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Zwei Wochen später

Mit einem mulmigen Gefühl ging ich die Straßen Spaniens entlang. Heute war es soweit. Ich werde wieder wie gewohnt zur Arbeit gehen. Ich war noch nie krank. Aus diesem Grund war es komisch, mich heute für den Club wieder schick zu machen. Ein Kleid wollte ich definitiv nicht tragen. Ich entschied mich deshalb für eine schwarze skinny Jeans und eine elegante schwarze Seidenbluse. So fühle ich mich richtig wohl.

Vor Aufregung war ich ich schon viel zu früh losgegangen, weswegen ich nun etwas langsamer ging. Währenddessen versuchte ich mir den Weg zu merken, so dass ich ohne Google Maps wieder zu meinen momentan neuen zu Hause finden konnte. Hadrian hatte auch heute Mittag angeboten, mich zu fahren, doch das wollte ich nun wirklich nicht. Er sollte sich nicht jedes Mal wegen mir einen Mehraufwand machen. Außerdem tat mir die frische Luft gut. In den letzten zwei Wochen war ich noch oft mit Hadrian oder auch mal alleine spazieren. Es tat mir gut und ich konnte in ruhe meine Gedanken sortieren.

Ich merkte, wie sich bei jedem weiteren Schritt die Aufregung in mir breit machte. Nach so langer Zeit sehe ich endlich Rabea wieder. Ich habe sie und ihre Art vermisst. Ich hoffe sie ist nicht böse auf mich, dass ich mich nicht bei ihr gemeldet habe aber ich habe einfach meine Ruhe gebraucht. Falls sie mich aber fragen sollte, weswegen ich nicht zur Arbeit gekommen bin, muss ich sie anlügen. Ich ertrage es nicht noch einmal über das ganze Thema zu reden.

Ich möchte endlich neu anfangen und habe auch das Gefühl, dass es endlich Berg auf geht. Ich möchte meine Vergangenheit hinter mich lassen und endlich das Leben genießen.

Vor allem möchte ich die Zeit mit Hadrian verbringen. Ich habe mich Hals über Kopf in den Mann mit den schönen schwarzen Augen verliebt. Ich wollte einfach nicht mehr ohne ihn sein. Ich hätte niemals gedacht, dass ich mich in ihn verliebe. Er ließ mich der Mensch sein, der ich auch wirklich war. Ich hatte fast aufgegeben und wollte mein Leben so hinnehmen, wie es war. Doch Hadrian holte mich aus diesem Loch, in welches ich immer fiel.

Mit einem Lächeln auf den Lippen und einem nervös schlagendem Herzen stand ich nun vor der Bar. Jetzt ist es wohl wieder soweit. Ich öffnete die Tür und trat in das Innere hinein. Wie zu erwarten hatte sie sich kein Stück verändert. Alle Gläser standen an ihren gewohnten Plätzen. Die Bar wurde wie immer von gemütlich warmen Lichtern erhellt. Es war schön wieder hier zu sein. Auch wenn ich hier nur am Wochenende arbeitete, war diese immer noch meine Lieblingsarbeit. Könnte auch eventuell daran liegen, dass ich hier mit meiner besten Freundin arbeiten konnte und die Chefin einfach super nett ist und nicht wie Ramón, der Miesepeter. Zum Glück war mein erster Tag in der Bar und nicht im Restaurant.

"Aríaaaa!!!", brüllte auch schon meine beste Freundin überrascht durch den ganzen Raum. Mit einem Besen in der Hand ging die braunhaarige die Treppen zur VIP-Lounge hinunter, stellte ihn an der Theke ab und kam danach grinsend auf mich zu. Ich konnte es ebenfalls nicht vermeiden zu lächeln.

"Du lebst also doch noch. Wollte schon eine Vermisstenanzeige aufgeben. WO warst du?", quasselte sie auch gleich wieder darauf los und umarmte mich währenddessen. Zum Schluss hin wurde sie ernster und ich konnte es ihr auch nicht verübeln.

Langsam begann ich wieder etwas nervös zu werden. Ich hasse es einfach zu lügen.

"Tut mir leid. Ich war krank und konnte nicht an mein Handy gehen", entschuldigte ich mich kleinlaut und sah etwas unbeholfen zu Boden. Damit meine Lüge nicht auffliegen konnte, vermied ich den Blickkontakt zu ihr. Rabea war schon immer eine ehrliche und offene Person, als im vergleich zu mir. Aus diesem Grund fiel es mir noch schwerer.

Schlechtes Gewissen machte sich wieder in mir breit. Nur noch ein letztes Mal musste ich sie anlügen. Bald werde ich es aber nicht mehr müssen. Ich werde nicht mehr zu spät zur Arbeit kommen, weil ich keine Erledigungen für meinen Vater tätigen muss. Ich werde nicht mehr Angst haben müssen, dass andere meine blauen Flecken sehen könnten. Ich werde nicht mehr überlegen müssen, welche ausreden ich mir als nächstes einfallen lassen müsste. Und vor allem werde ich keine Angst mehr haben, nach Hause zu gehen.

"Ich hoffe das machst du nicht wieder mit mir. Und wenn doch, schleife ich dich höchst persönlich aus deiner Wohnung", mahnte meine beste Freundin und zog dabei ihre Augenbrauen nach oben, um somit ernster zu wirken.

Langsam bildete sich aber wieder ein Lächeln auf ihren Lippen.

"Naja, egal. Endlich bist du wieder da. Es gibt so viel, dass ich dir erzählen muss!", strahlte sie plötzlich, packte mich leicht am Arm und zog mich zur Bar.

Kichernd schüttelte ich meinen Kopf. Ich hatte sie vermisst.

"Du kennst doch noch den blonden Typen, von dem ich dir erzählt habe...


POV Hadrian
(Währenddessen bei Hadrian)

"WER   WAR    ES?", schrie ich betont langsam und sah Logan entgegen, der ein paar Meter vor mir stand. Wir standen in der Boxhalle. Um uns herum mindestens fünf Leichen. Es waren meine Männer. Meine Männer, die alle jeweils mehrere Schusswunden am Körper trugen. Bei jedem einzelnen wurde zusätzlich die Kehle durchgeschnitten. Es sah hier sehr übel aus. Überall war Blut. An den Wänden, an den Möbeln, am Boden einfach über all. Es waren unschuldige Männer, die für mich Drogen verkauft hatten und nun ermordet wurden.

Ich hatte zwar schon öfter Männer verloren, die durch eine Auseinandersetzung mit anderen Clans gestorben waren, doch so etwas, wie es sich hier abgespielt hatte, gab es noch nicht. Meine Männer wurden brutal zugerichtet.

Doch eins steht fest: Diese Tat war geplant.

Logan war so schockiert, dass er mir nicht antwortete, was mich allerdings nur noch wütender machte.

Meine Wut stieg ins unermessliche, weswegen ich meine Hände zu Fäusten ballte, damit ich hier nicht alles kaputt schlagen konnte.

"LOGAN!", brüllte ich ihn noch mal an, damit er mir endlich eine Antwort gab. Gespannt sah ich dem Lockenkopf entgegen.

Leicht schreckte er zusammen und ließ sich endlich aus seiner Starre befreien.

"Es kann nur einen geben, der so mordet. Das weißt du", erwiderte er kleinlaut und sah sich das Chaos nochmal genauer an.

Langsam bückte er sich zu Gael, einer der toten Männer am Boden. Vorsichtig streckte er seinen Kopf nach hinten, um sich die Schnittverletzung nochmal genauer anzusehen. Ich tat es ihm gleich.

Logan nickte als Bestätigung für seine Gedanken, welche er im nächsten Moment auch gleich laut aussprach. Ich wusste, was jetzt kommen würde, doch ich wollte es am liebsten nicht hören.

"Es waren die Aaloraz."

Damit wurden auch meine Gedanken bestätigt. Es gab nur einen Clan, der so mordete. Und zwar sie: Die Aaloraz.

So eine Tat hätte ich mit diesen Männern machen müssen und nicht sie mit meinen.

"Ruf alle unsere Männer und die anderen Clans zusammen. Die Zeit ist gekommen. Wir werden jeden einzelnen von den Aaloraz töten", forderte ich mit puren Hass in meiner Stimme auf und sah dabei in die leeren und offenen Augen von Gael.

Kein einziger soll mehr von ihnen am Leben bleiben. Das ist das einzige, womit in meine Schwester Letizia und nun auch ein paar meiner Männer in Frieden ruhen lassen kann.

Ich habe es sowieso schon viel zu lange hinausgezögert, etwas zu tun. Doch jetzt kann ich nicht mehr einfach nur zusehen. Jetzt werde ich endlich meine Rache bekommen.

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Es wird spannend!!!🫣😍

Brennende SeelenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt