𝟜𝟘. ℙ𝕆𝕍: 𝔸𝕟𝕥𝕠𝕟

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Nach dem Streit mit Rumjana ging ich wieder zurück nach unten und genoss weiter den Abend. Allerdings hatte ich diesen nagenden Gedanken im Hinterkopf: "Du hast einen Fehler gemacht." Dabei mache ich keine Fehler. Mein Verhalten hat einen trifftigen Grund.

Als Sergej sich an meinen Tisch setzte, um mir zu gratulieren und zu plaudern, bat ich ihn, dass er Lena kurz nach Mitternacht zu mir in die Suite schickt. Ich brauchte jemanden zum Reden. Jemanden, dem ich wirklich vertraue. Als ich oben im Zimmer auf- und ablief, machte ich mir Gedanken darüber was Rumjana gerade trieb. Auch nach drei Stunden waren sie immer noch nicht zurück und Stepan antwortete seit einer Stunde nicht mehr auf meine Funksprüche. Allerdings war ich auch nervös Lena wiederzusehen. Allein. Nur wir beide. Vor allem nachdem wie alles geendet hatte zwischen uns. Als es an meiner Tür klopfte und sie hereintrat, sah sie atemberaubend aus. Ihre langen Haare legten sich wie ein Schleier um ihre Schultern und ihren Rücken. Ihr bodenlanges, enganliegendes Kleid sah an ihrem Körper unverschämt gut aus. Sie strahlte mich an. Wir setzten uns in die Sessel und nur ein niedriger Tisch trennte uns.

"Geht es dir gut? Behandelt dich Sergej gut?", fragte ich neugierig.
"Er behandelt mich wunderbar.", ihr Gesicht strahlte erneut auf und ihre lächelnden Lippen entblößten ihre weißen Zähne. Ihr Gesicht änderte sich schlagartig. Sie erschien mir etwas betroffen zu sein, ja sogar etwas trotzig.

"Wie ich sehe, hast du Rumi behalten und ihr gesagt, dass ich tot bin.", ihre dunkelblonden Augenbrauen kletterten ihre Stirn hoch. Wieso musste sie immer gleich auf das eingehen, was am Meisten weh tat?
"Gut zu wissen, dass du so schnell über mich hinweg gekommen bist.", unterstellte sie mir verlegen.
"Was gibt es für eine bessere Methode, als lebendig begraben zu werden?", stichelte sie. Das kann nicht ihr ernst gewesen sein. Sie kennt mich doch! Sie kennt mich besser, als mir solche dummen Unterstellungen zu machen. Nein. Das durfte ich so nicht stehen lassen. Wie konnte sie glauben, ich würde sie einfach so vergessen können?

"Lena das verstehst du falsch. Ich habe das gesagt damit Rumi einlenkt. Es hat nichts mit dir zu tun.", gestand ich. Ich hoffte mit diesen Worten die Sitution zu entschärfen. Ich wollte ihr niemals wehtun. Diese Frau mit einem Heiligenschein hat den Himmel verdient und mein bestes Verhalten. Plötzlich fing sie jedoch an zu lachen, so als wäre ich in ihre Falle getappt. Sie entblößte lachend die Zähne und ihre blauen Lider senkten sich.

"Vielleicht bist du mir auch einfach sehr böse gewesen, weil ich Rumi bei der Flucht geholfen habe?", fragte sie und ließ ihre hübsch gemachten Nägel über das Holz der Armlehne gleiten. Das hatte ich fast schon vergessen. Das ist das einzige mal, dass mir diese Frau in den Rücken gefallen war.
"Wer hat dir auch so einen Scheiß erzählt, dass Arman..", fing ich an mich lautstark aufzuregen. "Weißt du was? Ist egal.", ich winkte mit meiner Hand und verstummte, so als wolle ich das Thema vom Tisch wedeln, wie alten Staub.

"Ich hätte mich raushalten sollen.", gestand sie trocken, dann stand sie auf und lief langsam um mich herum. Ihre langen Finger strichen mir über den Rücken. Mit kreisenden Bewegungen fuhr sie über den angespannten Nacken. Ihr liebliches Gesicht kam näher und sie raunte:
"Ich vermisse dich wirklich sehr."

Ich sag es doch, diese Frau haut immer auf die Themen, die am meisten weh tun.

Zwischen mir und Lena sind viele Funken geflogen, während ihres einjährigen Aufenthalts bei mir. Allerdings musste ich für meine Geschäfte und für ihre Sicherheit ihr Schicksal anders besiegeln. Ich musste die schwere Entscheidung fällen, dass ich sie nicht zu meiner persönlichen Sklavin machen möchte.

Mit ihr ist nichts falsch. Sie ist ein wunderbares Wesen, aber sie hat Besseres verdient und deshalb ist aus den vielen sprühenden Funken niemals ein loderndes Feuer geworden. Doch genau das versuchte sie immer wieder zu entfachen. Welcher Mann ließ schon gerne Frauen abblitzen, vor allem, wenn sie einem wirklich gefielen?

Elf treue Sklavinnen - und eine RumiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt