"Wo bleiben die denn? Wir müssen bald losfahren.", ertönte Nina's Stimme in Alex Richtung. Die beiden standen vor dem Tor und warteten. Der Motor des SUV's schnurrte im Hintergrund und parkte auf dem halb-gefroren Feldweg vor dem Haus. Das Metalltor stand weit offen und die Scheinwerfer des Autos beleuchteten den Eingangsbereich. Draußen befanden sich lediglich Alex, Nina und der Fahrer, der im warmen Auto saß. Es war früh am Morgen und eine äußerst dunkle Februar-Nacht. Nachts fühlte man sich hier wie auf einem anderen Planeten, da nirgends in der Umgebung Licht schien. Die Dunkelheit vor dem Morgengrau verschluckte jede Gestalt, die es sich wagte in die Nacht zu treten. Wäre das Licht der Autoscheinwerfer nicht, könnte Nina nicht einmal ihre eigene Hand vor den Augen erkennen. Als Nina ungeduldig nach Alex's linken Arm schnappte, um einen Blick auf seine Uhr zu werfen, wurde sie nervös. Ein leiser Verdacht beschlich sie, dass Anton alles dafür tun würde damit sich die beiden voneinander nicht verabschieden könnten. Anton hätte es Rumi einfach verheimlichen können, dass sie heute abreise. Dabei gäbe es dafür keinen logischen Grund. Von den anderen Mädels wusste sie, dass Anton immer auf den Treppen stand um sich von den Frauen, die er an neue Eigentümer verkauft hatte, zu verabschieden sobald sie zum Flughafen gebracht wurden. Allerdings wäre es keine Neuheit, wenn er Nina plötzlich anders behandelte. Immerhin hatte er gestern Alex die wichtige Aufgabe überlassen ihren Pass zurück zu geben. Doch bevor ihre Skepsis sie vereinnahmen konnte wie ein Erdloch, welches sie mit in die Tiefe reißen würde, öffnete sich plötzlich die knarrende Eingangstür und Anton trat heraus. Hinter seinem wuchtigen Körper, der in einem wadenlagen schwarzen Wollmantel gehüllt war, kam Rumjana zum Vorschein in ihrem Pelzmantel aus Fuchs. Nina bemerkte kaum, wie sich ihr Brustkorb erleichtert senkte, als sie ihr Gesicht erkannte. Anton trat zur Seite mit gefalteten Händen vor seinem Schritt. Seine Gesichtszüge waren verhärtet und das Licht ließ sein markantes Gesicht erhaben aussehen, mehr als es von Natur aus schon war. Rumjana hingegen war bleich. Ihre blasse Haut reflektierte das Scheinwerferlicht wie ein Spiegel und sie sah aus wie Geist. Nina's Herz blieb für einen Moment stehen bei diesem angsteinflößenden Anblick. Langsam lief sie zur Treppe und bereitete sich mental auf diese Zeremonie vor. Nach all den Jahren hatten sich kleine Rituale etabliert von denen Alex ihr gestern Nacht noch erzählte. Er hatte sie instruiert sich bei ihm zu bedanken für seine Güte und sie sollte ihm ein letztes Mal Respekt erweisen, egal wie sie tatsächlich zu ihm stand. Die Fähigkeit große Gefühle des Respekts zu heucheln, ist ein großer Grundstein dieser Mafia-Banden. All das wäre es jedoch wert, wenn sie ein letztes Mal Rumjana umarmen dürfte. Mit jedem weiteren Schritt den sie tat, wurde Anton's Miene finsterer, obwohl ihm die Anstrengung anzumerken war, die es erforderte. Bald kam sie direkt vor ihm zum Stehen und beobachtete, wie sein Blick desinteressiert auf ihrer Gestalt lag.
"Ich habe dir viel zu verdanken, Anton." brachte sie über die Lippen und nickte einmal als befinde sie sich bei Hofe von Katharina der Zweiten.
"Ich weiß, dass ich mich sehr glücklich schätzen kann hier gewesen sein zu dürfen.", Nina's Stimme klang so aufrichtig wie nur nötig, um ihm den Respekt zu zollen, von dem Anton glaubte, dass er diesen verdiente. Ein sehr leises Lächeln huschte ihm über die Lippen, doch sein gesamtes Wesen strahlte aus, dass er den Moment kaum abwarten könne, in dem sie endlich in das Auto steigen und davonfahren würde. Auch die dunkelste Februar-Nacht des Jahres konnte diese Tatsache nicht verstecken. Plötzlich nahm der peitschende Wind einen tiefen Atemzug und wirbelte allen Beteiligten im Eingangsbereich eisig kalte Luft ums Gesicht. Doch auch das würde sie nicht daran hindern eine letzte Bitte an Anton zu richten. Rumjana hatte sich wie ein kleines Kind an Anton's Arm gehängt und ihr Körper zitterte von der Kälte. Sie sah sehr verschlafen aus. So als hätte Anton sie erst vor 10 Minuten geweckt. In Anbetracht der Zeit, kurz vor 06:00 Uhr morgens, vielleicht auch gar nicht so abwegig. Von Alex hörte sie, dass sie seit letzter Woche nicht mehr unten gewesen war. Wer weiß, was sie die letzte Tage seelisch durchgemacht hat.
"Ну, что мы едим?", rief der Fahrer ungeduldig, nachdem er kurz seine Tür geöffnet hatte und aus seinem Sitz sprang. Alle drehten sich nach ihm um und Alex lief zu ihm herüber auf den Feldweg, um ihn für einen Moment zu besänftigen. Der peitschende Wind nahm einen tiefen Luftzug und wirbelte allen Beteiligten im Eingangsbereich eisig kalte Luft ums Gesicht. Doch auch das würde sie nicht daran hindern eine letzte Bitte an Anton zu richten. Rumjana hatte sich wie ein kleines Kind an Anton's Arm gehängt und ihr Körper zitterte von der Kälte. Sie sah sehr verschlafen aus. So als hätte Anton sie erst vor 10 Minuten geweckt. In Anbetracht der Zeit, kurz vor 06:00 Uhr, vielleicht auch gar nicht so abwegig. Von Alex hörte sie, dass sie seit letzter Woche nicht mehr unten gewesen war. Wer weiß, was sie die letzten Tage seelisch durchgemacht hat?
"Ну, что мы едим?", rief der Fahrer ungeduldig, nachdem er kurz seine Tür geöffnet hatte und aus seinem Sitz sprang. Alle drehten sich nach ihm um und Alex lief zu ihm herüber auf den Feldweg.
"Щас - секундочку!", rief Nina beschwichtigend in seine Richtung und wandte sich ein letztes Mal an Anton.
"Dürfte ich mich von Rumjana verabschieden? Allein.", betonte sie deutlich und bat zuckersüß mit großen Augen um seine Erlaubnis. Anton schien unzufrieden, doch mit einem deutlichen Nicken erteilte er seine Zustimmung. Gleichzeitig schien Rumjana aus ihrem Halbschlaf zu erwachen, denn sie riss schockiert ihren Kopf zu ihm empor. Fast schon hilfesuchend schaute sie zu ihm, als verstehe sie nicht was als nächstes passieren würde.
"Begleitest du mich zum Auto?", fragte Nina vorsichtig und wollte langsam nach Rumi's Hand greifen, doch sie hakte sich aus Anton's Arm aus, um ihre Hände in den Taschen ihres Pelzmantels zu verstecken. Sie setzte sich nur langsam in Bewegung und folgte ihr, als gäbe es einen großen inneren Widerstand gegen den sie zuerst ankämpfen müsste. Sie wollte offensichtlich ihre Hand nicht halten. Sobald sie Anton den Rücken kehrten, glaubte Nina für einen Moment sie verliere den Verstand. Was war nur in diesen wenigen Tagen passiert, dass sie plötzlich so reagierte? Immerhin hatte sie Rumjana's zitternden Körper gehalten, als die böse Realisation sie eingeholt hatte. Und sie war es, die ihre Tränen aufgefangen hatte, als sie es endlich schaffte Anton davon zu jagen. Das war's? Waren all diese Momente vergessen? Hatte sie vergessen, dass auch sie nur gezwungen war das zu tun, was von ihr erwartet wurde?
Als die beiden vor der hinteren Tür des Autos zum Stehen kam, bemerkte Nina wie Anton die beiden aufmerksam beobachtete. Trotz seines Blickes, fühlte sich Nina ungestört. Sie waren aus seiner Hörreichweite.
"Ich weiß nicht, ob dir Anton das erklärt hat, aber ...", ergriff Nina das Wort.
"Ja, er hat dich verkauft an einen Oligarchen, so wie du wolltest.", begegnete Rumi ohne jegliche Regung in ihrem Gesicht. Es war offensichtlich, dass sie diese Verabschiedung einfach nur schnell hinter sich bringen wollte. Ihre Hände waren immer noch tief in den Taschen ihres Mantels versteckt.
"Du wirst mir sehr fehlen. Ich habe selten mit jemanden so schnell, solch eine tiefe Freundschaft aufgebaut, Rumi. Du hast so ein gutes Herz.", nur mit Mühe und letztem Mut kratzte Nina diese Worte zusammen, doch mit jedem weiteren Wort, schien so, als dringe immer weniger davon zu zu Rumjana hindurch. In der unheimlichen Dunkelheit sah sie lediglich ihre blassgraue Haut schimmern und ihre dunklen Augen verschmolzen mit dem Hintergrund der schwarzen Nacht. Es war angsteinflößend. Ihre gesamte Figur war reglos, sie brachte kaum ein überflüssiges Wort über die Lippen. All das hatte sich Nina anders vorgestellt. Sie wollte ein letztes Mal in diese braunen, lodernden Augen blicken und ihre Freundin darin sehen, mit der sie so viel gelacht hatte, doch Rumjana war wie ausgewechselt. Frust stieg in ihr auf. Obwohl Nina wusste, dass sie in weniger als fünf Minuten endlich in diesen Wagen steigen würde und niemals hierhin zurückkehren müsste, war sie sich der Tatsache bewusst, dass Rumjana diese Möglichkeit nicht hatte. Nina fühlte sich schuldig, dass sie Rumjana hier zurückließ mit diesem Psychopathen. Mit einem Mann, der ihr all diesen Schmerz angetan hatte, aber gleichzeitig die Fähigkeit besaß Rumjana einzureden, dass alle anderen daran die Schuld trugen. Anders konnte sie sich Rumi's abwertende Reaktion nicht erklären. Er muss etwas getan haben. Er muss etwas gesagt haben. Etwas muss in ihrem inneren Kompass kaputt gegangen sein, dass ihr Instinkt sich von ihr abwendet. Nachdem sie diese Gestalt, die sie bald nicht mehr ihre Freundin nennen konnte, einige Momente anschaute, regte sich Rumjana plötzlich. Endlich! Endlich sagte sie wenigstens ETWAS.
"Gute Reise, Nina. Ich freue mich sehr, dass dein Traum in Erfüllung geht.", brachte sie emotionslos hervor. Ihre Lippen bewegten sich kaum, als sie diese Worte hervorbrachte. In Nina's Brust machte sich ein übles Stechen bemerkbar, welches ihr den Atem raubte. In diesem Moment wollte sie schreien, Rumi an den Schultern packen und sie wachrütteln. Wie gern wäre sie zu Anton zurückgelaufen, um ihm an die Gurgel gehen vor überschäumender Wut.
Nina hatte es schon immer geahnt, doch es jetzt so deutlich mit eigenen Augen zu sehen war erschreckend und ekelerregend zugleich. Anton hatte es endlich geschafft. Sie ist ein Roboter. Sie ist sein Roboter. Er hat sie zerbrochen wie ein Ei. Ihr Inneres lag brach vor ihm. Nina realisierte, dass sie Rumi in diesem Zustand zurückließ: schutzlos und ausgeliefert; sie wird den Verstand verlieren; das ist der nächste Schritt. Er wird ihr injizieren, dass er der Einzige ist, der sie versteht. Er wird ihr vormachen, dass er der Einzige ist, der ihr helfen kann. Und danach? Danach wird sie kein Leben mehr ohne Anton führen können. Sie wird an jedem Wort hängen, welches über seine Lippen kommt und wenn er manipulativ genug ist, werden sich dabei gleichzeitig ihre Lippen um seinen Schwanz schmiegen. Anton ist längst nicht nur ein Mafia-Boss. Er ist ein Sektenführer. Er ist wie eine Bienenkönigin, der ein ganzes Heer an Männern und Frauen in seinem Haus verscharrt, die ihm jeden Wunsch erfüllen sollen. Nach dieser bitteren Erkenntnis, sammelte Nina einen kleinen Rest ihrer verbliebenen Liebe für Rumjana und breitete ihre Arme weit aus. Sie drückte liebevoll dieses verlorene Wesen an sich. Egal wie groß ihre Trauer war, sie konnte nichts mehr ausrichten. Es gab keinen Weg, um ihr zu helfen. Die aufkommenden Tränen, schluckte sie tapfer hinunter. Ein letztes Mal spürte sie ihre schmale Taille unter ihren Fingerkuppen. Rumjana ließ es über sich ergehen, sie regte sich kaum und balancierte lediglich ihr Gewicht, um von der Wucht der Umarmung nicht umzufallen.
"Ich wünsche mir für dich nichts sehnlicher, als dass du hier weg kommst. Ich hoffe sehr, dass du eines Tages ein besseres, ein freieres Leben führen kannst.", hauchte sie ihr durch ihre dichten, glatten Haare. Als Rumjana losließ, streifte sie Nina ein letztes Mal mit leerem Blick bevor sie wie eine verlaufene Hündin zurück zu ihrem Herrchen huschte.Nina wischte sich eine verirrte Träne von der Schläfe und stieg in den SUV. Alex setzte sich mit in den Wagen. Er begleitete sie bis nach Minsk. Anton und Rumjana beobachteten wie sich der Wagen langsam in Bewegung setzte und davonfuhr.
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Ну, что мы едим? - Was jetzt, fahren wir los?
Щас! - секундочку! - Gleich! Eine Sekunde!
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Elf treue Sklavinnen - und eine Rumi
ChickLitRumi ist eine übliche Studentin, die mit ihrer Mutter in der Vorstadt von Warschau lebt. Die häufigen Existenzsorgen treiben sie dazu eines Tages es endlich zu wagen und in einem Stripclub einen Job zu suchen, um ihre eigene und die Zukunft ihrer Mu...