𝟚. 𝕎𝕒𝕤 𝕚𝕤𝕥 𝕕𝕒𝕤 𝕗ü𝕣 𝕖𝕚𝕟𝕖 𝕊𝕖𝕜𝕥𝕖?

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Einige Stunden später erschien aus dem Nichts ein riesiges Haus auf einem Feld. Es war zugeschneit, wie schon die restlichen gefühlten 5000 Kilometer. Von der Hauptstraße, auf der sie seit mindestens einer Stunde fuhren, bogen sie nach rechts auf einen Feldweg ab, der zu diesem einsamen riesigen Haus führte. Das Anwesen war ein starker Kontrast zu den wenigen verlassenen Häuser in der entfernten Nachbarschaft. Rumi erhaschte nur einen kurzen Blick auf die Umgebung, doch sie erkannte nur karge Felder weit und breit. Am Horizont waren hohe Berge zu erkennen, doch sie konnte sich irren, weil dichter grauer Nebel die Naht zwischen Boden und Himmel verschwimmen ließ.
Rumi starrte Pjiotr besorgt an. Was erwartete sie in diesem Haus? War es sein Haus? War das Ziel dieser mehrstündigen Fahrt dieses Haus im Nirgendwo? Rumi fragte sich, ob es überhaupt auf Google Maps zu finden war.

Die hintere Tür wurde von außen aufgerissen. Ein kalter Luftzug wehte durch das Fahrzeug. Es versetzte sie in eine Schockstarre. Ein kleiner breiter Mann in einem schwarzen Mantel reichte Rumi seine Hand und half ihr beim Aussteigen. Pjiotr und Oliver - so hieß der Komplize - stiegen nach ihr aus. Sie durchquerten ein geöffnetes eisernes Tor. Geschlossen gingen die Männer die Treppen hinauf zur Eingangspforte des Hauses. Der unbekannte Mann im schwarzen Mantel umfasste fest ihren Arm, damit sie nicht weglaufen konnte. Das war sehr durchdacht und klug von ihm, immerhin gab es in dieser Schneewüste ja genügend Möglichkeiten sich irgendwohin zu retten.

Das Haus war groß und von einem meterhohen Betonzaun umgeben. Das Haus war modern, quadratisch und hatte zwei Stockwerke. Das obere Stockwerk war an der Front verglast, sodass man hindurchsehen konnte. So ein seltsames Design hatte sie noch nie gesehen. Die drei Männer um sie herum wurden plötzlich ernst und bestimmt. Es herrschte eine bedrückte, eisige Stimmung. Sie wurde ins Haus begleitet, wo sie sich in einer Art Lobby wiederfand. Links führte eine Treppe ins zweite Stockwerk. Vor ihnen erstreckte sich das geräumige Wohnzimmer. Auf der gegenüberliegenden Seite war eine verglaste Wand mit einer Schienbetür, die zu einer zugeschneiten, grauen Terrasse führte. Die Männer hielten sich links und gingen die Treppen hinauf. Oben angekommen fand sie sich in einer Art Apartment wieder und wurde in einen Zwischenraum gedrängt. Der Raum war mit hellblauem und weißem Brokat tapeziert. Es war ein atemberaubendes Muster. Der Warteraum war eher schmal. Links befand sich ein weißes und hübsch verziertes Bücherregal. Rechts, also direkt gegenüber stand ein Tagesbett und ein Schemel. Es sah so glamourös und schön aus, dass es Rumi fast nichts ausmachte hier zu warten, während die beiden Männer nach links in einen anderen Raum verschwanden. Sie erhaschte nur einen kurzen Blick hinein. Es war ein Büro. In dem Raum, in dem sie wartete, wurde sie von dem breiten Mann im schwarzen Mantel bewacht. Demonstrativ stellte er sich vor die Tür, die zum Ausgang führte. Er legte seinen schwarzen Mantel ab und ein gutsitzender blauschwarzer Anzug kam zum Vorschein. Seine Miene war ernst und ausdruckslos. Rumi schaute sie neugierig umher. An der rechten Wand befand sich eine weitere Tür. Führte das in ein anderes Büro? Was war dort? Wieso musste sie draußen bleiben, wie ein Hund und durfte nicht mit den Männern hinein?

"Was machen die dort?", fragte sie den Türsteher. Er war blond, einen Kopf größer als sie und damit für einen Mann eher klein, breit und muskulös. Seine Gesichtszüge waren eckig und kantig, wie bei einem großen Felsen. Seine Nase ähnelte dem Schnabel eines Adlers. Die blauen Augen starrten an ihr vorbei, als wolle er ihre Existenz nicht anerkennen.
"Was soll das hier?", rief Rumi, stand auf und versuchte an dem Türsteher vorbeizukommen. Doch dieser schubste sie energisch zurück.
"Antworte mir!", forderte sie ungehalten. Der Mann öffnete unbeeindruckt von ihrem Gebrüll seinen Mund. Bei diesem Anblick erschrak sie heftig und starrte ihn ungläubig an. Zuerst irritierte sie diese seltsamen Geste, doch dann erkannte sie es: in seinem Mund fehlte eine Zunge. Rumi wurde etwas übel und sie wendete sich ab. War das angeboren oder hatte ihm das jemand angetan?

Elf treue Sklavinnen - und eine RumiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt