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Es war nicht wie erwartet Hadrian, sondern ein blonder Mann. Er war, wie Hadrian letztens, auch dabei gegen den Boxsack zu kämpfen. Als er mich sah weiteten sich seine Augen.

"Hei. Alles ok bei dir? Was ist passiert?", fragte der Mann gleich besorgt und humpelte schnell auf mich zu. Vor Schreck wich ich ein paar Meter nach hinten. Er war jung, hatte blonde Locken und war relativ groß. Ich kannte ihn nicht.

Die Situation war mir mehr als nur unangenehm. Eigentlich hatte ich mit einer anderen Person gerechnet.

"Wo ist Hadrian?", stellte ich schüchtern meine Frage und ignorierte seine Worte.

"Hadrian? Er ist nicht da.", gab er als Antwort zurück und studierte mein Gesicht besorgt, weswegen ich meinen Kopf senkte und auf den Boden sah. Laut seinem Blick zu urteilen sah ich nicht gut aus. Es war mir so peinlich. Ich fühlte mich so schlecht und vor allem erbärmlich.

Nun hatte ich keine Hoffnungen mehr. Meine Möglichkeit, hier für eine Nacht zu bleiben, hatte sich in Luft aufgelöst. Für einen kurzen Augenblick schloss ich meine Augen. Ich war verloren.

Ohne weiter mit ihm zu reden, drehte ich mich um und humpelte, wie er vorhin, davon.

"Warte", kam es auch gleich wieder etwas lauter von dem Lockenkopf. Ich blieb stehen aber drehte mich nicht zu ihm um.

"Ich kann ihn anrufen, wenn du willst. Warte einen Moment", entgegnete er nun wieder sanft.

Ich nickte nur stumm als Antwort. Kraft zum Reden hatte ich in diesem Moment nicht. Ich merkte, wie ich immer schwächer wurde.

Hadrians POV:

Gerade war ich dabei mit einer Latina rumzumachen, als ich hörte, dass mein Handy in der Hosentsche klingelte. Genervt lies ich von der Schwarzhaarigen ab, welche gleich mit ihren fake Lippen einen Schmollmund zog, nahm mein Smartphone heraus und ging von ihr weg. Erst als ich aus dem Club raus war ging ich ran. Es war Logan.

"Was los?", fragte ich ihn ungeduldig und hielt mein Handy ans Ohr.

"Hadrian hier ist eine Frau, die nach dir fragt. Sie... wie soll ich es sagen...?", stammelte Logan an der anderen Leitung.

"Ja was jetzt?", fragte ich ihn, da er einfach nicht weiter redete und verdrehte meine Augen. Kommt er auch mal zum Punkt? Ich nahm mir mit meiner freien Hand meine Zigarettenschachtel aus der Hosentasche und zündete mir eine an. Fest zog ich an dem Scheißteil, was ich eigentlich so sehr hasste.

„Ich glaube sie wurde verprügelt", flüsterte Logan nun. Oh nein!

Nach diesem Satz wusste ich sofort wer es war. Aría.

„OK. Pass auf sie auf und lass sie nicht gehen! Ich bin gleich da!", gab ich ernst von mir und legte auf.
Sofort schmiss ich die fast noch ganze Zigarette zu Boden und tritt sie aus. Schnell ging ich noch einmal zum Club und bezahlte. Es war mir egal, dass ich eigentlich mit wichtigen Geschäftsmännern hier war. Ich würde einfach einen neuen Termin mit Ihnen ausmachen, denn ich wusste, dass Sie mir am Arsch kleben würden bei dem Deal, den ich mit Ihnen vereinbaren würde.

Ich hatte gar nicht gemerkt, dass Aría nicht mehr da war, weil ich so sauer auf sie war. Man, ich hätte mehr acht geben sollen.

Eilig ging ich zu meinem Auto und fuhr rasend davon. Ich hatte zwar etwas Alkohol getrunken, doch zum Autofahren war ich definitiv noch nüchtern genug.

Mit einer Vollbremsung brachte ich meinen Wagen nach ein paar Minuten vor der Halle zum stehen. Hastig stieg ich aus und lief in das Innere der Halle. Mit dem Rücken zu mir gewandt stand sie, wie verloren, in der Halle.

„Aría?", fragte ich sie sanft und ging weitere Schritte auf sie zu. Langsam drehte sie sich in meine Richtung und lächelte gequält erleichtert. Meine Augen wurden groß. Oh mein Gott! Wer hat ihr das angetan? Ihr ganzes Gesicht war gerötet und Blut klebte von ihren linken Stirn bis hin zur Wange. Ihre Haare waren zerzaust, als hätte man daran gezogen. Das Kleid, welches sie trug, war auch nicht mehr so sauber und glatt, wie ich es im Club gesehen hatte.

Als sie meinen Blick bemerkte, vielen sofort ihre Mundwinkel wieder nach unten. Ich versuchte mir nicht weiter anmerken zu lassen, wie geschockt und jetzt auch wütend ich war. Einen halben Meter vor ihr blieb ich stehen und sah in ihre leeren Augen. Sie hatten keinen Glanz mehr, sondern waren einfach nur noch leer.

„Wer hat dir das angetan?", flüsterte ich ihr zu. Vorsichtig legte ich meine beiden Hände an ihre Wangen. Von der Berührung zuckt sie leicht zusammen, ließ sie aber zu. Diese Frau war total verängstigt. Ich musste mich beherrschen nicht vor Wut auf die Person, die ihr das angetan hatte, zu platzen.
Um mich zu beruhigen zog ich die Luft tief in meine Lungen.

Aria antwortete mir nicht, sondern blickte mir einfach nur in die Augen. Ein paar Tränen sammeln sich und liefen rasch ihre Wange hinunter. Jetzt konnte sie nicht mehr stark sein. Mit meinem Daumen versuchte ich die Tränen aufzufangen, doch es kamen sofort erneut welche. Sie war so geschockt und paralysiert, dass sie nicht antworten konnte. Ich schloss die Lücke von unseren Körpern und nahm sie in meine Arme. Meine Hand ruhte sanft auf ihrem Kopf, die andere hielt sie fest, dass sie nicht zusammen brach.

Sofort schluchzte Aría laut auf und begann heftig zu weinen. Sie klammerte sich mit ihren Händen fest an meinem Hemd. Ich war froh, dass sie zu mir gekommen war. Ich würde sie beschützen.
Mein Herz schmerzt etwas sie so zu sehen. Noch nie war ich einer Frau so nahe ohne Sex oder jeglicher Art mit ihr zu haben. Es fühlte sich allerdings gut an, die zierliche Schönheit bei mir zu haben.
Dieses Gefühl macht mir etwas Angst, da ich so etwas nicht kannte oder jemals gespürt hatte. Auch wenn ich sie kaum kannte, war Aria mir nicht egal . Sie war die erste Frau, bei der es mir wichtig war, zu wissen, wie es ihr ging. Ich war zu allen Menschen kalt und scheiße, doch bei ihr konnte ich es nicht. Auch wenn sie mich manchmal wütend machte, aus meinem Kopf bekam ich sie nicht mehr. Nachdem ich letztens ihre blaue Wange entdeckt hatte, grübelte ich seither jeden Tag, woher sie das haben könnte.

Aría hörte gar nicht mehr auf zu weinen, doch ich sagte nichts. Sie sollte den Schmerzen hinaus lassen und ihn nicht in sich hineinfressen, so wie ich damals, denn dass würde sie nur noch mehr kaputt machen. Ich sprach aus Erfahrung.

Brennende SeelenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt