𝟜𝟞. ℝ𝕖𝕚𝕥𝕖𝕟 𝕝𝕖𝕣𝕟𝕖𝕟

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"Und?", fragte Anton wissbegierig und bedrängte Rumi in dem er auf sie zukam, sobald sie bei ihm im Büro angekommen war.
"Was und? Warum hast du mich so schnell zurückgepfiffen? Ich habe gerade herausgefunden, dass Nina und Robert Kindheitsfreunde sind.", erzählte Rumi und als sie den strafenden Blick von Anton auf sich spürte, fühlte sie sich noch beklommener als vorher. Robert war glücklicherweise nicht im Raum. Doch mit im Raum war diese angespannte Stimmung. Anton hatte das Talent seine schlechte Laune und seinen Stresspegel auf alle anderen auszulagern, sodass seine Anspannung in der Luft für alle Beteiligten zu spüren war und sich wie ein Nebel über das eigene Gemüt legte.

"Interessant.", antwortete Anton recht uninteressiert und machte eine nachdenkliche Geste. Er lief ein paar Schritte nach hinten und drehte ihr den Rücken zu.
"Gut, das reicht erstmal. Ich brauche dich nämlich noch für etwas anderes. Heute möchte ich eine kleine Raucherrunde machen. Ein guter Freund kommt mich besuchen und ich möchte nach dem Abendessen in der Glasgalerie die neuen Mädels um mich herum sitzen sehen. Bitte auch Nina. Sie soll gleich sehen was hier Sache ist und was von ihr erwartet wird. Und du wirst das vorbereiten.", seine angespannte Stimmung schlug in versteckte Vorfreude um.

"Ja, mache ich.", antwortete Rumi prompt und nickte zustimmend. "Soll ich den Humidor befeuchten und ein paar Rocky Patel nachlegen?", fragte sie eifrig. Dies war seine liebste Zigarrenmarke. Das hatte sie bemerkt, weil um die Zigarren herum immer eine schmückende Papierbinde umgelegt war. Viele davon fand sie in seinen Anzugjacken, wenn sie die Wäsche machte und am meisten waren es diese. 
"Ja genau und achte darauf, dass genügend Zigarrenschneider da sind und hole doch bitte aus der Kammer mehrere ungeöffneten Whiskeys. Aber nicht den in der weißen Flasche!", fügte er hinzu.

"Und die bestickten Servietten machen auch immer einen guten Eindruck. Kann sein, dass du sie vorher bügeln musst.", legte er nach. Das könnte ein stressiger Nachmittag werden. Was das wohl für ein Freund war, der sich die Mühe machte für einen Abend so weit herauszufahren?

"Wenn du weiterhin so gute Arbeit leistest, werde ich dich belohnen, Rumi.", lächelte er nun, drehte sich wieder zu ihr und kam ihr dabei unangenehm nahe. Seine Stimme wurde dunkel und geheimnisvoll und mit seinen Fingern strich er ihr eine Strähne von der Wange, die sich aus ihrem locker geflochtenem Zopf gelöst hatte. Bei diesem Satz läuteten in Rumi's Kopf alle Alarmglocken. Dabei konnte nichts Gutes bei rumkommen. Belohnungen waren Bestrafungen und Bestrafungen wurden zu Belohnungen. Die Spannung, die er mit seinem lüsternen Blick aufbaute wurde ihr schnell unangenehm, weshalb sie erneut das Thema wechselte bevor sich jede einzelne Zelle ihres Körpers mit Unbehagen füllte.
"Wenn du mich lässt, kann ich noch mehr herausfinden. Nicht, dass sie sich heimlich mit Robert verbündet.", lächelte sie voller Stolz und Tatendrang. Wie eine gute Soldatin verschränkte sie die Hände hinterm Rücken und drückte ihre Brust nach vorn um ihre Einsatzbereitschaft zu demonstrieren.

"Ich mach mir keine Gedanken um Robert.", wedelte er schnell ab.
"Ich mach mir Gedanken um dich. Ich sehe das zwar nicht, weil du früher aufstehst als ich, aber Robert berichtete mir, dass du dich früh morgens versteckst und heimlich weinst.", Anton's Stimme war streichelzart und hörte sich besorgt an. Wie hatte Robert ihm benachrichtigt? Mit Stift und Papier oder  sprach er mit Anton, weil sie dieses seltsame Vertrauensverhältnis haben?

Mit einem Handgriff umfasste er ihr Kinn und drückte es zu sich nach oben, sodass sie ihm in die Augen schauen müsste, sobald er seine nächste Frage stellte.
"Ist es wegen Stepan?", es war kaum herauszuhören, doch deutlich genug, damit Rumi den argwöhnischen Unterton in seiner Stimme bemerken konnte. Erneut fielen ihr Stepan's Worte ein. Und bei Gott - er hatte Recht. Dieser selbstverliebte Mann wollte alles und jeden aus ihrem Umfeld beseitigen und seine perverse Fantasie verwirklichen, dass es nur einen einzigen Mann in ihrem Leben geben könnte und das wäre er. Der Herr, der Schöpfer, der Mafiosi: derjenige, der über jeden Bereich ihres Lebens entscheidet. Rumi versuchte ihr Gesicht so ausdruckslos wie möglich zu halten und sich von seinem durchdringenden Blick zu befreien. 

Elf treue Sklavinnen - und eine RumiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt