einem kräftigen rot geschminkt. 

„Du wirst heute wunderschön aussehen, Arí!", verkündete die Braunhaarige und eilte aus dem Badezimmer. Sie war die einzige die mich Arí nennen durfte.
Zurück kam sie mit einem Royal blauen Kleid, welches einen sofort in die Augen stach. Rabea hielt es, auf einem Bügel hängend, in die Höhe und grinste mich an.

„Soll das etwa mein Kleid für heute sein?", fragte ich geschockt, da es wirklich atemberaubend war.

„So kann ich doch nicht arbeiten. Das ist viel zu auffällig!"

„Arí, spinnst du? Natürlich ziehst du es an! Man kann nie genug auffallen und außerdem ist es wie für dich gemacht! Na los, du schminkst dich jetzt und danach wirst du da rein schlüpfen!", ordnete sie an und übergab mir das Kleid.

Es war wirklich sehr auffällig doch protestieren ging bei Rabea nicht und wenn ich ehrlich war, wollte ich es sogar tragen. Ich hing es auf damit es nicht zerknitterte und gemeinsam machten meine Freundin und ich uns für die Bar fertig!

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Heii, ich weiß so spannend ist dieses Kapitel nicht geworden aber dafür das Nächste...😍

Brennende SeelenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt