Rumjana wurde von Serafim einen langen Gang entlang geführt. Als sie zum Ende des Flurs angelangten, öffnete sein Bodyguard eine Tür und in gemächlichen Schritten, trat Serafim in sein Büro. Es war ganz ähnlich wie das von Anton. Der helle Holzboden knarrte unter seinen Schritten, als er sich an seinen massiven Schreibtisch setzte, der wie bei Anton, fast mittig im Raum stand. Äußerst verwundert über die Ähnlichkeit, ließ sich Rumjana in einen dunkelblauen Sessel nieder, der vor seinem Schreibtisch stand. Der Bodyguard schloss die Tür von außen und die beiden blieben allein in der angespannten Stille sitzen.
Ein nervöses Kribbeln ging durch ihren gesamten Körper bei dem Gedamken, was er theoretisch mit ihr anstellen könnte. Hörte sie jedoch tiefer in sich hinein, verriet ihr Instinkt, dass Serafim überhaupt nicht gefährlich sei. Serafim setzte ein Lächeln auf. Ein falsches Lächeln. Ihm war anzusehen, dass er überaus genervt war, allerdings keineswegs ihretwegen. Die übergroße Lehne seines Bürostuhls verschluckte den athletisch gebauten Mann, der allerdings nicht besonders groß war. Er musterte diese Frau gründlich, die aufrecht und adrett vor ihm saß.
"Rumjana, ich weiß mehr über dich, als über Anton.", fing er seicht an zu erzählen. In seinem Stuhl, wippte er von links nach rechts.
"Wie kommt das?", fragte Rumjana freundlich und mit einem nervösen Lächeln auf den Lippen. Noch vor einigen Sekunden ließ Serafim deutlich raushängen, dass er die Kontrolle in diesem Haus hatte, doch hier – allein mit ihr in diesem Raum – schien er ihr auf Augenhöhe begegnen zu wollen. Entweder irrte sich Rumi gewaltig oder er spielte ihr etwas vor.
"Ich bin erst seit drei Jahren Kopf dieser Organisation. Mein Onkel, der Bruder meines Vaters, hat die Organisation hier geleitet bis so langsam sein armes Herz all den Trubel nicht mehr ertragen konnte. Ich weiß erst seit drei Jahren, wer meinen Vater ermordet hat.", seine Stimme wurde tiefer. Serafim war alles andere als Wortkarg mit ihr.
"Seitdem ich weiß, dass Anton meinen Vater getötet hat, suchte ich nach Mitteln und Wegen mich an ihm zu rächen.", gestand er offen und ließ sie, während er erzählte, keine Sekunde aus den Augen. Er fixierte sie mit seinem Blick, als könne er klebrige Fäden auswerfen wie eine Spinne. Seine Worte sollten sie umhüllen wie ein Kokon. Fest angewurzelt saß Rumjana in ihrem Stuhl und fragte sich, warum er denn plötzlich so redselig war.
"Ich versuchte so viel über diesen Mann herauszufinden, um die perfekte Rache zu planen, aber über sein Leben, nachdem er sich nach Weißrussland abgesetzt hat, war wenig bekannt. Vielleicht hatte ich auch sehr schlechte Quellen.", beim letzten Halbsatz schüttelte er einmal heftig seinen dunklen Kopf und senkte den Blick auf die Tischplatte, so als müsse er sich eingestehen versagt zu haben.
"Aber vor über einem Jahr kamst du ins Spiel und ich hörte sehr viel über dich. Über dich wird viel gesprochen, weißt du das?", fragte er und hob erneut seinen Blick an, damit ihm kein Detail entging. Während er Rumjana förmlich von oben bis unten studierte, wurde ihr dabei unwohl. Sollte sie das verunsichern? Was wusste er über sie? Was genau hatte er gehört? Rumjana schluckte und wollte das Wort ergreifen, doch Serafim kam ihr zuvor und er stemmte seine Arme auf der Tischplatte auf. Sein Oberkörper lehnte sich vor und schloss dabei die verschmälerte die bereits kurze Distanz zwischen ihnen.
"Ist Serafim doch gefährlich? Will er mir wehtun, um Anton weh zu tun? Das wäre wohl die beste Rache.", dachte Rumi heimlich.
"Mal davon abgesehen, dass Anton meinen Vater ermordet hat, möchte ich mit keinem Mann verhandeln über den ich absolut nichts weiß. Ich kann keinem Mann vertrauen über den anscheinend so wenig gesprochen wird. Das ist nicht klug.", sein Gemüt verfinsterte sich.Rumjana fiel etwas sehr Wichtiges auf: Serafim ist intelligent. Er sprach äußerst geschwollen und diplomatisch. Er sprach in Sprichwörtern und Weisheiten. Serafim ist aber viel zu jung, um diese Erfahrungen selbst gesammelt zu haben. Er war vielleicht ein paar Jahre älter als sie. Er hatte nicht einmal einen kompletten Bartwuchs.
"Ich möchte lieber mit dir verhandeln. Ich möchte lieber von dir die gesamte Wahrheit über diesen 'Deal' wissen," verlautete er auffordern, lehnte sich ruckartig in seinen Stuhl zurück, als warte er auf Rumi's nächsten Schachzug, der ihre überzeugende Rede sein sollte. Sein gesamtes Verhalten war theatralisch. In der letzten Stunde, in der sie diesen Mann analysierte, glaubte sie nun zu wissen, was er von ihr erwarte. Und vor alle, wie man mit diesem Mann am besten spricht. Ihre Anspannung verflog, denn diese Mafiosi waren alle gleich. Serafim war nicht anders als jedem anderen Mann, dem sie gegen ihren Willen in die Hände gefallen war.
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Elf treue Sklavinnen - und eine Rumi
ChickLitRumi ist eine übliche Studentin, die mit ihrer Mutter in der Vorstadt von Warschau lebt. Die häufigen Existenzsorgen treiben sie dazu eines Tages es endlich zu wagen und in einem Stripclub einen Job zu suchen, um ihre eigene und die Zukunft ihrer Mu...