𝟚𝟠. ℙ𝕆𝕍: 𝔸𝕟𝕥𝕠𝕟

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"Was glaubst du eigentlich wer du bist?", ich zog sie an den Handgelenken ins Haus. Wir standen in der Küche. Wir kehrten dem heiteren Treiben den Rücken zu. Aus der Glasfront heraus sah ich, wie meine Kunden und die Mädels sich gegenseitig bespaßten. Ich war darüber sehr froh, hätte Rumi einen tödlichen Fehler nicht begannnen.

Sie wollte mich vorführen. Dabei war es genau andersherum gedacht. In ihrer Aufmachung sah sie fast meiner Schwester ähnlich. Mit ihrem dunkelroten Lippenstift, den riesigen Diamantohrringen und diesem überdimensionialem Collier um ihren Hals. Das war unangemessen. Es machte mich rasend. Auch dieses Kleid an ihr. Mir ging es nicht mal ums Geld. Ich hätte ihr die Belohnung gegönnt, wenn sie etwas anderes von dem Geld bestellt hätte. Irgendetwas an ihrer Aufmachung störte mich immens.

Sie klimperte mich mit ihren schwarzen, langen Wimpern an. Sie blickte verwirrt.
"Glaubst du, weil ich dir ein paar Aufgaben gebe, bist du du nun die Царица dieses Hauses?", fragte ich sie empört. Meine Wut nahm überhand. Ich packte ihr Kinn. Sie ist in ihren Schuhen nur noch einen Kopf kürzer als ich. Ich schiebe ihren Kopf direkt unter meinen.

"Ich habe getan, was du von mir verlangt hast.", begegnete sie mir trotzig. Ihr Blick wurde düster. So als hätte ich ihr die Tour vermasselt und ja, genau das versuche ich gerade, Kleines!
"Ich habe alles organisiert, deine Kunden sind glücklich, die Mädels haben die Chance sich selbst zu verkaufen. Was willst du noch von mir?", zählte sie empört auf. Verstand sie es wirklich nicht? Ist sie so dumm? Ihre Augen funkelten mich frech an. Wie erlaubt sie sich mit mir zu sprechen?

"Manchmal habe ich das Gefühl, dass du denkst wir sind in einer Beziehung...", fing ich an. Sie fiel mir ins Wort: "Oh, aber das würde ja bedeuten, dass ich glaube, dass du lieben kannst. So dumm bin nicht einmal ich!", kicherte sie. Mit meiner anderen Hand holte ich aus und schlug ihr auf die Wange. Sobald man diesen Frauen nur ein wenig Macht gibt, glauben sie, sie seien etwas Besseres. Das muss ich korrigieren!
"Wir beide - wir sind keine Partner. Du stehst nicht neben mir. Du hast das Privileg unter mir zu stehen!", brülle ich. Mich stört es, dass sie mir bis zum Kinn reichte. Ich wollte auf sie herabschauen und sehen, wie sie mich mit ihren großen, braunen Augen von weit unten anschauen müsste. Stünden gerade keine Kunden um uns herum, hätte ich sie zu Boden geschubst und ihr die Knöchel gebrochen vor Wut.

"Du bist kein Stück besser, als die anderen! Du bist auch nur eine von denen!", ich zeige mit meinem Finger auf die Mädels, die sich draußen in der Sonne vergnügten.
"Mit dem einzigen Unterschied, dass nur ich dich ficken darf! Also schnapp dir deine Uniform oder das Fest ist für dich gelaufen!", bellte ich sie an. Von der Lautstärkte meiner Stimme übermannt, verstummte sie. Ihr Blick vermittelte mir, dass sie sich betrogen fühlte. Dabei hatte sie mich gerade betrogen. Und ihr niedergeschlagender Blick stellte rein gar nichts mit mir an. Sie tut mir leid bisschen leid. Das hat sie doch alles vorher geplant.

"Geh nach oben und zieh' diese Scheiße aus! Und überhaupt, wo ist dein крестик?", ich mustere sie spottend.
"Oben natürlich.", antwortete sie langsam und schüttelte nun gänzlich verwirrt den Kopf.
"Ich habe aber keine zwölfte Uniform bestellt.", gab sie kleinlaut zu und blickte auf ihre Schuhe. Oh wie sehr ich es liebe. Diese erniedrigende Erkenntnis in ihrer Stimme. Diese Einsicht. Ich sah ihre dichten Wimpern, die wie Fächer ihre braunen Augen bedeckten. Nun verstand sie es. Sie verstand, dass immer noch ich die Befehle in diesem Haus erteile.

"Umso besser!", brüllte ich. "Dann wirst du hier in 10 Minuten entweder komplett nackt auftauchen oder den Rest der Feier verbringst in der Küche mit einem tollen Blick auf die Terasse. Aber raus darfst du nicht!", sie entfachte meinen Zorn so sehr, dass ich das Gefühl hatte mein Herz springe mir gleich aus der Brust. Ich spürte, wie mein Gesicht rot anlief. Ich hakte meinen Zeigefinger unter ihr Kinn und riss ihr Gesicht erneut zu mir herauf.
Ihr Blick, der nur zu bemitleiden war, ließ mich brodeln. Sie tat nur so. Das war alles ein Schauspiel. In ihrem kleinen Kopf plante sie doch schon die nächste Verschwörung gegen mich. Genauso wie die Sache mit der Terasse. Ich gebe ihr ein einziges Limit in diesem Haus, und was macht dieses ungehorsame Ding? Sie spielt die wenige Macht, die ich ihr gebe so aus, dass sie mich übertrumpft. Nur ist das ganze hier kein Skat-Spiel, sondern hier geht es um das Gewinnen und Verlieren im realen Leben. Und ich gewinne immer!

Meine Augen streiften ihre bordeauxfarbenen Lippen. Es war die Farbe von dunklem Rotwein. Als hätte sie literweise davon getrunken. Es machte mich wahnsinnig. Meine Mutter liebte Rotwein. Vor allem Кагор. Wenn sie genug davon getrunken hatte, hatten ihre Lippen dieselbe Farbe. Rumjana blickte mich erwartungsvoll an, so als warte sie ehrfürchtig auf meine weiteren Anweisungen und auch diese falsche Unterwerfung war wieder nur gespielt. Sie spielte mit mir! Sie spielt mich aus! Sie glaubt, wenn sie so tue als ob, würde sie bei mir damit durchkommen und ich wäre seltener streng zu ihr. Das muss sofort aufhören! In meinem gesamten Körper sammelte sich dieser gewaltige Zorn und eine Sicherung brannte in mir durch. Ich spuckte ihr abfällig auf die Lippen, sodass sie  erschrocken zusammenzuckte. Mit Entsetzen in den Augen blickte sie zu mir herauf. Ihre Wimpern tanzten immer wieder auf und ab vor Verwirrung was gerade geschehen ist. Doch ich umfasste mit einer Handbewegung ihr Kinn und mit meinem weißen Ärmel wischte ich ihr über die Lippen, sodass nur noch eine schwache dunkelrote Schattierung auf ihnen lagen.
"Du siehst aus, als hättest du Blut geleckt!", rechtfertigte ich mich.
"Ab!", brüllte ich auf sie herunter und wies ihr mit dem Zeigefinger den Weg zur Treppe.

Sie schmollte und lief mit lautem, klackerndem Getrampel die Treppen herauf. Ich begab mich hingegen in die Glasgalerie, um Zigarren herunter zu holen. Diese hatte sie nämlich vergessen raus zu stellen.

Wütend zog ich an der Küche vorbei. Dort bemerkte ich einen Mann sitzen. Er musste all das mitgehört haben. Er kam mir bekannt vor. Nicht bekannt wie ein Kunde, sondern bekannt wie aus meiner entfernten Vergangenheit. Vielleicht bildete ich mir das auch ein? Ich erinnerte mich auch nicht an seinen Namen. Käme mir der Name auf der Warteliste jedoch verdächtig vor, hätte ich ihn nie eingeladen. Wurde ich paranoid? Wahrscheinlich lag es daran, dass ich immer noch außer mir vor Wut war.

Vielleicht übertrug ich die Wut, die Rumi gerade in mir entfachte auf diesen Mann und auf alles und jeden, der mir unterkam? Als ich mit der Kiste Zigarren wieder zur Terrase ging, war er verschwunden.

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Царица (Zariza) - Zarin / Kaiserin

Крестик (Krestik) - Kreuz-Anhänger

Кагор (Kagor) - orthodoxer Kirchenwein / Zeremoniewein

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Anton hat also eine Schwester...
Sollte Anton seinem Bauchgefühl lieber vertrauen?

⭐?



Elf treue Sklavinnen - und eine RumiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt